Tausendsassa ManuElla startet für Slowenien
Über den Sinngehalt von Popsongs zu diskutieren ist in etwa so müßig, wie über das Wetter zu streiten. Eigentlich. Doch gerade der Eurovision Song Contest beweist, wie wichtig es ist, lyrisch die Balance zu halten. Wir erinnern uns an semantische Höchstleistungen von Siegertiteln wie etwa Massiels "La, la, la" (1968), Lulus "Boom Bang-a-Bang" (1969), Teach-Ins "Ding-A-Dong" (1975) und, bisheriger Höhepunkt des lauteren Nonsens, "Diggi-Loo Diggi-Ley" von den Herrey's (1984). Dieses Jahr hat sich ManuElla dem illustren Reigen anschließen wollen. Die Slowenin steuerte dazu ein Schmankerl aus dem weiten Reich der Binse bei: "Blue is blue and red ist red" sang sie im Refrain ihres ESC-Beitrags, eine Zeile, die man in Köln nonchalant mit "et kütt wie et kütt" übersetzen würde.
21 Jahre Schattendasein
Ungeachtet aller Deutungsversuche ist "Blue And Red" für Slowenien ein weiterer Versuch gewesen, ein wenig Licht in das Schattendasein zu bringen, in dem das kleine Land südlich von Österreich aus ESC-Sicht verharrt. Gerade mal zwei siebte Plätze bei 21 Teilnahmen, in den vergangenen zehn Jahren nur vier Finaleinzüge - Erfolg geht anders. Dabei kann man den Verantwortlichen nicht vorwerfen, ideenlos zu sein. Unübertroffen: Maraayas letztjährige Performance mit strassbesetzten Kopfhörern und einem kecken Phantomfiedler. Auf das Lied, das eigentlich ganz gut war, achtete damals niemand mehr.
Und das Klavier spielt Banjo
Bei der Popnummer "Blue And Red" lässt zunächst ein Banjo aufhorchen. Viele Kommentatoren dachten daher voreilig, der Titel sei ein Countrysong. Doch hat die Nummer mit Country so viel zu tun wie, sagen wir, Taylor Swift. Wobei Letztere einst immerhin diesem Genre entsprang. Dass ManuElla dem amerikanischen Superstar nicht nur vom Aussehen, sondern auch vom Auftreten her ähnelt, ist sicher purer Zufall. Aber das, was im Lied wie ein Banjo klingt, schien beim Vorentscheid ganz klar aus dem Klavier gekommen zu sein. Oder war es ein Phantombanjo? Da versteht der Cowboy keinen Spaß.
Studierte Musikproduzentin
Dabei hätte ManuElla, 1989 als Manuella Brecko im Städtchen Celje geboren, solche Tricksereien gar nicht nötig. Seit Kinderzeiten macht die Sängerin und Songwriterin Musik, tingelte durch einige Castingshows, und möchte bald ihr erstes Album auf Englisch veröffentlichen. Sie ist sogar studierte Musikproduzentin. Beim slowenischen Vorentscheid Evrovizijska Melodija nahm sie bereits 2011 teil, damals reichte es aber nur zu einem vierten Platz. "Blue And Red" schrieb ManuElla gemeinsam mit Marjan Hvala und Leon Oblak. Leider hat ihr Auftritt im zweiten Semifinale nicht geholfen, um die magere ESC-Bilanz ihres Heimatlandes aufzubessern. Sie hat das Finale nicht erreicht.