"Heroes" auf Platz drei der Charts
Die vorläufige Bilanz nach einer Woche: Zunächst ist da der siegende Schwede Måns Zelmerlöw mit seinem Lied "Heroes" - immerhin auf Platz drei. Hinter ihm der viertplatzierte Belgier Loïc Nottet und sein "Rhythm Inside" auf Platz 21. Polina Gagarina und Il Volo finden sich in den Verkaufscharts auf den Rängen 46 und 54. Vor ihnen liegt der Australier Guy Sebastian auf Platz 44, und der Israeli Nadav Guedj auf Platz 45. Die Lettin Aminata Savadogo hat ebenfalls Erfolg: Ihr Song "Love Injected" liegt auf dem 51. Platz der echten Hitparade. Auf dem 71. Platz finden sich die Esten Elina Born & Stig Rästa mit ihrem "Goodbye To Yesterday". Das norwegische Duo Kjetil Mørland und Debrah Scarlett belegen Rang 92 mit "A Monster Like Me".
Ann Sophie in den Charts mit "Black Smoke"
Irgendwie scheint mir das kein Wunder: Viele meiner Kolleginnen und Kollegen, die sonst nicht so dem ESC zugeneigt sind, erzählen, sie hätten nach dem Finale einige ESC-Titel erworben und heruntergeladen. Ann Sophie, ein Zufall, findet sich mit ihrem "Black Smoke" auf dem 26. Platz der Verkaufshits wieder: Immerhin ist sie nicht in der Versenkung verschwunden.
Grand Prix lange nicht charttauglich
Viele Jahre war es in Deutschland so: Der Grand Prix Eurovision spielte keine Rolle für die kommerzielle Verwertung im Radio und Fernsehen. In den Schlagerparaden liefen einige Titel, in den Achtzigerjahren etwa "Ein bisschen Frieden", "Lass die Sonne in dein Herz", "Rücksicht" und "Flieger". Doch diese Titel reichten nicht für Spitzenränge. Für die Popwellen waren sie untauglich - abgesehen von Buck's Fizz oder Johnny Logan. Das änderte sich erst 1998 mit Guildo Horn und zwei Jahre später mit den Olsen Brothers aus Dänemark. Deren Siegertitel "Fly On The Wings Of Love" war chartmäßig der erfolgreichste ESC-Titel seit "Save Your Kisses For Me" von den Briten Brotherhood of Man.
Charterfolge: Lena und Loreen
Lena war natürlich eine starke Chartpräsenz vergönnt - auch in etlichen Ländern jenseits von Deutschland. "Satellite" war, wie Loreens "Euphoria", ein europäischer Hit. Wirklich viele Titel aus einem ESC-Jahrgang sind allerdings nie in den Hitparaden wiedergefunden worden. Offenbar ist das dieses Jahr anders. Wie es im Nachrichtendienst Quotenmeter heißt, haben gleich zehn der 27 Finaltitel den Weg in die Charts gefunden. Wenngleich sie alle nicht so eine durchschlagende Wirkung haben wie einst Loreens "Euphoria" auf Platz eins haben sie mehr Erfolg als Conchitas "Rise Like A Phoenix". Der Song schaffte es, vergleichsweise schwach für einen Siegertitel, nur auf Platz fünf.
Lohnt sich das Investment für die Plattenfirmen?
Weshalb nenne ich die Verkaufscharts die echte Hitparade? Weil die Verkäufe der Titel gespiegelt werden - nicht allein das Interesse an einem mehr oder minder als Gassenhauer empfundenen Lied. Plattenfirmen müssen kalkulieren. Und sie rechnen so: Wenn sich Titel eines ESC nicht verkaufen lassen, lohnt sich auch kein Engagement für diese Show - nicht der Aufbau eines Künstlers, nicht das Investment in diesen, nicht die Betreuung, nicht das Marketing.
Dieses Jahr hat sich, zumindest was den schwierigen deutschen Plattenmarkt anbetrifft, offenbar bessere Ernte einfahren lassen. Immerhin haben sich die meisten Titel bislang gegen die Früchte von "Deutschland sucht den Superstar" durchsetzen können. Der ESC, ließe sich schlussfolgern, wird für die Musikindustrie interessanter. Sicher nicht so sehr wie in den Sechzigerjahren, aber doch so merklich wie im Durchschnitt seit 35 Jahren nicht mehr.