Schwede John Lundvik singt "Too Late For Love"
Vier Vorrunden mit 28 Acts, eine Hoffnungsrunde sowie ein Finale des Melodifestivalen in Schweden: Und doch konnte nur einer Sieger werden - John Lundvik, der Favorit schlechthin. Sein Lied "Too Late For Love", eine pop-gospelige Nummer, siegte vor elf anderen Beiträgen. Er hatte beim Voting der acht Experten von allen je zwölf Punkte erhalten, auch von Dana International aus Israel.
Von der Vorrunde direkt ins Finale
Für den 36-Jährigen war es nach dem vorigen Jahr, als er beim Mellofest schon Dritter mit "My Turn" wurde, also keineswegs "too late" für einen weiteren Versuch, für sein Land zum ESC nach Tel Aviv fahren zu dürfen. Sein Lied war in der Vorrunde schon für das Finale gewählt worden - in Lidköping am 23. Februar blieb er schon definitiv der am meisten bejubelte Kandidat des Abends.
Ein Mann mit zwei ESC-Optionen
Der Småländer aus Växjö, geboren in Großbritannien, siegte vollkommen zurecht. Seine Performance, unterstützt von einem mächtigen Fünf-Frauen-Chor, überzeugte durch starke Eingängigkeit. Sie wurde obendrein durch die sympathische, vollkommen unblasierte, Ausstrahlung des Sängers noch aufpoliert. John Lundvik war, als das Endresultat bekannt gegeben worden war, den Tränen nahe: "Es war ein so langer Weg, den ich gegangen bin, es war nicht einfach, ihn zu gehen - aber jetzt kann ich kaum glauben, dass ich mein Land in Tel Aviv vertreten werde."
So oder so wäre er in Israel im Mai dabei, es stand schon vor dem Melodifestivalen fest, dass er am Finale teilnehmen wird - wenngleich mit seiner ersten Option. Lundvik gehört mit zum Komponistenteam, das für den britischen ESC-Teilnehmer verantwortlich zeichnet: Michael Rice mit "Bigger Than Us". Dieser Act ist ästhetisch dem Titel Lundviks in Schweden nicht unähnlich, die pompösen Partien, von Chorstimmen untermalt, eignen sich bekanntlich besonders gut für einen ESC. Im Interview betonte er, dass er selbstverständlich mit dem Herzen stärker an "Too Late For Love" hänge - "ich bin ja Schwede". Dass Lundvik es ins Finale es schafft, gilt als relativ sicher. Er liegt in den internationalen Wetten auf Platz drei.
Veteranen sangen unter ferner Liefen
Der Rest der Konkurrenz beim Melodifestivalen, wie gewohnt abgehalten vor Tausenden Zuschauern in der Friends Arena von Solna bei Stockholm, blieb im Vergleich mit dem Sieger eher blass. Platz zwei schaffte der charmant lächelnde Teenager Bishara mit der Benjamin-Ingrosso-Komposition "On My Own", vor allem durchs Publikumsvoting. Dritte wurden Hanna Fern feat. LIAMOO mit "Hold You". Veteranen wie Anna Bergendahl ("Ashes To Ashes", 10. Platz), Jon Henrik Fjällgren (mit "Norrsken", 4.) und Arvingarna, bekannt vom ESC 1993 aus Millstreet, scheiterten deutlich.
Die Show war so opulent inszeniert, wie in allen Jahren zuvor. Sie begann mit einem minutenlangen Intro durch Benjamin Ingrosso und seiner Interpretation von Lionel Ritchies "All Night Long", zu der die zwölf Kandidaten in die Halle schritten. Ähnlich einem internationalen Showformat, war der Wettbewerb extrem materialreich in Szene gesetzt. Der Anteil der pyrotechnischen Effekte schien geringer gehalten als 2018, dafür sorgten Windmaschinen bei einigen Sängerinnen und Sängern für schnittig-wehende Frisuren.
Benjamin Ingrosso und zwei Diven unter sich
Auch das Comedy-Moment kam nicht zu kurz - für diesen war hauptsächlich Mitmoderatorin Sarah Dawn Finer zuständig. Und zwar in ihrer Rolle als Linda Woodruff, BBC-Reporterin aus dem ESC-Geschehen. Bei ihr wurde aus "last year in Lisbon" ein selbstveräppelndes "last year in Lesbon". Der Interval-Act war eine Modern-Dance-Interpretation von Benjamin-Ingrossos letztjährigen ESC-Beitrag "Dance You Off". Einen glamourösen Höhepunkt boten Dana International und Charlotte Perrelli (ESC-Siegerin 1999) mit dem Titel "From Diva to Diva".