Kristian Kostov: Der Mann fürs Gefühlige
Mit seinen gerade eben 17 Jahren ist der bulgarisch-russische Singer-Songwriter Kristian Kostov der absolute Jungspund beim diesjährigen ESC - selbst der nahezu gleichaltrige Australier Isaiah hat ihm noch ein paar Monate voraus. Und auch wenn man ihn aus rein optischen Gesichtspunkten fast noch zum Junior ESC schicken möchte: Sobald er eine Bühne betritt und anfängt zu singen, ist schnell klar, dass er zwar blutjung, aber ganz sicher kein Greenhorn ist. Kostov weiß schon ziemlich genau, wo seine Stärken liegen und wie er diese am besten ausspielen kann. Seine Talente liegen im Singen von Balladen und emotionsgeladenen Schmachtfetzen im Zusammenspiel mit einem dramatischen Augenaufschlag - um nicht zu sagen Schlafzimmerblick.
Mit sechs Jahren beginnt Kostovs Musikkarriere
Die Stimme des im Jahr 2000 in Moskau geborenen Sängers klingt deutlich erwachsener, als er ist. Und er weiß mit ihr umzugehen. Wenn er anhebt zu singen, verfallen die Mädchen in der ersten Reihe wie zu besten Take-That-Zeiten in lautes Gekreische. Nicht umsonst gilt er als Mädchenschwarm und wird in Russland und Bulgarien als aufstrebender Nachwuchsstar gehandelt. Seine Musikkarriere begann er früh. Kostov, dessen Vater aus Bulgarien und dessen Mutter aus Kasachstan stammt, wächst in Russland auf. Im Alter von sechs Jahren tritt er der renommierten Kindermusikgruppe Neposedy bei - einer Formation, die junge Talente fördert und zu deren ehemaligen Mitgliedern unter anderem die Mädchenband t.A.T.u. und Sergey Lazarev zählen. Letzterer ist in Russland ein Superstar und schaffte es beim ESC 2016 in Stockholm auf den dritten Platz.
Casting-Shows bringen erste Erfolge
Nach fünf Jahren und landesweit zahlreichen Konzerten verlässt er die Formation, um seine Solokarriere voranzutreiben. Sein Weg führt ihn zunächst in verschiedene Casting-Shows mit jeweils sehr guten Platzierungen. 2014 nimmt er an der russischen Ausgabe von "The Voice Kids" teil. Schon da ist es eine gefühlige Ballade, mit der er in der Audition-Phase alle drei Juroren von sich überzeugt. Durch die Show gerät er - zumindest mittelbar - auch zum ersten Mal mit dem ESC in Berührung: Er wird von Dima Bilan gecoacht, der mit einem Sieg und einer Zweitplatzierung auf eine äußerst erfolgreiche Song-Contest-Vergangenheit zurückblicken kann. Den Wettbewerb gewinnt Kostov letztlich zwar nicht, aber er gelangt durch die Sendung zu erster Bekanntheit und einer Schar vornehmlich weiblicher Fans.
Nach Russland erobert Kostov Bulgarien
Bei einem Besuch der Heimat seines Vaters versucht Kostov ein Jahr später erneut sein Glück: Er bewirbt sich bei der bulgarischen Ausgabe von "The X Factor". Mit seinen Interpretationen von Hits von Justin Bieber, Sam Smith und Bruno Mars zieht er das Publikum auf seine Seite und rührt mit balladigen Arrangements von Mega-Hits wie Sias "Chandelier" inklusive einem Augenaufschlag zum Niederknien die Jurorinnen mehrfach zu Tränen. Am Ende erreicht er den zweiten Platz in der Show. Erneut scheint sein Erfolg sich weniger darin zu begründen, dass er beim Wettbewerb den Sieg abräumt. Denn abermals verhilft ihm allein die Teilnahme zu großer Bekanntheit und schmachtenden Fans. Und diesmal springt auch ein Plattenvertrag für ihn raus. Seine erste Single für den bulgarischen Markt - "Not For Me" - wird ein Nummer-eins-Hit und hält sich zwei Wochen an der Spitze der Top 100 Airplay Charts.
Kostov erzielt bisher größten ESC-Erfolg für Bulgarien
Balladen und emotionsgeladene Songs ziehen sich wie ein roter Faden durch Kostovs Auftrittsleben. Für Kiew hat er mit "Beautiful Mess" entsprechend das im Gepäck, was er am besten kann: eine gefühlige Popballade. Laut dem bulgarischen TV-Sender BNT ist der Song so arrangiert, dass Kostov Raum für Improvisation und Interpretation bleibt. Mit der Strategie, auf diese Weise einen besonders authentischen Auftritt hinzulegen, wollte Kostov an den Erfolg seiner Vorgängerin Poli Genova anknüpfen, die beim ESC 2016 in Stockholm mit dem vierten Rang die bis dato beste Platzierung für Bulgarien erreicht hatte. In den Jahren zuvor war es dem vergleichsweise jungen ESC-Land nur einmal geglückt, überhaupt ins Finale einzuziehen. Die Buchmacher prognostizieren allerdings, dass Kostov Genova überflügeln wird. Und sie sollen recht behalten: Der Nachwuchssänger erreicht einen stolzen zweiten Platz im Finale.