Schweiz: Sebalter
Seit Jahren läuft es schlecht für die Schweiz beim Eurovision Song Contest. Mit einem sympathischen Auftritt schafft es der Wirtschaftsanwalt 2014 Sebalter Platz 13 zu belegen.
Erst pfeifen, dann singen - der pfiffige Einstieg in Sebalters Song "Hunter Of Stars" lässt die Ohren spitzen. Auch die Bluegrass-Instrumentierung des schweizerischen Beitrags für Kopenhagen geht sofort ins Blut: Ein fröhliches Banjo, eine lässige Akustikgitarre und ein groovender Kontrabass - die Nummer hat Ohrwurmqualität. Spätestens wenn Sebastian Paù-Lessi, so der bürgerliche Name des Singer-Songwriters, die Geige anstimmt, hat sich der Vortrag ins Gedächtnis eingebrannt. Damit ist schon eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme beim Grand Prix erfüllt. Ein Ziel, dem die Schweiz seit 2006 vergeblich hinterherjagt.
In dem Jahr schaffte es die Multikulti-Band six4one mit "If We All Give A Little", komponiert von ESC-Urgestein Ralph Siegel, immerhin auf Platz 16. Danach scheiden die Teilnehmer aus dem Alpenland bereits im Halbfinale aus, mit nur einer Ausnahme. Anna Rossinelli erreicht 2011 zwar das Finale, landet dort aber ganz hinten. Mit Spielfreude und Charme machte sich Sebalter daran das zu ändern.
Tagsüber Anzug und Krawatte
Auch wenn sich der große Erfolg nach der ESC-Teilnahme in Kopenhagen nicht einstellen sollte - finanzielle Sorgen muss sich der sympathische Eidgenosse nicht machen. Der 1985 geborene Tessiner ist studierter Jurist und arbeitet als Wirtschaftsanwalt in Lugano. Musik macht er bisher nur in seiner Freizeit, dann aber immer und überall. So steht in seiner Wohnung in der malerisch gelegenen Gemeinde Giubiasco in jedem Raum ein Instrument, damit er eine musikalische Idee sofort ausprobieren kann. Für den Schweizer ist es kein Widerspruch, nicht nur kreativer Künstler, sondern auch Fachmann für trockene Gesetzestexte zu sein. "Das ist die rationale Seite in mir. Die emotionale lebe ich mit der Musik aus."
Mit der Geige bis nach oben
Schon seit Kindertagen ist Musik das Ventil für Sebastian Paù-Lessis Gefühle. Mit sechs Jahren beginnt er auf eigenen Wunsch Geige zu spielen und bringt sich als Jugendlicher selbst das Gitarre und später auch das Ukulele spielen bei.
Seine Liebe zur Geige hätte Sebalter in Kopenhagen Glück bringen können. Immerhin haben bereits vier Mal Songs gewonnen, in denen das Saiteninstrument eine wichtige Rolle spielt: 1957 siegt "Net als toen", gesungen von der Niederländerin Corry Brokken und garniert von einem ambitionierten Geigensolisten den ESC in Frankfurt am Main. 1995 landen die Esoterik-Geigerin Fionnuala Sherry und ihre Band Secret Garden mit "Nocturne" für Norwegen ganz vorne. 2008 unterstützt ein besonders leidenschaftlicher Geiger den Russen Dima Bilan bei seinem Auftritt - mit maximalem Erfolg. Nur ein Jahr später fiedelt sich der Norweger Alexander Rybak auf Platz eins in Moskau. Für den Sieg reicht es für Sebalter nicht, aber sein sympathischer Auftritt beschert der Schweiz mit Platz 13 einen Achtungserfolg.