Großbritannien entscheidet sich für SuRie
"Storm" heißt der Beitrag, mit dem Sängerin SuRie das Vereinigte Königreich beim Eurovision Song Contest 2018 in Lissabon vertreten wird. Kurz und schmerzlos verkündete Moderatorin Mel Giedroyc den von Nicole Blair, Gil Lewis und Sean Hargreaves geschriebenen Poptitel als Gewinnersong. Die nationale Vorentscheidungsshow "You Decide" fand in diesem Jahr im geschichtsträchtigen Dome in Brighton statt, wo Abba 1974 den ESC gewannen - ein guter Vorwand, um mit Måns Zelmerlöw einen anderen schwedischen ESC-Sieger als Co-Moderator mit auf die Bühne zu holen. Der heizte dem Saal, unter anderem im Duett mit Vorjahresteilnehmerin Lucie Jones, ordentlich ein.
Europafahnen im Brexit-Land
Die Bemühungen der BBC um einen erfolgreichen ESC-Beitrag hatten im letzten Jahr erste Früchte getragen - auch wenn der 15. Platz in Kiew deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben war. Entsprechend blieb bei der Songauswahl alles wie gehabt: Die Autorenvereinigung BASCA und die britische Tonträgerindustrie waren ebenso wieder mit im Boot wie der nationale OGAE-Fanclub, der die Sichtung der offenen Einreichungen übernommen hatte. Und tatsächlich: Erstmalig war in diesem Jahr ein zeitgemäßes Musikspektrum zu hören, wie man es aus dem Mutterland der Popmusik schon seit Jahren nicht gehört hatte. Das Publikum schwenkte dazu eifrig Europafahnen.
Charme einer Karnevalssitzung
Doch obwohl das musikalische Angebot im Vergleich zu den Vorjahren ein echter Quantensprung war, wollte keiner der sechs Beiträge so recht zünden. Das lag vielleicht auch an der Show, die sich zwischen Nostalgie und Neuanfang nicht recht entscheiden konnte und zeitweise den Charme einer Karnevalssitzung versprühte. Am Ende entschieden sich die anonyme Fachjury und die Zuschauer für den vertrauten Hitparadensound des Titels "Storm", der - passend zur schwedenlastigen Veranstaltung - frappierend an einen Song von Avicii erinnert. Dafür ist Sängerin SuRie eine alte ESC-Bekannte: 2015 in Wien stand sie mit Loïc Nottet für Belgien auf der Bühne. 2017 in Kiew mit der Belgierin Blanche. Ob das reicht?