Russland: Tolmachevy Sisters
Mit den Tolmachevy Sisters schickt Russland ein freundliches Zwillingspärchen zum Finale nach Kopenhagen. Die Schwestern landen in der Endrunde unter den Top Ten.
Steht da etwa das doppelte Lottchen auf der Showbühne? Oder ist das eine optische Täuschung? Russland setzt beim diesjährigen Eurovision Song Contest ganz augenscheinlich auf den Nanu-Effekt und schickt mit den Tolmachevy Sisters einen Act nach Kopenhagen, der beim ersten Hingucken für Irritation sorgt - so ähnlich sehen sich die beiden strohblonden Zwillinge.
Und auch die Bühnendeko ist ein Hingucker, dem Kulissenbauer ist offensichtlich mehr als ein Lichtlein aufgegangen: Unzählige Glühbirnen baumeln über den 17-jährigen Schwestern und lassen sie, getreu dem Songtitel "Shine", im rechten Licht erscheinen.
Grundsolide im Glitterregen
Der Song selbst entpuppt sich dann leider als überraschungsarmes Liedchen: "Shine" ist drei Minuten grundsolider Lächelpop ohne Ecken und Kanten. Wenn im Refrain die Windmaschine loslegt, ein silberner Glitterregen niedergeht und die freundlichen Schülerinnen versuchen, stimmlich alles zu geben, lässt das kurz auf eine dramatische Wendung hoffen.
Doch dann zerspringt nur eine Glühbirne, und der Song geht einfach noch mal von vorne los. Das ist nicht schlimm, das tut nicht weh, das ist poppig und nett - und wird vermutlich genau deshalb so manches Pünktchen einsammeln. Für die Final-Qualifikation beim ersten Halbfinale reicht es immerhin. Doch ob den Tolmachevy Sisters mit diesem harmlosen Song gelingt, was ihnen mit einem anderen im Jahr 2006 glückte, bleibt abzuwarten: Da nämlich gewannen sie - im zarten Alter von neun Jahren - den Junior-Wettbewerb des Eurovision Song Contest. Es folgten Konzerte, ein Album, ein Dokumentarfilm, Shows, ein Musical. Nun hoffen die umtriebigen Töchter einer Musiklehrerin auf einen Sieg beim "echten" ESC.
Schweres Erbe für die Zwillinge
Den hatte Russlands bislang erfolgreichster Kandidat Dima Bilan im Jahr 2008 vorgemacht. Bereits 2006 war Bilan hinter Lordi auf Platz zwei gelandet. Auch andere Acts aus Putins Reich waren erfolgreich, die Bilanz bisher: neun Top-Ten-Platzierungen bei 17 Teilnahmen seit 1994. Am schillerndsten dürften dabei die Großmütter von Buranowski Babuschki aufgefallen sein, die sich 2012 auf den zweiten Platz sangen. Unvergessen auch das "Skandalduo" t.A.T.u., das 2003 Dritte wurden. Aber auch Dina Garipova holte 2013 in Malmö einen guten fünften Rang. Ein schweres Erbe für die jungen Tolmachevy-Schwestern beim Finalabend in Kopenhagen. Aber sie sind ja zu zweit.