"7th Wonder", 2002 in Tallinn (Finale) (2. Platz, 164 Punkte, davon 137 Jurypunkte)
Ira Loscos zweiter ESC-Anlauf für Malta
Malta - einst britische Kolonie, heute kleinster Staat der EU, beliebte Ferieninsel und Steueroase. Hauptstadt: Valletta, Hauptexportprodukt: Petroleum. Und sonst so? Spontan fällt einem nicht viel mehr ein zum sonnenverwöhnten Archipel im Mittelmeer. Nur einmal im Jahr schiebt sich Malta auch ins Licht der Öffentlichkeit: beim Eurovision Song Contest. Und das liegt nicht nur am sogenannten Zwergenbonus, sondern durchaus auch an den Beiträgen.
Malta kann auf ESC-Erfolge zurückblicken
Die nämlich waren in der Vergangenheit zum Teil recht erfolgreich. Insgesamt gab es bisher 13 Top-Ten-Platzierungen. 2002 in Tallinn schrammte Ira Losco mit "7th Wonder" sogar nur knapp am Sieg vorbei, und drei Jahre später, 2005 in Kiew, war es Chiara, die mit "Angel" ebenfalls Zweite wurde. Doch längst haben sich dicke Wolken vor die maltesische Grand-Prix-Sonne geschoben. Nach dem verheerenden letzten Platz von Fabrizio Faniello 2006 in Athen wählte Europa gerade einmal vier Beiträge des südeuropäischen Landes ins Finale. Kein Wunder also, dass man 2016 alle Hoffnung aufs Bewährtes setzte. In diesem Fall: Ira Losco.
Vier Alben in Malta Platz 1
Die Zweitplatzierte von 2002 konnte den nationalen Vorentscheid klar für sich entscheiden. Doch musste sie sich danach gegen Kritikerstimmen zu Wehr setzen, die meinten, die Malteserin dränge sich allzu sehr auf. Tatsächlich hat die 1981 in der Kleinstadt Sliema im Nordosten der Insel geborene Sängerin quasi ihre ganze Karriere in den Dienst des ESC gestellt. Mit 18 nahm sie erstmals am Vorentscheid teil, beim dritten Anlauf klappte es 2002 mit dem Ticket nach Estland. Zu Hause in Malta behauptet sie sich seit Jahren tapfer gegen die Popdominanz des ehemaligen Mutterlandes Großbritannien. Vier ihrer Alben erreichten Platz eins der maltesischen Charts.
Große Welle im Vorfeld
Nun also Stockholm. Doch mit welchem Song? Den Vorentscheid gewann Losco mit der etwas hüftlahmen Gemeinsam-sind-wir-stark-Hymne "Chameleon (Invincible)". Da die Bestimmungen des maltesischen Rundfunks aber die Möglichkeit vorsehen, ein Lied auch nachzunominieren, hielt man sich eben diese Option lange Zeit offen. Gleich zehn neue Songs wurden von Losco eingespielt und international besetzten Fachjurys in Malta und 13 anderen europäischen Ländern präsentiert. Auf einer Insel wie Malta weiß man eben, wie man eine anständige Welle macht - die Aufmerksamkeit war Ira schon weit im Vorfeld des Contests sicher.
And the winner is ...
Schließlich präsentierte der maltesische Rundfunk "Walk on Water" - und sorgte damit für eine positive Überraschung: Wo "Chameleon" in Eurodance-Beliebigkeit abschmierte, schlug "Walk on Water" auf dem Dancefloor ein wie eine Rakete - natürlich eine aus Glanzpapier. Der Plan ging auf: Die "Wasserläuferin" Losco belegte für Malta im ESC-Finale einen guten 12. Platz.