Lena holt den ESC nach Deutschland
Zum zweiten Mal nach 1996 fand der Eurovision Song Contest in der norwegischen Hauptstadt Oslo statt - und zum dritten Mal überhaupt in Norwegen. Doch die Unterschiede zwischen den beiden Wettbewerben von 1996 und 2010 könnten aus deutscher Sicht größer nicht sein: 1996 durfte der deutsche Teilnehmer Leon mit seinem Song "Blauer Planet" gar nicht im Finale starten - und 2010 räumte Lena mit "Satellite" ab und gewann den 55. Eurovision Song Contest mit 246 Punkten.
Share the Moment
Schon im Vorfeld des Finales wurde Lena als große Favoritin gehandelt. Sie führte die Wettlisten der internationalen Buchmacher an, wo sie auftauchte, drängelten sich Kameras und Mikrofone um sie und in der norwegischen Boulevard-Presse buhlten Alexander Rybak, Gewinner des ESC 2009 und Didrik Solli-Tangen, Norwegens ESC-Vertreter 2010, um Lena.
Am 29. Mai 2010 um Punkt 21 Uhr mitteleuropäischer Zeit begann der 55. Eurovision Song Contest in Oslo in einer mit 18.000 Besuchern voll besetzten Telenor Arena. Den Anfang machte Vorjahressieger Alexander Rybak, der seinen Siegertitel von Moskau, "Fairytale", vortrug, bevor der eigentliche Wettbewerb begann, der in diesem Jahr unter dem Motto "Share the Moment" stand.
Spanier durfte zwei Mal auf die Bühne
Der startete mit der hochgewetteten Safura aus Aserbaidschan, die ihre Ballade in einem mit Leuchtstoffröhren getunten Kleid sang. Während sie unfallfrei ihren Song "Drip Drop" schmetterte, hatte der zweite Kandidat, Daniel Diges aus Spanien, weniger Glück. Hörbar aufgeregt begann er sein "Algo pequeñito" und dann stürmte nach wenigen Sekunden ein Zuschauer auf die Bühne. Der Spanier ließ sich davon nicht zu sehr beirren, aber die EBU gab Spanien am Ende des Teilnehmerfeldes trotzdem eine zweite Chance. Das hatte es vorher erst ein einziges Mal gegeben: 1958, als der Italiener Domenico Modugno wegen Übertragungsfehlern bei seinem eigentlichen Auftritt am Ende der Show nochmals auf die Bühne durfte.
Von diesem Zwischenfall abgesehen war der Abend ein klassischer Grand-Prix-Abend, mit allen Zutaten, die es dazu braucht: Schmachtende Balladen mit großem Gefühlskino lieferten Norwegen, Irland, Israel und Weißrussland. Dass Eurodance nicht totzukriegen ist, bewiesen Moldau und Island, für Ethnopop waren in diesem Jahr Serbien, Armenien und Griechenland zuständig. Rocknummern lieferten die Türkei und Bosnien-Herzegowina - aber sie waren diesmal allesamt chancenlos gegen deutschen Pop.
Neun Mal zwölf Punkte für Deutschland
Mit der Startnummer 22 ging Lena mit ihrem Song "Satellite" von dem Komponistenteam Julie Frost und John Gordon ins Rennen. Und der Song begeisterte. Kaum hatte die Punkteverteilung begonnen, setzte sich Deutschland an die Spitze. Bereits nach der sechsten Wertung führte Lena. Je mehr Länder ihre Stimmen abgaben, desto deutlicher wurde: Deutschland ist nicht mehr einzuholen. Aus fast allen Ländern bekam Lena Punkte - neunmal gab es zwölf Punkte: aus Dänemark, Estland, Finnland, Lettland, Norwegen, Schweden, der Schweiz, der Slowakei und Spanien. Nur fünf Nationen versagten Deutschland ihre Punkte.
Ein weiterer Höhepunkt der Show war der Zwischen-Act. Schon vor Wochen hatte das norwegische Fernsehen in verschiedenen Städten Europas einen Flashmob-Dance aufgezeichnet. "Share the Moment" hieß das Motto des Contest und es wurde brillant umgesetzt.
Flashmob begeisterte Europa
Zum Titel "Glow" der norwegischen Formation Madcon ging die Reise durch die europäische Städte, in denen begeisterte ESC-Fans den Tanz aufgeführt hatten - mit dabei als einzige Live-Übertragung der deutsche Flashmob auf der Hamburger Reeperbahn. Dann ging es über die Nordsee in den königlichen norwegischen Palast, wo Kronprinzessin Mette-Marit mit ihren Kindern tanzte, und schließlich zurück in die Halle.