Der Pop-Held von Wien
Dieser Schwede will auf die große Bühne und nimmt dafür viele Rückschläge in Kauf. Das ESC-Ticket ersingt sich Måns Zelmerlöw im dritten Anlauf - und holt 2015 den Sieg.
Ob das Sprichwort "Gut Ding will Weile haben" für Måns Zelmerlöw erfunden wurde, ist zwar nicht überliefert, sicher ist aber: Auf den Schweden passt es so gut wie auf kaum einen anderen - zumindest was seine Teilnahme am Eurovision Song Contest betrifft. 2007 tritt er zum ersten Mal beim schwedischen Vorentscheid an. Darf als Dritter aber nicht zum ESC fahren. Zwei Jahre später scheint seine Zeit immer noch nicht gekommen zu sein, Zelmerlöw singt sich auf den vierten Platz. Doch beim dritten Anlauf ist es dann endlich so weit: Mit 28 Jahren nimmt der Sänger 2015 erneut am Melodifestival teil, gewinnt und darf endlich sein Land beim Song Contest vertreten. Und dann beweist er es allen: Zelmerlöw holt für sein Heimatland den Sieg.
Ein Teenie ohne Plan
Da passt es nur zu gut, dass Zelmerlöw in seinem ESC-Titel "Heroes" von Hoffnung singt - die hat er schließlich selbst nie endgültig aufgegeben. Der am 13. Juni 1986 in Lund geborene Sänger wächst mit der Musik von Michael Jackson und Elton John auf, spielt erst Klavier, dann Gitarre. Zelmerlöw hat Talent, schreibt sich auf der Musikschule ein, merkt aber schnell, dass das nichts für ihn ist.
Mit 19 Jahren hat Måns Petter Albert Sahlén Zelmerlöw keinen Plan, was er machen soll. Ein Freund schlägt ihm vor, sich bei der schwedischen Ausgabe der Casting-Sendung "Idols" zu bewerben. Das tut er dann auch und singt sich auf den fünften Platz. Doch danach weiß er wieder nichts mit sich anzufangen, nimmt eher aus Verlegenheit eine Einladung für "Let’s Dance" an. Bei der Talent-Show tanzt er erfolgreich über das Parkett - und geht als Gewinner nach Hause.
Mit dem Sieg in der Tanz-Sendung nehmen seine Zukunftspläne langsam Formen an. In den folgenden Jahren ist er vor allem in Musicals zu sehen, spielt in Malmö in "Grease" eine Hauptrolle und bekommt in Göteborg ein Engagement für das Stück "Footloose". Außerdem erhält er einen Plattenvertrag und fängt an, Songs zu schreiben. Schließlich nimmt er seine Solo-Karriere in Angriff. Und so beginnt seine Melodifestival-Odyssee.
Schwedischer Chartstürmer
Doch auch wenn seine mehrfachen Teilnahmen am schwedischen Vorentscheid erst einmal Rückschläge für Zelmerlöw sind, so bringen sie ihm auch seine ersten Chart-Erfolge ein. Sowohl die Single "Cara Mia", mit der er 2007 beim Melodifestival antritt, als auch sein Album "Stand By For ..." belegen in den schwedischen Hitparaden den ersten Platz. "Cara Mia" hält sich sogar 36 Wochen in den Charts. Weitere Platzierungen mit anderen Songs folgen.
Trotz Chart-Erfolgen scheint nach dem zweiten Fehlversuch beim Melodifestival 2009 aber selbst die Kraft eines Måns Zelmerlöw erschöpft. 2010 steht der Schwede nun nicht mehr als Teilnehmer, sondern an der Seite von Christine Meltzer und Dolph Lundgren als Moderator auf der Bühne. Er macht seinen Job gut und so darf Zelmerlöw in den folgenden drei Jahren durch die schwedische Musiksendung "Allsång på Skansen" führen.
Beim dritten Mal klappt's
"Ich habe eher versucht, ein Promi zu sein, als ein Künstler", sagt er rückblickend. "Aber das bin nicht ich." So einer wie Zelmerlöw möchte nicht nur dabei zuschauen, wie andere ihre Träume verwirklichen. Dass er 2015 zum dritten Mal beim Melodifestival sein Glück versucht, ist zwar mutig, aber irgendwie auch konsequent. Und schließlich zahlt sich Zelmerlöws Hartnäckigkeit tatsächlich aus.
Mit dem von Linnea Deb, Joy Deb, Anton Malmberg Hård af Segerstad komponierten und getexteten "Heroes" setzt er auf den richtigen Song. In Schweden schafft er es damit an die Spitze der Charts und auch die Buchmacher sehen den Titel beim ESC weit vorne. Der Popsong erzählt die Geschichte des jungen Måns Zelmerlöw, der als Kind Schwierigkeiten hat, Freunde zu finden. Das nimmt man dem gutaussehenden und sympathischen Sänger heute zwar nicht mehr ab. Umso erfreulicher ist es aber für ihn, dass er inzwischen weiß, was er will - gut Ding will eben Weile haben. Den Sprung in das ESC-Finale am 23. Mai 2015 gelingt dem sympathischen Schweden durch einen gelungenen Auftritt im zweiten Halbfinale. Es folgen ein sensationeller Auftritt im Finale und viele Zwölf-Punkte-Wertungen, die ihm schließlich den Sieg einbringen.
Seite an Seite mit Petra Mede
Auch 2016 bleibt Zelmerlöw dem ESC erhalten. Gemeinsam mit Petra Mede, die schon 2013 den Wettbewerb in Malmö präsentiert, moderiert er die Shows im Mai 2016 in Stockholm. Nach seinem Sieg in Wien hatte er schon angekündigt, dass er das Gesangs- gerne gegen das Moderationsmikro tauschen würde. Dieser Wunsch geht für den 29-Jährigen tatsächlich in Erfüllung. "Ich bin so unglaublich glücklich, noch einmal beim Eurovision Song Contest dabei sein zu dürfen", so Zelmerlöw.