Zehn Jahre "Eurovision in Concert" in Amsterdam
Nach Riga, Moskau, London und Tel Aviv bildete "Eurovision in Concert" in Amsterdam am vergangenen Wochenende den krönenden Abschluss der diesjährigen Pre-Party-Saison. Das älteste aller Fan-Events, die im Vorfeld des Eurovision Song Contest 2018 ein wenig ESC-Glamour in die unterschiedlichsten Winkel Europas tragen, feierte in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Und das wurde mit einem rauschenden Fest gefeiert, das im Anschluss an den Auftritt von 32 der 43 diesjährigen Song-Contest-Kandidatinnen und -Kandidaten bis in die frühen Morgenstunden andauerte.
Jubiläums-Show - größer, schöner, bunter
Nachdem die Eintrittskarten für die populäre Veranstaltung 2017 in Minutenschnelle ausverkauft waren, hatten die Organisatoren die urige aber dem Andrang nicht mehr gewachsene Location im Melkweg gegen den etwas außerhalb gelegenen Konzertsaal AFAS Live eingetauscht, der mehr als dreimal so viele Besucher fasst. Dass sich die Halle für ein solches Event geradezu anbietet, dürften die Organisatoren bereits 2012 festgestellt haben, als dort das Finale des Junior Eurovision Song Contests stattfand. Zudem sollte "Eurovision in Concert" zur Feier des zehnjährigen Bestehens noch größer, schöner und bunter werden. Am Ende stellte das EiC-Team eine dermaßen perfekte Show auf die Beine, dass sie kaum noch den Anschein einer Fanveranstaltung besaß.
"Mini-Song-Contest" mit Veteranentreffen
Das wurde schon bei der Eröffnung deutlich, zu der neben dem niederländischen Justizminister auch EBU Executive Supervisor Jon Ola Sand höchstpersönlich ein paar Grußworte sprach. Dazu winkten am Abend zahlreiche niederländische ESC-Veteraninnen und -Veteranen wie Maggie MacNeal (1974, 1980), Getty Kaspers (1975) und Joan Franka (2012) von der Ehrentribüne, während die Belgierin Sandra Kim nicht nur ihren Siegertitel "J’aime la vie" anstimmte, sondern für das Geburtstagsevent ein ganzes Medley bekannter Song-Contest-Melodien trällerte. Durch das Programm des diesjährigen "Mini-Song-Contests" führte ESC-Kommentator Cornald Maas gemeinsam mit Sängerin Edsilia Rombley, die in der Vergangenheit schon zweimal beim Wettbewerb angetreten war.
Künstler vertreten kranke Kollegen
Im Mittelpunkt der Veranstaltung standen allerdings die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Eurovision Song Contest in Lissabon. Allerdings waren nicht alle Solisten, Duos und Bands nach Amsterdam gereist. Émilie Satt, weiblicher Part des französischen Duos Madame Monsieur, verzichtete aus gesundheitlichen Gründen auf einen Auftritt, wurde aber von ihrer britischen Kollegin SuRie vertreten, die unter dem Jubel der Zuschauer neben ihrem eigenen Beitrag "Storm" auch den französischen Titel "Mercy" in einer englischen Version vortrug. Auch ein Mitglied der Gruppe Equinox war verhindert und wurde zur Freude der Fans durch den letztjährigen bulgarischen Teilnehmer Kristian Kostov vertreten.
Überraschungen und Abstürze
Obwohl der technische Aufwand in diesem Jahr deutlich höher war als bei früheren EiC-Veranstaltungen - es gab im Hintergrund sogar eine LED-Wand - bot die Show einen relativ unverfälschten Eindruck von den Gesangs- und Performance-Qualitäten der Künstler. Während viele Fans nach dem Auftritt von Sennek belgische Siegeshoffnungen zu Grabe trugen, sorgte vor allem der stimmgewaltige Auftritt des Albaners Eugent Bushpepa für tosenden Applaus. Die von den Buchmachern hochfavorisierte Israelin Netta Barzilai fiel mit einem schrillen Outfit, einer Krone aus Stiletto-Absätzen auf, der Tscheche Mikolas Josef mit coolen Tanzschritten und die Finnin Saara Aalto mit einer XXL-Version ihres Tanzflächen-Fegers "Monsters". Auch Michael Schultes Ballade "You Let Me Walk Alone" sorgte bei vielen Zuschauern für einen Gänsehautmoment. Am Ende des Abends gab es allerdings nur eine Gewissheit: Die Schlacht um die ESC-Trophäe ist noch lange nicht geschlagen.