Elina Born und Stig Rästa beim ESC in Wien. © NDR Foto: Rolf Klatt
Elina Born & Stig Rästa
"Goodbye To Yesterday", 2015 in Wien (Finale) (7. Platz, 106 Punkte)
Stand: 24.05.2015 01:16 Uhr

Nostalgie im Retro-Sound

von Anja Kelber & Michael Hess

Viel Twang und ein wenig Schmalz: Das estnische Duo Elina Born & Stig Rästa setzt auf Nostalgie. Dem Publikum gefällt's - im Finale gibt es dafür den siebten Platz.

Der Retro-Sound ist im Kommen. Das ist spätestens klar, seitdem die Common Linnets im vergangenen Jahr beim Eurovision Song Contest in Kopenhagen mit ihrem akustischen Country-Pop-Song "Calm After The Storm" den zweiten Platz belegten. Auf ein ähnliches Erfolgsrezept - Gitarren-Twang, ein sich anschmachtendes Pärchen und vor allem: ein guter Song - vertrauen jetzt auch Elina Born und Stig Rästa aus Estland. Die beiden klingen wie ein vergessenes Popduo der 1960er-Jahre. Er gibt den coolen Rock-'n'-Roll-Crooner, der schwungvoll in seine Gibson-Gitarre greift, sie das Mädchen mit den großen Mascara-Augen. Entgegen der Versprechung ihres Titels "Goodbye To Yesterday" setzen die zwei also voll auf Nostalgie.

VIDEO: Estland/Elina Born & Stig Rästa: "Goodbye To Yesterday" (3 Min)

Dreimal ist Rästas Recht

Die beiden Retrobarden sind in ihrer Heimat keine Unbekannten. Der 35-jährige Songwriter Stig Rästa spielte in verschiedenen Bands und wirkte als Produzent. Zweimal zuvor stand er im Finale des estnischen ESC-Vorentscheids "Eesti Laul", erst im dritten Anlauf gelang ihm der Sieg. Auch Elina Born hat Vorentscheidserfahrung. 2013 nahm die heute 20-Jährige am "Eesti Laul" teil, wurde damals aber nur achte. Bereits ein Jahr zuvor erlangte sie den zweiten Platz bei "Eesti Otsib Superstaari", dem estnischen Ableger der britischen Castingshow "Pop Idol".

Eher catchy als crazy

Rästa schreibt seit einigen Jahren Songs für Elina Born, was, wie er in einem Interview verriet, nicht immer einfach sei: Born liebe die stimmliche Herausforderung, die Songs müssten schon ein wenig verrückt sein. Ganz so ambitioniert zeigen sich die beiden auf "Goodbye To Yesterday" jedoch nicht. Das Lied ist eher catchy als crazy und rollt die alte Boy-meets-Girl-Geschichte von hinten auf: Er will sich nach gemeinsamer Nacht heimlich davonstehlen, sie fordert einen Neuanfang und will das Gestern vergessen. Hach!

Positive Bilanz

Die Vergangenheit hinter sich lassen, das wollen die Esten in Wien zumindest, was das vorjährige Scheitern im Halbfinale anbelangt. Denn sonst können die Balten auf eine positive Bilanz zurückschauen. Estland ist seit 1994 fast ununterbrochen dabei, in 13 Finalteilnahmen schafften es Vertreter des nördlichsten Baltenstaats achtmal in die Top 10. Der größte Erfolg gelang Tanel Padar, Dave Benton und 2XL, die 2001 in Kopenhagen mit "Everybody" den Sieg einfuhren.

Klarer Publikumsentscheid

Eine vordere Platzierung liegt für Elina Born und Stig Rästa durchaus im Bereich des Möglichen - und wenn es nach dem Willen ihrer Landsleute geht, ist sogar ein Sieg drin: Noch bevor die beiden im Halbfinale des Vorentscheids standen, eroberte ihr Lied bereits die Spitze der estnischen iTunes-Charts. Die Mitkonkurrenz beim "Eesti Laul" blieb folgerichtig chancenlos, fast 80 Prozent der Zuschauer schickten "Goodbye To Yesterday" nach Wien. Dort gingen Elina Born und Stig Rästa im ersten Semifinale an den Start und überstanden es mühelos. Auch beim Finale haben die Balten ordentlich gepunktet. Das Ergebnis: ein toller siebter Platz für das sympathische Duo.

Interview
Tanel Padar und Dave Benton  vor der Estländischen Flagge. (Bildmontage) © Fahne: Fotolia, Quelle Künstler: picture-alliance / dpa Foto: Fahne: Juergen Priewe, Fotograf Künstler: lrich Perrey

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Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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