Sarah McTernan: Von der Barmusikerin zur ESC-Sängerin
Nach zuletzt drei Sängern geht in Tel Aviv wieder eine Frau für Irland an den Start. Die 25-jährige Sarah McTernan tritt mit dem Liebeslied "22" in die großen Fußstapfen von Linda Martin und Niamh Kavanagh, die mit "Why Me?" und "In Your Eyes" in den 90er-Jahren den ESC gewannen. Doch die Ansprüche beim ESC-Rekordsieger sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Nach vier verpassten Finalteilnahmen freuten sich die irischen Fans 2018 in Lissabon über den starken Auftritt von Ryan O'Shaughnessy, der mit seiner Ballade "Together" auf einem guten 16. Platz landete. Auch für Sarah McTernan ist der Einzug ins Finale das erklärte Ziel. Doch das kann sie nicht erreichen: im zweiten Halbfinale am 16. Mai scheidet sie aus.
Von der Kneipe auf die ESC-Bühne
Sarah McTernan stammt aus dem 800-Seelen-Dorf Scariff, das in der Nähe des Lough Derg liegt - mitten im irischen Niemandsland. Nach der Schule belegt sie zunächst einen Vorbereitungskurs für eine Ausbildung zur Krankenschwester, fängt dann aber ein Studium der Musiktechnologie in Limerick an. Sie arbeitet als Verkäuferin in einem Textildiscounter. Lange sieht es nicht danach aus, als ob Sarah McTernan mal nach einer großen Karriere auf der Bühne streben würde.
Obwohl sie vorher noch nie vor großem Publikum aufgetreten war, meldet sie sich 2014 für die irische Ausgabe von "The Voice" an. Dort macht sie erstmals als Musikerin auf sich aufmerksam und wird am Ende Dritte. Dennoch war der Name Sarah McTernan bis zu ihrer Nominierung nur wenigen Iren ein Begriff. Mit ihrer Band The Jeds spielt sie auf Hochzeiten und vereinzelte Gigs in Bars und auf kleineren Veranstaltungen. Musik ist ihre Leidenschaft, aber nie die Hauptsache in Sarah McTernans Leben. Vor allem nicht, seit ihre Tochter Mia 2016 auf die Welt gekommen ist.
Sarah McTernan: Wenig Bühnenerfahung, herausragende Stimme
Obwohl sie kaum Erfahrungen mit Auftritten auf großen Bühnen hat, wollte die Sängerin unbedingt zum ESC. Bereits 2018 bewarb sie sich darum, für San Marino an den Start zu gehen. Dort rechnete sie sich aufgrund der schwächeren Konkurrenz bessere Chancen aus, den Auswahlprozess erfolgreich zu bestehen. Angetreten sind in Lissabon dann aber Jessika feat. Jenifer Brening.
Dass sie sich mit dem Song "22" jetzt gegen 430 andere irische Bewerbungen durchgesetzt hat und für ihr Heimatland antreten darf, ist für die Sängerin eine große Überraschung. "Wenn mir jemand im vergangenen Jahr erzählt hätte, dass ich mein Land beim ESC vertreten würde, dann hätte ihm ihm gesagt, dass er verrückt ist", freut sich Sarah McTernan über die Nominierung. "Sarah hat eine beeindruckende Stimme, die mich von der ersten Minute an begeistert hat", begründet der irische Delegationsleiter Michael Kealy die Wahl der Kandidatin. "Und unser ausgewählter Song '22' passt perfekt zu ihr."
"22": Popsong mit Ohrwurm-Potenzial
Der Song "22" stammt aus der Feder eines niederländischen Musikerteams: Janieck, Marcia "Misha" Sondeijker und Roulsen. In dem Lied singt die Irin darüber, dass sie immer, wenn sie die Zahl 22 sieht, an einen ehemaligen Geliebten denken muss. Vor dessen Haus mit derselben Nummer hatte sich das Paar einst geküsst. Der Song ist aber keine emotionale Ballade, wie der Text vermuten lässt, sondern eher ein Midtempo-Popsong. Der Refrain verfügt über ein gewisses Ohrwurm-Potenzial, letztendlich fehlt dem Song aber der wirkliche Höhepunkt, um ganz vorne mitzumischen.