2005: Eurovision Song Contest in Kiew
Favoritensieg beim 50. Eurovision Song Contest: Helena Paparizou gewinnt mit "My Number One" das Jubiläumsfinale in Kiew und holt den Contest nach Athen. Überglücklich nahm die Griechin aus den Händen des ukrainischen Ministerpräsidenten Viktor Juschtschenko die Siegestrophäe entgegen. Auf dem zweiten Platz folgt Chiara aus Malta mit ihrer Ballade "Angel", auf Platz 3 Luminita Anghel & Sistem aus Rumänien mit "Let Me Try".
Enttäuschend das Abschneiden Gracias: Der deutsche Beitrag "Run & Hide" erhielt nur vier Punkte, zwei aus Monaco und zwei aus Moldau und landete damit auf dem letzten Platz. Die junge Sängerin nahm es gefasst auf: "Wir haben alles geben, was wir konnten und wir gehen trotzdem feiern", sagte Gracia nach der Show bei einer Live-Schalte nach Hamburg, wo Thomas Hermanns bei der ESC-Party auf der Reeperbahn zuvor die deutschen Länderpunkte verkündet hatte. Und: "Lieber letzter als vorletzter Platz, an den erinnert man sich nächstes Jahr wenigstens noch."
Moldau mit denkwürdigem ESC-Debüt
Zum zweiten Mal fanden beim ESC zwei internationale Shows statt: Zwei Tage vor dem großen Finale am 21. Mai standen sich im Halbfinale Künstler aus 25 Ländern gegenüber. Nur die ersten zehn kamen ins Finale. Dort sorgte ESC-Debütant Moldau mit der Gruppe Zdob si Zdub für ein erstes Highlight. Ihr Song "Boonika Bate Doba" bedeutet übersetzt "Großmutter schlägt die Trommel" - und tatsächlich bildete neben Leadsänger Roman Yagupov im roten Lendenschurz eine trommelnde Oma im Schaukelstuhl den Kopf der Rhythmusgruppe. Die Zuschauer belohnten den denkwürdigen Auftritt nach einem zweiten Platz im Halbfinale mit einem fünften Platz im Finale.
Mit Polka-Sound, Jodler und Dirndlkleid waren Global.Kryner aus Österreich im Halbfinale angetreten, um das europäische Publikum für sich zu gewinnen. Am Ende konnten sie sich ebenso wenig für das Finale qualifizieren wie Glennis Grace aus den Niederlanden. "My Impossible Dream" hieß ihre klassische ESC-Hymne und der Titel des Songs sollte sich auf das Weiterkommen der schwarzen Sängerin beziehen. Auch Kollegin Angelica Agurbash musste vorzeitig die Heimreise antreten. Die Sängerin hatte für Weißrussland ihren Titel "Love Me Tonight" in drei verschiedenen Kostümen präsentiert. Der "Striptease" endete im glitzernden, transparenten Hosenanzug, aber nicht im Finale.
Eine blütenreine Hardrockband
Die bereits im Semifinale vielumjubelten Glamrocker Wig Wam hatten dagegen mühelos für Norwegen den Sprung ins Finale geschafft. "Long Live The Revolution", forderte Sänger Age Steen Nilsen im silbernen Hosenanzug mit Federkragen. Rang eins für die Rock-Hymne "In My Dreams" im Jubiläumsjahr des ehrwürdigen Grand Prix wäre in der Tat ein revolutionärer Akt gewesen. Immerhin reichte es für Platz neun.
Im Gegensatz zu Wig Wam verzichtete die Begleitband Sistem der Rumänin Luminita Anghel auf kreischende Gitarren. Allerdings kamen bei "Let Me Try" Seitenschleifer zum Einsatz, um einen Funkenregen auf die Bühne zu zaubern. Ins Repertoire der Rumänen gehörte neben der Flex auch wildes Getrommel. Damit standen sie nicht allein: Auch bei den Beiträgen aus der Türkei, aus Kroatien und Mazedonien wurde getrommelt. "Das Herumtrommeln wird zum Trendsport", bemerkte Peter Urban dazu nach einer erneuten Up-Tempo-Nummer - diesmal von Constantinos Christoforus für Zypern. Ganz anders dagegen Shiri Maymon, die sich bei ihrer Ballade "Hasheket Shenish'ar", zu Deutsch "Die Stille, die zurückblieb" am Flügel begleiten ließ und dafür einen vierten Platz für Israel holte.
Gracia singt souverän und schnörkellos
Es folgte Martin Stenmark aus Schweden mit dem Song "Las Vegas". Der Songname war Programm und erinnerte an einen Tom-Jones-Auftritt in dem US-amerikanischen Spielerparadies. "Vielleicht ein bisschen antik", vermutete Peter Urban und behielt Recht. Stenmark landete abgeschlagen auf Rang 19. Dann die Startnummer 17: Gracia singt für Deutschland "Run & Hide". "Ein energischer Auftritt vor über 100 Millionen Zuschauern. Das muss man erst mal nachmachen", urteilte Peter Urban über die Leistung Gracias. Jeweils zwei Punkte aus Monaco und Moldau waren der enttäuschende Lohn für ihren souveränen, aber schnörkellosen Auftritt.
Am Ende der 24 Beiträge läuteten die Klitschko-Brüder das Wahlverfahren ein. Bei der Punktevergabe konnte sich zunächst kein Teilnehmer entscheidend absetzen. Doch dann gab es überraschende zwölf Punkte für Griechenland aus der Türkei. Diese Wertung sollte für den Rest des Abends richtungsweisend sein. "Twelve Points", "Douze Points" folgten unter anderem aus Zypern, Schweden und Deutschland. Eingehüllt in die blau-weiße griechische Fahne jubelte Helena Paparizou über ihren Sieg beim Eurovision Song Contest in Kiew - den ersten für Griechenland in der nunmehr 50-jährigen Geschichte des Wettbewerbs. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen 2006 in Athen!