Jessika und Jenifer: Frauenpower für San Marino
Eigentlich schlägt Jessikas Herz für Malta. Was nicht verwundert, schließlich kommt sie aus Mosta, einer Stadt im Nordwesten der Mittelmeerinsel. Immer wieder tritt die 29-Jährige bei maltesischen Vorentscheiden an, zuletzt 2016. Vergebens. Doch nach dem Motto - wer nicht kämpft, hat schon verloren - versuchte sie ihr Glück 2018 für San Marino beim Eurovision Song Contest in Portugal, scheiterte aber im zweiten Halbfinale.
Jessikas musikalische Vorbilder kommen aus Italien
Als Kind weiß Jessika Muscat noch nichts vom Kampf gegen die ESC-Mühlen. Aber von der Welt des Show-Business ist sie schon als kleines Mädchen fasziniert. Im italienischen Fernsehen bewundert Klein Jessika ihre Idole Heather Parisi und Rafaella Carra. Zur Musik der Sängerinnen aus dem Nachbarland tanzt und trällert sie im heimischen Wohnzimmer. Darüber hinaus singt das jüngste von drei Geschwistern im Kirchenchor und lernt früh Klavier spielen. Mit 14 Jahren nimmt Jessika am Junior Eurovision Song Contest teil. "Ich wollte immer auf die Bühne und singen", erzählt Jessika in der maltesischen Presse.
ESC-Teilnahme für Malta bleibt unerreicht
2008 ist es dann so weit: Sie tritt erstmals beim Vorentscheid in Malta an. Es reicht nicht zum Sieg. Ein Jahr später geht die junge Frau auf Tour in England, dort singt sie in Clubs und Pubs. Dann folgt ein nächster Karriere-Schritt, sie darf Gesangsunterreicht beim Vocal-Coach Seth Riggs in Los Angeles nehmen, der schon mit Künstlern wie Ricky Martin oder Kelly Clarkson zusammengearbeitet hat. Neben der Musik setzt Jessika auf ein zweites Standbein - sie studiert an der Universität zu Malta Spanisch und Business-Kommunikation. Nach ihrem Abschluss arbeitet sie als Spanisch-Lehrerin, doch der Traum vom ESC lebt weiter. Von 2012 bis 2016 startet Jessika immer wieder beim maltesischen Vorentscheid. Obwohl sie mit namhaften Komponisten wie Philip Vella oder dem Schweden Thomas G:Son Lieder arrangiert - der Sieg bleibt ihr verwehrt.
Letzte Chance San Marino
San Marino bietet Jessika eine neue Chance, sie bewirbt sich beim Sender SMRTV und nimmt am Vorentscheid "1 in 360" teil. Noch kurz vor dem Auftritt springt ihr der Partner für den Rap-Part ab. Hip-Hopper Irol gibt dafür künstlerische Gründe an. Spontan springt die Deutsche Jenifer Brening ein, die ebenfalls mit einem eigenen Song beim Vorentscheid antritt. Das neu zusammengewürfelte Duo gewinnt mit dem Anti-Mobbing-Song "Who We Are" etwas überraschend. Sie sei vor allem Sängerin, insofern war es ein bisschen ein Schock, dass sie mit dem Rap gewonnen habe, erzählt Jenifer auf ihrer Facebook-Seite.
Jenifer fällt bei Dieter Bohlen durch
Jenifer Brening begeistert sich - ebenso wie Jessika - früh für das Singen: Sie ist acht Jahre alt, als sie ihrer Mutter Yvonne Catterfelds "Für Dich" als Geburtstags-Ständchen singt. Familie und Verwandtschaft fördern das Gesangstalent stetig, sie nimmt an Wettbewerben teil und landet mit 16 schließlich bei "Deutschland sucht den Superstar". Obwohl Dieter Bohlen gefallen an Jenifers Stimme findet, scheidet sie schon in der ersten Runde aus. Schon damals besitzt sie einen YouTube-Kanal, und kurz darauf nimmt Universal Jenifer Brening unter Vertrag. Ende 2016 erscheint ihr Debütalbum "Recovery" mit selbst geschriebenen Songs. Aber die gebürtige Berlinerin, die mittlerweile in Lauingen bei Ulm lebt, hat noch einen Plan B in petto. Sie studiert Internationale Betriebswirtschaft, falls es mit der Musik doch nicht klappt.
"Who We Are" passt perfekt in die MeToo-Debatte
Im Vorfeld des Eurovision Song Contest hatten sich die beiden Frauen viel vorgenommen, um sich gegen Mobbing einzusetzen. Denn "Who We Are" passt irgendwie perfekt in die derzeitige MeToo-Debatte, auch wenn der Song nicht von sexueller Belästigung sondern Jessikas persönlichen Erfahrungen mit Mobbing handelt.