Gregorian: "Feuer, Laser, das ganze Programm"
Mit ihren choralen Coverversionen bekannter Popsongs sind Gregorian seit sechzehn Jahren weltweit erfolgreich. Beim deutschen Vorentscheid treten die sechs "Mönche" mit der Eigenkomposition "Masters Of Chant" an. Gregorian-Erfinder und Produzent Frank Peterson und Sänger Billy King erklären, was an der speziellen Gesangsart so herausfordernd ist. Außerdem verrät Peterson, warum er in diesem Jahr unbedingt dabei sein wollte.
Sind Gregorian was für den ESC? Oder erst einmal für den ESC-Vorentscheid?
Peterson: Total. Obwohl das spirituell anmutet, es ist Unterhaltung. Und wir haben noch nie eine Show gespielt, bei der wir nicht am Schluss Standing Ovations bekommen haben. Wir geben in 26 Ländern Konzerte, in ganz Europa, auch in Japan, China und Israel und überall gefällt das den Leuten. Ich weiß nicht, warum es nicht zum ESC passen sollte. Es ist anders, es ist unique, und das ist auch der Vorteil, den wir haben.
Wie ist es überhaupt zur Vorentscheid-Teilnahme gekommen?
Peterson: Ich hab 2008 schon mal teilgenommen und den zweiten Platz gemacht mit Caroline Fortenbacher. Das hat mich angestachelt. Insbesondere, weil die Gewinner, die No Angels, dann beim ESC wahnsinnig schlecht abgeschnitten haben. Natürlich hat man immer im Hinterkopf, was wäre geworden, wenn ich den Vorentscheid gewonnen hätte. Und im letzten Jahr kam ein deutscher Act mit null Punkten nach Hause. Das ist für mich einfach nicht akzeptabel (lacht). Das hat mich in meiner Ehre als deutscher Musikproduzent gekränkt. Da hab ich gedacht, ich würde da gerne noch mal mitmachen.
Und dann haben Sie einen Titel von der aktuellen Platte eingereicht ...
Peterson: Ja. Den haben wir aber komplett neu aufgenommen.
Auf der Platte singt Amelia Brightman, die Schwester von Sarah Brightman. Ist Amelia auch dabei?
Peterson: Nein. Wir haben auf der Bühne normalerweise acht Sänger und wir müssen uns auf sechs reduzieren. Hätten wir fünf Sänger und eine Sängerin, würden wir den Impact vom Chor negativ beeinflussen. Also machen wir es jetzt mit einem Countertenor, der beides kann. Er ist ein Mann, singt aber als Countertenor wie eine Frau, und wir brauchen dringend diese extra Stimme.
Was muss so ein Gregorian-Sänger drauf haben?
Billy King: Der muss einfach gut singen. Das ist ja für viele schon schwierig genug (lacht). Man muss chanten können. Das ist eine spezielle Art des Gesangs. Und durch die Popeinflüsse muss man ein bisschen anders singen, als ein klassisch-ausgebildeter Sänger. Das kann nicht jeder, haben wir bei den Produktionen gemerkt. Es gibt sowohl klassisch ausgebildete Sänger, als auch Pop-Sänger, die total einbrechen.
Peterson: Chanting ist Singen völlig ohne Vibrato und sehr obertonreich. Das können nicht viele.
Worauf müssen wir uns bei der Show zum Vorentscheid einstellen?
Peterson: Auf viel. Wir haben sehr aufwendig inszenierte Shows und ein paar Highlights werden wir komprimiert auf drei Minuten verbraten. Also Feuer, Laser, das ganze Programm.
Verfolgen Sie als Komponist und Produzent den ESC?
Peterson: Wir haben sogar jedes Jahr eine legendäre ESC-Party bei mir im Haus. Wenn wir nicht gerade auf Tour sind, findet ein Barbecue statt und dann gucken wir mit 15 bis 20 Leuten zusammen ESC. Es wird getippt und viel Geld gewonnen oder verloren. Es ist Kult. Ich gucke den ESC, seit ich klein bin.
Welche Künstler waren für Sie herausragend?
Peterson: Abba auf jeden Fall. Und ich fand letztes Jahr die zweitplatzierte Russin mit "A Million Voices" grandios. "Merci Chérie", da war ich noch nicht lange auf der Welt, ist eine Jahrhundert-Nummer. An Céline Dion erinnert sich jeder. Die Show, wie sie inzwischen inszeniert ist, ist grandios. Man merkt, jedes Land haut noch einen drauf. Dabei zu sein, finde ich total sexy.
King: Für mich ist es eine Ehre, für Deutschland zu spielen. Wenn Jogi Löw anruft, dann kommt man halt und spielt. Und hier ist es genauso: Es ist eine Ehre, Deutschland vielleicht in Stockholm zu vertreten.
Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?
Peterson: Natürlich geht man da hin, weil man gewinnen will. Ich glaube, unsere Chancen in Stockholm wären sehr gut, weil wir der einzige Vorentscheid-Act sind, der eine europäische Fanbase hat. Wir würden nicht mit null Punkten nach Hause kommen.