Stand: 13.05.2016 00:47 Uhr

Zweites Halbfinale: Cooles, Edles und anderes

Im Vergleich zum ersten hat das zweite ESC-Halbfinale in diesem Jahr kaum große, überfrachtete Showmomente zu bieten. Die aufwendigste Show liefern ganz zu Beginn die beiden Gastgeber Måns Zelmerlöw und Petra Mede, die in bester Broadway-Manier die Geschichte des ESC tanzen und singen, als hätten sie nie etwas anderes getan. Damit stellen sie, was die Show angeht, einige der Teilnehmer in einen sehr dunklen Schatten. Aber natürlich nicht alle, viele von ihnen liefern an diesem Abend reduzierte und vor allem coole Auftritte ab. Einige setzen in schicken oder mit Steinen besetzen, glänzenden Roben auf Exklusivität und edle Anmutung. Und dann gibt's da noch jene, die beides nicht sind - weder edel noch cool.

An Coolness kaum zu überbieten sind Young Georgian Lolitaz. Mit ihrem gitarrenlastigen Indiesong liefern sie eine Mischung aus bestem Britpop und Elektro, aus Editors und Daft Punk. Am Ende des Songs steht ein brettharter Rap-Part. Dazu arbeiten sie mit wilder, teils fast psychodelischer Lightshow - verdammt lässig, Jungs! Ähnlich lässig und energisch sind auch die Auftritte des Letten Justs - der in Lederjacke, Jeans und mit Tolle zu coolen Beats über die Bühne powert und dazu echt gut singt - und vom Litauer Donny Montell. Auch der tritt schlicht auf: weiße Jacke, schwarze Jeans, Turnschuhe - die braucht er auch für seine Pirouetten und den Salto.

Lange Locken, schwarzer Nagellack, roter Gehrock - Michał Szpak aus Polen kann es tragen. Seine Ballade, nun ja, der Schnauzer, herrjeh, aber alles in allem ein würdiger Finalist. Eine ähnlich coole Lockenmähne hat Laura Tesoro, die kleine Power-Belgierin, die im Silber-Outfit die Bühne stürmt - und im Saal verdient stürmisch umjubelt wird. Cool sind auch Auftritt und Aufzug der Bulgarin Poli Genova, Punkfrisur und schwarzer Lippenstift, dazu ein knappes Kleid und Leuchtdioden an Ohren und Beinen - und echt sauberer Gesang, Respekt, dieses Mal reicht es zu Recht für das Finale. Sauberen Gesang und eine starke Stimme bietet auch die Serbin Sanja Vučić, während sie nebenbei im Lack- oder Lederfummel die Annäherungsversuche eines Tänzers abwehrt.

Cool allein reicht nicht

Dass man nicht allein auf Coolness setzen darf, müssen Nicky Byrne und Lighthouse X einsehen. Der Ire und die Dänen kommen in besten Popstar-Outfits daher, liefern aber eher dröge Auftritte ab, bei denen im Falle Byrnes die Lasershow, bei den Dänen eigentlich nichts recht im Gedächtnis haften bleibt. Beide scheiden aus.

Edle und geschmackvolle Auftritte

Sängerin Kaliopi aus Mazedonien auf der Bühne. © NDR/Rolf Klatt Foto: Rolf Klatt
Hat Opernsängerinnen-Qualitäten: Kaliopi. Ins Finale kommt sie aber nicht.

Auf edel setzt die Australierin Dami Im, sie trägt mit unfassbar starker Stimme und im weißen, mit Steinen besetzten Prinzessinnenkleid ihre Ballade vor. Ästhetisch und reduziert ist der Auftritt von Hovi Star aus Israel, in Schwarz gekleidet steht er auf der dunklen Bühne, hinter ihm zwei Akrobaten in einem Cyr Ring, einer Art Rhönrad, Goldregen fällt auf die Bühne. Jamala steht in ihrem dunkelblauen Kleid in einem Käfig aus Laserstrahlen, ein Baum wächst auf den LED-Wänden in die Höhe. Beide, der Israeli und die Ukrainerin, sind gesanglich stark. Apropos starke Stimme, Kaliopi, die Frau aus Mazedonien mit den drei Stimmbändern, setzt auf den divenhaften Auftritt: Schwarzes, üppiges Kleid, goldene Bühne, und sie schmettert ihren Song. Sie wollte das Finale dieses Mal unbedingt - wird aber enttäuscht.

Glanzlosere Auftritte

Die übrigen Teilnehmer versuchen im "Frozen"-Dress - Agnete aus Norwegen -, einem rauchenden Kleid und mit Kniebeugen - Rykka aus der Schweiz - oder nackt vor einem Wolf hockend - der Weißrusse Ivan - zu punkten. Vergebens. Und auch ManuElla aus Slowenien in ihrem Schnür-Kleid neben einem Akrobaten, der im Dunkeln vor sich hinturnt, wo man ihn kaum sehen kann und Eneda Tarifa, die man so unglücklich geschminkt hat, dass die Albanerin wie ihre eigene Mutter aussieht, werden nicht ins Finale gewählt. Sie alle hatten keine wirklich überzeugende Show - vielleicht hätten sie sich mehr an den beiden Gastgebern orientieren sollen.

Weitere Informationen
Die Band Lighthouse X aus Dänemark auf der Bühne. © NDR/Rolf Klatt Foto: Rolf Klatt

Feddersens Kommentar zum zweiten Semifinale

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 14.05.2016 | 21:00 Uhr

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