2003: Eurovision Song Contest in Riga
Der 48. Eurovision Song Contest fand in der lettischen Hauptstadt Riga statt und sollte zum spannendsten und aufregendsten Finale seit Jahren werden. Zum ersten Mal nahmen 26 Länder am Song-Wettbewerb teil, ein neuer Rekord. In der Skonto-Olympiahalle und in ganz Europa erlebten die Zuschauer ein wahres Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der türkischen Sertab Erener ("Every Way That I Can"), Urban Trad ("Sanomi") aus Belgien und dem russischen Mädchen-Duo t.a.T.u. ("Ne wer, ne boisja, ne prosi").
Die Spannung sollte bis zum Schluss des Abends anhalten, denn im Abstimmungsverfahren entschied erst Slowenien als letztes Land über den Gewinner. Mit hauchdünnem Vorsprung (167 Punkte) schaffte es Sertab Erener vor Urban Trad (165 Punkte) und t.a.T.u. (164 Punkte).
Die Siegerin war in der Türkei mit über vier Millionen verkauften Platten bereits ein großer Star. Neben Einsätzen als Background-Sängerin hatte sie bereits zwei Mal bei den nationalen Vorentscheidungen für den Grand Prix Eurovision teilgenommen. Mit dem auf Englisch gesungenen Titel "Every Way That I Can" brach sie mit der türkischen Tradition, beim ESC in der Landessprache anzutreten. In Griechenland, Schweden, der Türkei und vielen osteuropäischen Ländern belegte der Song wochenlang die Nummer 1 in den Charts. In Deutschland kletterte ihr Lied in die Top-20.
Ermutigt durch den internationalen Erfolg nahm sie 2004 das englischsprachige Album "No Boundaries" auf, das allerdings floppte. Für den Soundtrack von Fatih Akins Dokumentarfilm "Crossing The Bridge" sang sie 2005 eine Coverversion von Madonnas Song "Music".
Sprachspiele und ein 12. Platz
Wie man ebenfalls mit Sprache als Stilmittel umgehen kann, zeigten beim Eurovision Song Contest die zweitplazierten Urban Trad aus Belgien. Der Text zu ihrem Song "Sanomi" bestand aus Fantasiewörtern, die niemand verstand. Die britischen Zuschauer taten sich ebenso schwer, das Ergebnis ihres Kandidaten-Duos Jemini ("Cry Baby") zu verstehen: Mit null Punkten landete es auf dem letzten Platz. Das gelang zuvor noch keinem Vertreter aus Großbritannien. Die Begründung: Viele Beobachter meinten, Jemini hätte man europaweit zu Sündenböcken gemacht, weil die britische Regierung kurz vorher ihre Teilnahme am Irak-Krieg bekannt gegeben hatte.
Mit großen Erwartungen war auch Lou aus Deutschland ins Grand Prix Rennen gegangen, die sich endlich ihren Eurovision-Traum erfüllen konnte. Doch am Ende gab es Selters statt Sekt: Mit ihrer Party-Hymne "Let's Get Happy" kam sie nur auf den 12. Platz, den sie sich mit dem punktgleichen Mickey Harte ("We've Got The World") aus Irland teilte .
Ralph Siegel, der auch diesmal wieder seine langerprobten Grand Prix Finger im Spiel hatte, musste sich somit einmal mehr mit einer zweistelligen Platzierung zufrieden geben.