Mikolas Josef: Smarter Typ und Perfektionist
Mikolas Josef ist jung, aber musikalisch hat er schon vieles ausprobiert. Jetzt, so sagt er, habe er seinen Sound gefunden. In seinem Fall ist das nicht nur ein entscheidender Satz für ihn als Musiker, sondern hat auch große Bedeutung in Sachen Eurovision Song Contest. Denn bereits 2017 hätte er dabei sein können. Ihm war dafür der Song "My Turn" angeboten worden, mit dem später Martina Bárta antrat. Mikolas Josef hatte abgelehnt. Es sei nicht sein Lied gewesen, er habe keine Verbindung zu dem Song gehabt, sagt er im Interview mit eurovoxx. Nicht sein Sound eben. Für ihn hat sich das Warten gelohnt: 2018 vertritt er Tschechien mit seinem eigenen Titel "Lie To Me" beim Eurovision Song Contest in Lissabon.
Musik statt Universität
Mikolas Josef wird am 4. Oktober 1995 geboren, wächst in Prag und Znojmo auf. Er stammt aus einer musikalischen Familie, mit fünf Jahren beginnt er Gitarre zu spielen. Obwohl er von der englischen Schule in Prag beste Noten mit nach Hause bringt, entscheidet er sich gegen ein Universitätsstudium - ganz einfach, weil er Musik machen will. Mit 17 bekommt er von der London Academy of Music and Dramatic Art die Goldmedaille für Schauspielerei. Er gilt als smarter Typ, hat auch ein Jahr mit Erfolg für Marken wie Prada, Replay und Diesel als Model gearbeitet. Doch das sei nicht seine Welt gewesen, sagt er später, und hört auf.
Als Straßenmusiker unterwegs
Von da an zählt für ihn nur die Musik. Er tourt als Straßenmusiker durch Europa, spielt in Städten wie Oslo, Zürich, Hamburg, Wien und Prag. "Ich wusste, dass ich die Angst vor der Bühne loswerden musste. Auf der Straße zu spielen, ist der beste Weg, um als Performer zu wachsen. Das war eine wertvolle Zeit für mich." Seine erste Single "Hands Bloody" veröffentlicht er 2015. Es folgten "Free" und "Believe", beide machen ihn in Tschechien bekannter. Er entscheidet sich, nach Wien zu ziehen, dort wird Musikproduzent Nikodem Milewski sein musikalischer Mentor. Mit ihm gemeinsam produziert er auch seinen Titel für Lissabon.
"Leute sollen tanzen"
In "Lie To Me" gehe es um einen jungen Mann, der es schwer habe, die richtige Frau - oder Beziehung - zu finden. "Nach einer schwierigen Trennung alles Belastende aus dem Kopf zu bekommen, und das auf eine positive Art", sagte Mikolas Josef im Interview mit wiwibloggs. "Es geht um schwere Zeiten, die du durchmachst, aber trotzdem schaust, dass du nicht von der Negativität verschluckt wirst. Ich versuche, die Negativität zu nehmen, sie irgendwie in mir zu transformieren und sie in einer positiven Art und Weise auszuspucken, damit Leute tanzen und glücklich sein können, wenn sie den Song hören."
Eigene Vision verwirklichen
"Lie To Me" ist zweifellos ein Song zum Tanzen. Sprachlich geht es dabei ganz schön zur Sache. Für den ESC-Auftritt müsse er ihn wohl noch entschärfen, heißt es nach der nationalen Vorentscheidung. So etwas wie das berühmte "F-Wort" hört die European Broadcasting Union (EBU) auf der Eurovisionsbühne gar nicht gerne. Auch das Video zu "Lie To Me" hat Josef mit einem ausgesuchten Team produziert - und Regie geführt. "Je mehr Leute an einem Projekt arbeiten, desto weniger erkennt man am Ende den Charakter des Künstlers", sagt er wiwiblogs. Für einen Künstler sei es wichtig, so viel wie möglich zu zeigen, was wirklich von ihm selbst komme. "Ich versuche, meine ganz eigene Vision zu verwirklichen." Konsequent setzt er seine Ideen um, da darf es auch schon mal ein Kamel sein, das durch sein Video spaziert.
"Künstler können nur authentisch überzeugen"
Mikolas Josef geht seinen eigenen Weg. Nur so, sagt er, kann er als Künstler authentisch überzeugen. Ein Lied, das nicht von ihm stamme, zu dem er keine Verbindung habe, könne er auch nicht authentisch transportieren, sagt er eurovoxx. "Es gibt diesen wichtigen Moment, wenn Du auf die Bühne kommst." Dann seien sie da, diese Emotionen, Gefühle aus der Vergangenheit, und er könne sie mit dem Publikum teilen. "Es macht mich deshalb glücklich, mit meinem eigenen Song antreten zu können."