Herzflimmern in Rockerpose von Justs aus Lettland
Justs startet beim ESC in Stockholm mit "Heartbeat" und beschert Lettland im Finale Platz 15. Für den Newcomer aus einem Vorort von Riga ein respektables Ergebnis.
Starten wir mit einem kleinen Rückblick: 2015 war ein gutes ESC-Jahr für Lettland. Nicht nur, dass Aminata Savadogo mit "Love Injected" die Serie von sechs aufeinanderfolgenden Halbfinalpleiten beenden konnte, am Ende sang sie sich im Finale in Wien auf einen respektablen sechsten Platz. Nebenbei konnte sie für ihr Land sogar einen neuen Punkterekord aufstellen: ganze 186 Zähler, zehn mehr als 2002 in Tallinn, als Marie N mit "I Wanna" gewann.
Das Blaue vom Himmel
2016 trat Justs für den mittleren der drei Baltikumstaaten an. Vom Aussehen ähnelt der 21-Jährige dem jungen Johnny Logan: ein smart-röhrender Softrocker mit schmachtvoll dreinblickenden Augen, die einem das Blaue vom Himmel versprechen. Sein Song wurde von Justs' erfolgreicher Vorgängerin Aminata Savadogo komponiert und getextet. Doch dem ein oder anderen könnte es so vorkommen, als leide dieser "Heartbeat" ein wenig an Herzrhythmusstörungen.
Hemdsärmelige Rockerpose
Dabei weiß Savadogo eigentlich, wie es geht. Für ihren letztjährigen eigenen Beitrag paarte sie sparsame Elektronik-Beats mit Stimmgewalt und einem exzentrischen Outfit. In ihrem leuchtend roten Kleid wirkte sie wie eine außerirdische Königin. Ihre diesjährige Komposition folgt einem ähnlichen Muster. Doch das, was in Wien so experimentell und glamourös rüberkam, diese Mischung aus Minimalismus und Urkraft, verfehlt hier die Wirkung. Justs ist einfach ein netter Typ in einer zu großen Lederjacke. Man gewinnt den Eindruck, der Song würde seinen Sänger ein wenig allein lassen. Mit Leibeskräften und in hemdsärmeliger Rockerpose führt Justs die Melodie von "Heartbeat" über die kargen Jahrmarktrhythmen hinweg. Allein, er kommt nicht an.
Erster internationaler Auftritt
Aber das europäische Publikum sieht über solche Unstimmigkeiten hinweg und gewährt dem jungen Justs Welpenschutz. Denn für den Newcomer aus einem Vorort von Riga, der sich über die lettische Vorentscheidungsshow "Supernova" qualifizierte und sonst in der Funkrock-Band TaxFree singt, war das zweite Halbfinale am 12. Mai der erste große internationale Auftritt. Und den hat er gut überstanden: Im ESC-Finale kann er sich den 15. Platz sichern.