Sergej Ćetković reist zurück in die Vergangenheit
Als Kind stand Sergej Ćetković auf Bach und die Beatles - 2014 vertrat der erfahrene Musiker Montenegro mit der Balkan-Ballade "Moj svijet" beim Eurovision Song Contest.
Wunderschöne Landschaften, das Meer, ein kleines Mädchen, das mit seinen Eltern verreist und sein trauriger Freund, der es nicht gehen lassen mag. So beginnt das Video zur Ballade "Moj Svijet", dem Beitrag Montenegros beim Eurovision Song 2014. Dann erscheint der smarte Sänger des Stücks: Sergej Ćetković. "Meine Welt" heißt der Titel übersetzt, und Ćetković erinnert sich genau daran - an seine Welt, als er klein war.
Zwischen Bach und Beatles
In Sergejs eigener Kindheit ist seine Welt die Musik. Mit zehn Jahren gewinnt der talentierte Klavierspieler 1986 den zweiten Platz bei einem Kindermusikfestival in seiner Heimatstadt Podgorica. Tagsüber spielt der Junge auf der Musikschule Mozart, Bach und Schubert - zu Hause aber rotieren die Beatles und Peter Gabriel auf dem Plattenteller. Irgendwann weiß der junge Sergej dann: Popmusik, das ist es. Er singt und spielt Keyboard in Bands, startet 1998 eine Solokarriere und veröffentlicht mehrere Alben. Heute ist der 38-Jährige einer der erfolgreichsten Musiker und Komponisten Montenegros und auf dem gesamten Balkan beliebt.
Balkan-Melancholie mit Meeresrauschen
Normalerweise hätte Ćetković damit beste Voraussetzungen beim Eurovision Song Contest, dürfte er doch dank seiner Popularität auf einen schönen Punkteregen aus den ex-jugoslawischen Nachbarstaaten hoffen. Doch viele dieser Länder sind in diesem Jahr in Kopenhagen nicht dabei.
Montenegro könnte sich aber auch einfach auf den Song verlassen: "Moj Svijet" ist eine klassische Ballade mit leicht folkloristischen Elementen, vom Interpreten selbst komponiert. Wenn Flöten und Geigen einsetzen, läuft das Lied Gefahr, etwas zuckrig zu werden - doch Ćetkovićs markante Stimme umschifft gekonnt die Klippen des Kitsches. Balkan-Melancholie mit Meeresrauschen.
Finale? Was ist das?
Im Grunde hat Ćetković schon mit dem Einzug ins Finale gewonnen - dem ersten seit Montenegros erster Teilnahme als eigenständiger Staat im Jahr 2007. Das Land steht bislang nicht sehr gut da im Wettbewerb. In den vergangenen Jahren war es mit untypischen ESC-Songs weitgehend erfolglos: Auf schlichten Rock und simple Disconummern folgte Extravagantes wie Rambo Amadeus (2012) mit seinem verstörend schrägen "Euro-Neuro" und verwegener Hip-Hop vom Duo Who See (2013). Ćetković konnte diese Bilanz mit einem 19. Platz im Finale drastisch aufbessern?