Paenda kritisiert gesellschaftliche Zwänge
Zart und zerbrechlich klingt Österreichs ESC-Kandidatin Paenda, wenn sie "Limits" singt. Der Song kritisiere den Druck, den jeder in der Gesellschaft verspüre, sagt die 31-jährige Wienerin mit den auffällig blauen Haaren.
"Man muss immer stark, immer gut gelaunt, immer perfekt sein", so Paenda weiter. Keine leichte Kost für die große Bühne beim Eurovision Song Contest in Israel, dafür aber authentisch und berührend. Der Song komme von Herzen, erzählt Paenda weiter. Druck macht sich die Musikerin nicht, sie wolle nicht über das Abschneiden in Tel Aviv nachdenken. Am wichtigsten sei es, den Moment zu genießen und die Bühne mit einem super Gefühl zu verlassen, erklärt Paenda zur Erwartungshaltung ihrer Landsleute, erzählt sie vor dem Halbfinale. Denn die sind nach den guten Ergebnissen Österreichs in den vergangenen Jahren nicht gerade klein. Dass sie sich keine Gedanken machen wolle ist gut, denn Paenda scheidet im zweiten Halbfinale aus und verpasst somit den Einzug ins Finale.
Ein Panda als Namensgeber
Paenda kommt als Gabriela Horn in Deutschlandsberg in der Steiermark zur Welt. Bereits mit sechs Jahren singt sie im Chor. Als Horn 14 ist, schreibt sie erste Songs, lernt Gitarre und Klavier zu spielen. Das Rüstzeug für ein Musikstudium bringt die junge Frau bereits mit, als sie mit 20 Jahren nach Wien geht. Doch Horn nimmt zunächst noch einen Umweg, studiert ein Jahr lang Psychologie und wechselt erst dann zum Jazz- und Popgesang an das Vienna Music Institute, einem Privatkonservatorium. 2013 schließt Horn ihre Ausbildung ab. Der Künstlername Paenda existiert noch nicht, er entwickelt sich erst 2016, bei einem morgendlichen Blick in den Spiegel: "Ich sah immer aus wie ein kleiner Panda", erklärt sie der österreichischen Zeitung "Der Standard".
Anfang 2018 erscheint Paendas Debütalbum "Evolution I" in Eigenregie, ein von der heimischen Musikpresse gelobtes Werk mit tanzbaren Elektropop- und Hip-Hop-Songs. Ganze zwei Jahre hat Paenda an dem Erstling gearbeitet.
"Limits" ist ein bewusst reduzierter ESC-Song
Kurz vor dem ESC in Israel, am 26. April, ist Paendas zweites Album "Evolution II" erschienen. Darauf ist auch die Ballade "Limits" zu hören. Es sei ein untypischer, bewusst sehr reduzierter Song, erklärt der österreichische ESC-Delegationsleiter Stefan Zechner. Unser Nachbarland hat sich für ein anderes Prozedere als Deutschland entschieden. Österreichische Musikexperten waren zunächst in der Szene auf Talentsuche. Eine Fachjury hat schließlich aus sechs vorgeschlagenen Kandidaten Paenda auf Platz eins gewählt. "Limits" ist weit entfernt von einem typischen ESC-Lied: "Wir brechen mit dem Song Erwartungshaltungen. Das Übliche ist mittlerweile sehr vorhersehbar und fad", meint ORF-Musikexperte Eberhard Forcher.
Paenda: "ESC baut Brücken zwischen Kulturen"
Der ESC bedeutet für Paenda übrigens mehr als nur ein Gesangswettbewerb: "Der Song Contest baut Brücken, die unterschiedliche Kulturen und Religionen für eine Weile verbinden. Jetzt darf ich für Österreich dabei sein und bin überwältigt. Es bedeutet mir sehr viel, ein Teil dieser Botschaft an die Welt zu sein." Mit dabei in Tel Aviv ist Paendas größte Kritikerin, aber auch wichtigste Unterstützerin - ihre Schwester. Ihren persönlichen Favoriten hat die 31-Jährige auch schon auserkoren, es ist der Brite Michael Rice. Sie habe selten jemanden erlebt, der auf Anhieb das Publikum so vereinnahmen könne und seine Stimme sei unglaublich gut, schwärmt Paenda.
Vorgänger Cesár Sampson landet in den Top drei
Vergangenes Jahr in Lissabon schaffte es der österreichische Teilnehmer Cesár Sampson ganz weit nach vorn: Mit seinem souligen Song "Nobody But You" - und unterstützt von einem stimmgewaltigen Gospel-Chor - landete er auf einem guten dritten Platz. Wäre es nur nach Punkten der Jury gegangen, hätte es sogar für einen Sieg in der portugiesischen Hauptstadt gereicht.