Großbritannien: Geteilter ESC-Sieg für Lulu
Lulu gehört zu den wenigen Gewinnern des Eurovision Song Contest, für die der Sieg nicht so entscheidend war, denn die Schottin ist schon vorher berühmt.
Bereits mit 15 Jahren hat die 1948 als Marie McDonald McLaughlin Lawrie in Glasgow geborene Sängerin ihren Durchbruch in Großbritannien: Zusammen mit ihrer Band The Luvvers nimmt sie ein Cover des Isley-Brothers-Songs "Shout" auf und landet damit auf Platz 7 der britischen Charts. Weitere Hits folgen und Ende 1965 kürt sie das einflussreiche Musikmagazin "The Melody Maker" zum vielversprechendsten britischen Newcomer. Lulu trennt sich von der Band, versucht sich auch als Schauspielerin und hat 1967 den nächsten riesengroßen Erfolg als Sängerin und Darstellerin an der Seite von Filmstar Sidney Poitier in "To Sir With Love" (deutscher Titel: "Herausgefordert"). Der von Lulu gesungene gleichnamige Titelsong ist wieder ein britischer Charterfolg und in den USA entert er sogar die Spitzenposition.
Vier erste Plätze beim ESC
Auch in Deutschland ist die Britin schon vor ihrem ESC-Triumph bekannt. Mit "I’m A Tiger" landet sie 1968 auf Platz 4 der hiesigen Hitliste. Beim Eurovision Song Contest 1969 in Madrid betritt also ein Vollprofi die Bühne. Im pinken Minikleid mit großen weißen Blumenapplikationen und toupierter Frisur gibt Lulu eine kecke Perfomance als Verliebte. Der schwungvolle Herzklopfsong "Boom Bang-A-Bang" überzeugt die Jury: Platz 1. Doch Lulu ist nicht die Einzige mit Höchstwertung. Auch die Spanierin Salomé, die Französin Frida Boccara und die Niederländerin Lenny Kuhr haben 18 Punkte. Also teilen sich die vier Sängerinnen den Sieg - ein unbefriedigendes Ergebnis. Im Folgejahr werden die Regeln geändert und bei Gleichstand gewinnt in Zukunft der Kandidat mit den meisten Höchstwertungen.
Hochzeit, Scheidung, Comeback
Mit ihrem Eurovision-Song "Boom Bang-A-Bang" landet Lulu erneut einen Hit im Vereinigten Königreich, in Deutschland und der Schweiz. Auch privat findet sie ihr Glück und heiratet den Bee-Gees-Sänger Maurice Gibb. Die Liebe währt jedoch nicht so lange wie Lulus Karriere. Bereits 1973 ist das Traumpaar wieder geschieden.
Zum Trost gibt es neue Erfolge: Die Künstlerin singt 1974 den Titelsong des James-Bond-Films "Der Mann mit dem goldenen Colt" und nimmt zusammen mit Superstar David Bowie eine Coverversion seines Songs "The Man Who Sold The World" auf. Die Interpretation der Sängerin wird mit der dritten Chartposition in Großbritannien und einer Top-Twenty-Platzierung in Deutschland erfolgreicher als das Original. Der nächste große Hitlisten-Erfolg lässt dann auf sich warten. Lulu bleibt in ihrer Heimat trotzdem präsent als Moderatorin, Schauspielerin und Sängerin, unter anderem in der TV-Musikshow "Let’s Rock". 1993 dann das große Comeback: Mit 44 Jahren startet die Künstlerin zusammen mit der Boygroup Take That durch. Ihre Version des Dan-Hartman-Stücks "Relight My Fire" erklimmt die Spitze der Single-Charts und beschert Lulu den ersten Nummer-Eins-Hit in ihrer Heimat. Die Erfolgsstory geht weiter: 2002 kommt das Bestseller-Album "Together" heraus, auf dem sie Duette mit Größen wie Elton John, Paul McCartney, Joe Cocker, Sting und Cliff Richard singt. Nicht nur männliche Musiklegenden schätzen die Künstlerin, auch weibliche Topstars arbeiten mit ihr zusammen: 2009 geht sie auf die umjubelte "Here Come The Girls"-Tournee zusammen mit den Amerikanerinnen Anastacia und Chaka Khan.
Und immer wieder ESC
Neben der Zusammenarbeit mit Superstars spielt auch der ESC immer wieder eine Rolle in Lulus Leben. 1975 moderiert das Allroundtalent das Finale des britischen Vorentscheids. 2009 ist sie in ihrem Heimatland bei der Auswahlshow "Eurovision: Your Country Needs You" als Coach dabei.
Ihren bisher letzten großen Auftritt rund um den größten Musikwettbewerb der Welt hat die Künstlerin beim Abba-Tribute-Konzert 2009 im Londoner Hyde Park. 35 Jahre nach dem ESC-Sieg der vier Schweden singt sie "Gimme Gimme Gimme" vor rund 40.000 Zuschauern. Und das ist sicher nicht das letzte Mal, dass Dauerbrenner-Lulu von sich reden macht!