Schweden: Sanna Nielsen
Sieben Mal nahm sie am Vorentscheid Melodifestivalen teil - 2014 schafft Sanna Nielsen endlich die ESC-Qualifikation. In Kopenhagen begeistert sie das Publikum und singt sich auf Platz 3.
Knapp, knapper, Sanna Nielsen. Nein, die Rede ist nicht vom Outfit der schwedischen Eurovisionsteilnehmerin, sondern vom Abstand, mit dem sie den nationalen Vorentscheid Melodifestivalen für sich entscheiden konnte: Nach sechs Shows in sechs Wochen mit 32 Kandidaten hatte die Jury bereits für die etwas rotzige Ace Wilder gestimmt - da machte es das Zuschauervoting noch mal spannend. Am Ende gewann doch "der blonde Engel" Nielsen mit zwei verträumten Pünktchen Vorsprung. Ein denkbar knappes Ergebnis.
Für die Sängerin ging an diesem 8. März 2014 in Stockholm ein Lebenstraum in Erfüllung - einer, auf den sie mit Ehrgeiz, Ausdauer und Leidensfähigkeit hingearbeitet hatte. Es war Sannas siebter (!) Versuch beim Melodifestivalen. Jedes Mal hatte sie es ins Finale des Vorentscheids geschafft, jedes Mal stand am Ende jemand anderes auf dem Treppchen.
Céline Dion ist ihre Inspiration
Dabei ist die elegante 29-Jährige seit Jahren eine der populärsten Sängerinnen des Landes, hat bereits neun Alben veröffentlicht und ist regelmäßig an der Spitze der schwedischen Charts vertreten. Ihre Inspiration ist Céline Dion, und der Song, mit dem Nielsen ihr Land in Kopenhagen vertritt, könnte auch der großen Diva gefallen. "Undo" ist eine klassische Powerpopballade, hymnisch und kraftvoll. Geschrieben hat das gute Stück der unermüdliche und höchst populäre Fredrik Kempe. Der gelernte Opernsänger wird in Deutschland gerne mal als "der schwedische Ralph Siegel" bezeichnet - ein Titel, den er sich allerdings mit dem ebenso umtriebigen Thomas G:son teilen muss, dem Komponisten von Loreens Siegertitel von 2012, "Euphoria".
Schwedischer Triumph im Abba-Jahr?
Mit Kempes Hilfe wollte Sanna Nielsen die Schweden nun glücklicher machen als Robin Stjernberg, der im vergangenen Jahr in Malmö nur 14. wurde und es gelang. Schon im Vorfeld lag sie bei den Buchmachern sehr gut im Rennen, zeitweise sogar auf dem ersten Platz. Damit war der Grundstein für ein sehr gutes Abschneiden gelegt. Sanna Nielsen erklimmt das Siegertreppchen und erobert den dritten Platz.
Insgesamt passt eine gute Platzierung auch ins Bild: Im Jahr 40 nach Abba steht Schweden ziemlich gut da beim Eurovision Song Contest. Als die fantastischen Vier im April 1974 im englischen Brighton mit "Waterloo" den Grand Prix gewannen, war das nicht nur der Beginn ihrer eigenen beispiellosen Karriere, sondern auch der Startschuss für eine andere Erfolgsgeschichte: Abba holten den ersten von fünf schwedischen ESC-Siegen. Neben Loreen gewannen die Herrey's (1984), Carola (1991) und Charlotte Nilsson (1999). Bei 53 Teilnahmen landete Schweden 35-mal in den Top Ten.
Diese Bilanz kommt nicht von ungefähr - beim ESC überlassen die Skandinavier nichts dem Zufall: Das Melodifestivalen ist das meistgesehene Unterhaltungsformat in Schweden. Angesichts des aufwendigen Auswahlverfahrens könnten unbeteiligte Beobachter zwar den Eindruck gewinnen: Je komplizierter das System, desto mehr Schweden finden's toll. Aber es funktioniert, und so bleibt Schweden wohl auch noch die nächsten 40 Jahre die Hitmaschine des ESC.