"In Your Eyes", 1993 in Millstreet (Finale) (1. Platz, 187 Punkte)
Irland: Niamh Kavanagh
Was vereint die irische Sängerin Niamh Kavanagh und den deutschen Komponisten Ralph Siegel beim Eurovision Song Contest? Beide haben sich in den Geschichtsbüchern des Wettbewerbs als Gewinner verewigt. Siegel 1982 als Autor von Nicoles "Ein bisschen Frieden" und Kavanagh im Jahr 1993 für Irland mit "In Your Eyes". 2010 ist eine weitere Gemeinsamkeit hinzugekommen: Beide haben am 5. März in der "Late Late Show" ihr Glück beim irischen Vorentscheid versucht.
Kantersieg für Kavanagh
Doch während Altmeister Siegel mit seinem neuesten Schützling Lee Bradshaw auf dem letzten Platz landete, entwickelte sich Niamh Kavanaghs Auftritt zu einem wahren Triumphmarsch. Ihr Siegertitel "It's For You" erhielt jeweils die Höchstnote der sechs regionalen Jurys in Cork, Dundalk, Limerick, Sligo, Dublin und Galway. Das Ergebnis des Televotings war da nur noch Formsache: Kavanaghs irische Ballade inklusive des unvermeidlichen Flötensolos lag auch in der Gunst der Zuschauer unangefochten auf dem ersten Platz.
Durch und durch irisch
Seine irische Seele verdankt "It's For You" den Autoren Lina und Marten Eriksson sowie Niall Mooney und Jonas Gladnikoff. Das ist insofern bemerkenswert, weil zwei dieser Damen und Herren beim vergangenen Contest in Moskau Lehrgeld bezahlen mussten. Mooney und Gladnikoff waren für die Pop-Rock-Nummer "Et Cetera" verantwortlich, mit der Sinéad Mulvey & Black Daisy unrühmlich im Halbfinale scheiterten. Die beiden Komponisten erwiesen sich mit "It's For You" als derart lernfähig, dass sie Niamh Kavanagh nach 17 Jahren Abwesenheit wieder zur Teilnahme am Contest überreden konnten.
Von den "Commitments" zum Grand Prix
Ihre Wahl fiel nicht von ungefähr auf die Grand Prix Siegerin von 1993. Niamh Kavanagh bekam am Tag ihrer Geburt am 13. Februar 1968 in Dublin reichlich musikalisches Talent mit in die Wiege gelegt. Als Teenager entschied sie sich zunächst für eine solide Ausbildung als Bankkauffrau, aber Anfang der 90er-Jahre nahm ihr Leben eine entscheidende Wende. Zwar gehörte die Sängerin nicht zum Casting des internationalen Filmhits "The Commitments", aber ihre Aufnahmen für den offiziellen Soundtrack markierten 1991 den Start ihrer professionellen Karriere als Musikerin.
Diese erreichte 1993 mit dem Heimsieg beim Eurovision Song Contest im irischen Millstreet ihren vorläufigen Höhepunkt. "In Your Eyes" bescherte Kavanagh einen Nummer-1-Hit in ihrer Heimat und obendrein den Ruf, eine der versiertesten Sängerinnen Irlands zu sein. Eine Sängerin, die offenbar lieber live auf der Bühne steht als im Studio. Bis zu ihrem Grand Prix Comeback 2010 hat die Mutter von zwei Kindern gerade einmal zwei Soloalben veröffentlicht. Außer auf "Flying Blind" und "Wonderdrug" findet sich ihre Stimme aber auch auf zahlreichen Aufnahmen bekannter irischer Künstler wie Gerry Carney und Mick Hanly.
Johnny Logan bleibt der einsame König
In Oslo wollte Niamh Kavanagh Geschichte schreiben: Hätte sie am Ende ganz oben auf dem Treppchen gestanden, wäre dies nicht nur der erste irische Sieg seit 14 Jahren gewesen - das letzte Mal vollbrachte Eimear Quinn 1996 dieses Kunststück - sie wäre außerdem die erste weibliche Interpretin gewesen, die zweimal den Contest gewonnen hätte. Es kam aber alles ganz anders: Mit Ach und Krach überstand Niamh Kavanagh das zweite Halbfinale. Im Finale steigerte sie sich zwar gewaltig und lieferte einen fehlerfreien Auftritt ab, aber bei der Vergabe der Länderpunkte fand ihre Ballade kaum Beachtung. Der König des Grand Prix wartet also weiter auf seine Königin. Die Rede ist von Johnny Logan, dem in der über 50-jährigen Geschichte des Wettbewerbs bislang als Einzigem das Double gelungen ist. Und für welches Land feierte er in den Jahren 1980 und 1987 seine Siege? Für ein damals noch glorreiches Irland!