Ein Abend der Überraschungen
Na klar, Griechenland, Island, Tschechien und Slowenien performten sich ins Finale am Samstag - es waren ja die Favoriten, auf sie hatte man gesetzt. Aber eben nicht auf Weißrussland und Zypern, die beide eher unerwartet in die letzte und finalste Runde rutschten.
Die eigentliche Nachricht des Abends in Tel Aviv war vielmehr, dass Serhat, der bereits 2016 für San Marino beim ESC dabei war und keineswegs über das Semifinale hinauskam, mit "Say Na Na Na" zur großen Freude des Hallenpublikums - und gewiss auch der Televoter und Jurys - als einer der zehn Qualifizierten genannt wurde.
San Marino schafft es auch so
San Marino, der kleine, auf einem radfahrerfeindlichen Hügel gelegene Flecken inmitten Italiens nahe der Adria, ist seit 2008 dabei. Und es ist keine Verschwörungstheorie, wenn man feststellt: Dieser Stadtstaat hat im großen Eurovisionsländerreigen nicht viele Freunde. Nicht so wie Schweden oder Dänemark, die immer davon ausgehen können, dass eine gewisse Mindestpunktzahl durch ihre Nachbarn zusammenkommen wird.
Nur einmal schaffte San Marino den Sprung ins Finale, das war 2014 in Kopenhagen mit Valentina Monetta und ihrem Ralph-Siegel-Titel "May Be". Serhat, der eine coole Show mit seinem schwungvollen Titel in Tel Aviv zeigte, ist ein Mann mit feiner Gelassenheit und ohne Starallüren, soweit man das nach wenigen Begegnungen sagen kann. Womöglich hat er am Dienstagabend die wichtigste Differenz zu den meisten Rivalen zu setzen gewusst: eine Performance ohne ersichtliche Nervosität.
Man gratuliere dem Team um Serhat, es ist san-marinesisch und in vielerlei Hinsicht auch deutsch - das Produktionsteam ist es überwiegend und auch die meisten der Bühnenkolleginnen des Sängers. Die Mannschaft um diesen Crooner ist dieselbe, die sich unter anderem auch um die Malteser Fabrizio Faniello und die ESC-Zweite von 2002 in Tallinn, Ira Losco, kümmerten.
Dana International - wie aus einem Jungbrunnen entstiegen
In diesem, überraschungssatten Sinne war es eine schöne Show - weil sie neben fideler Lebendigkeit auch eine Dana International zeigte, die einen Titel vorstellte und 20 Jahre jünger wirkte als 1998 in Birmingham: eine Cher auf nahöstlich - sie hatte das Momentum des Abends für sich.
Aber allen Stars - den klassischen - zum Trotz: Ein ESC ist kein erinnerungswürdiger, bei dem sich das Erwartbare durchsetzt. Serhats Auftritt für San Marino macht den Abend gelungen - und lässt auf das zweite Semi hoffen - und auf das Finale sowieso.