Martina Bárta: Jazztalent mit viel Gefühl
Wenn weiche Saxofontöne erklingen, ein Kontrabass leise den eingängigen Rhythmus vorgibt und das Jazzpiano sanft den Takt aufnimmt, dann ist Martina Bárta ganz in ihrem Element. Am liebsten live und als kraftvolle Gesangsstimme einer Big Band, mit der sie schon viele Male auf der Bühne stand. Dann blüht die junge Tschechin auf, swingt mit Fingerschnippsen zum Takt und unterhält das Publikum mit ihrer Gesangskunst und kleinen Anekdoten - ganz so, wie es die großen Jazz-Vocals schon immer getan haben.
Die 28-jährige Pragerin vertritt die Tschechische Republik beim ESC 2017 in Kiew - in der jungen ESC-Geschichte des Landes die erst sechste Teilnahme überhaupt. Und da Jazz beim ESC noch nie besonders von Erfolg gekrönt war, versuchen es die Tschechen gar nicht erst, Bárta mit einem jazzigen Song ins Rennen zu schicken. Ähnlich wie die tschechische Kandidatin 2016, Gabriela Gunčíková, nimmt sich auch Bárta mit "My Turn" eine Power-Ballade vor. Ein zurückhaltender Song, bei dem die kehlige Stimme der Sängerin im Vordergrund steht.
Aufregendes Leben zwischen Berlin und Prag
Dabei hat Martina Bárta musikalisch noch sehr viel mehr zu bieten: Schon früh begeistert sie sich für Jazzgrößen, besucht später das Jan-Neruda-Musikgymnasium in Prag und erlernt dort einige klassische Instrumente. Darunter auch das außergewöhnliche Waldhorn, das sie heute in ihre Jazzmusik einfließen lässt. Am Prager Staatskonservatorium und dem renommierten Jazz Institut der Berliner Universität der Künste perfektioniert Bárta ihre große Leidenschaft. Sie führt ein aufregendes Leben zwischen Berlin und Prag, steht mit der, in ihrer Heimat sehr bekannten Felix Slováček Big Band auf der Bühne und ist auch hierzulande musikalisch sehr aktiv.
2014 wird Martina Bárta für einige Zeit Teil der deutschen Jazz-Kombo 4 to the bar. Dann aber widmet sie sich immer mehr ihren eigenen Projekten: Gemeinsam mit Sänger Marcus Gartschock entsteht das Jazz-Duo Scotch and Soda. Darüber hinaus tourt sie mit ihrer Schwester, der Jazzpianistin Kristina Bárta, durchs Land und nimmt an der tschechischen TV-Casting-Show "Robin Hood - der Weg zum Ruhm" teil. So wird sie zur "Lady Marianne" im Musical "Robin Hood" von Ondřej Soukup und Gábina Osvaldová am Prager Theater Kalich.
Mit "My Turn" zum ESC-Halbfinale
"Ewig reisend zwischen Prag und Berlin", wie sie es selbst in ihrer Biografie beschreibt, wird Bártas musikalisches Talent schließlich vom tschechischen Fernsehen wahrgenommen. Die Wahlberlinerin mit dem sympathischen Akzent nimmt am internen ESC- Vorentscheid teil und schafft es, die Verantwortlichen zu überzeugen. Aus rund 300 eingereichten Songs wird schließlich die Ballade "My Turn" von Songwriter Kyler Niko und dem englischen Produktionsteam DWB ausgewählt. Im ersten Halbfinale von Kiew kann sie die Televoter und Jurys jedoch nicht von ihrem Song überzeugen. Sie scheidet aus und zieht nicht ins Grand Final ein.