Peter Urban verabschiedet sich vom ESC
Peter Urban - die deutsche Stimme des ESC - kommentiert in diesem Jahr zum 25. Mal den Eurovision Song Contest. Mit dem Finale am 13. Mai in Liverpool verabschiedet er sich vom weltgrößten Musikwettbewerb.
Der 74-jährige NDR Journalist, Radio- und TV-Moderator begleitet den Eurovision Song Contest seit der Austragung 1997 in Dublin. Zwar ging Peter Urban 2013 offiziell in den Ruhestand, als Kommentator blieb er dem ESC aber weiter treu.
"Seit 1997 habe ich erlebt, wie stark der ESC an Bedeutung, Aktualität, Vielfalt und Qualität gewonnen hat, habe mich bemüht, den Wandel vom traditionellen Grand Prix zum weltweiten Top-Event der internationalen Musikszene den deutschen Zuschauern nahe zu bringen, mal informativ und sachlich, mal emotional und mit leiser oder lauterer Ironie. Ich hoffe, dass ich auch in den Jahren mit schwächeren deutschen Ergebnissen mit meinen Kommentaren mitgeholfen habe, das Interesse für diese faszinierende, einzigartige Veranstaltung, die in der Welt ihres Gleichen sucht, hochzuhalten. Ich bedanke mich für das Vertrauen und die langjährige Treue, es war mir eine Ehre und ein großes Vergnügen!" Peter Urban
Auch wenn es gelegentlich die Runde macht: Peter Urban ist nicht der dienstälteste ESC-Kommentator. "Diese Krone gebührt dem Schweizer Jean-Marc Richard, der seit 1991 für das französischsprachige Radio und TV kommentiert", erklärt Urban bescheiden.
Peter Urbans persönliche ESC-Highlights
- 1998 in Birmingham: Mit seinem seinem spektakulären Auftritt sorgte Guildo Horn selbst im Mutterland moderner Popmusik für Aufsehen.
- 2000 in Stockholm: Die dänischen Olsen Brothers zeigten mit einem ehrlichen schönen Liebeslied, dass es keine Kostüme, Tänzer oder Feuerwerk braucht, um einen ESC Klassiker zu schaffen.
- 2003 in Riga: Der überschäumende Jubel der türkischen Sängerin Sertab Erener und ihrer Freundinnen. Ihr ESC Sieg war auch ein Triumph über traditionelle Regeln.
- 2004 in Istanbul: Der stille, aber musikalisch brillante Auftritt von Max Mutzke und ein toller achter Platz.
- 2006 in Athen: Der erste Sieg für Finnland und mit Lordi der erste Sieg einer Hardrock-Band.
- 2010 in Oslo: Lenas Triumph und danach ein denkwürdiges Interview auf der internationalen ESC-Bühne mit der Siegerin.
- 2011 in Düsseldorf: Eine grandiose Eröffnungsnummer mit einem trommelnden Stefan Raab, einer rockenden Anke Engelke und vierzig Lenas einschließlich der echten. Dann die sensationelle Rückkehr Italiens zum ESC mit dem jazzigen Raphael Gualazzi.
- 2012 in Baku: "Euphoria" von Loreen war der perfekte ESC-Siegersong in Melodie, Groove, Performance und Dramatik.
- 2014 in Kopenhagen: Neben dem Triumph von Conchita die intime spannende und coole Ausstrahlung der Common Linnets aus den Niederlanden.
- 2016 in Stockholm: In meiner Lieblings-Arena, dem Globen, der bewegende Auftritt von Jamala aus der Ukraine.
- 2017 in Kiew: Der sensationelle und musikalisch faszinierend zarte Sieg des portugiesischen Jazzsängers Salvador Sobral.
- 2018 in Lissabon: Der großartige vierte Platz fürMichael Schultes berührenden Song und seine geniale Inszenierung, die auch BBC Kommentator Graham Norton stark beeindruckte.
- 2021 in Rotterdam: Der Start der Weltkarriere der italienischen Rockband Måneskin und eine Top Ten, die die neue Vielfalt von ESC-Songs bezeugte.
Auf die Frage, was er mit dem ESC verbindet, antwortet Peter Urban:
"Ich liebe am ESC die Spannung, den Wettbewerb, das Drama, die Überraschungen, Vielfalt und Toleranz, das Verständnis vieler Nationen untereinander, die gemeinsame Erfahrung von Spaß, Emotionen, Frust oder Freude, das Zusammentreffen mit den befreundeten Kommentatoren und die gemeinsame Zeit mit unserem Team." Peter Urban
Peter Urbans 25 legendäre ESC Jahre
Zu seinem Abschied vom ESC ehrt ihn das NDR Fernsehen 12. Mai, um 20.15 Uhr, dem Abend vor dem Finale in Großbritannien, mit dem 90-minütigen Porträt "Lena, Stefan Raab und Co. - Peter Urbans 25 legendäre ESC Jahre". Darin erinnert sich Peter Urban an seine größten und bewegendsten ESC-Momente - und daran, wie er diese Augenblicke damals erlebt hat und heute sieht.
"Ich bin ein großer Peter-Urban-Fan und möchte ihm im Namen des ganzen NDR für sein herausragendes Engagement für den Eurovision Song Contest danken", sagt NDR Programmdirektor Frank Beckmann. "Er kennt den Wettbewerb wie wohl kaum ein anderer. Seine Kommentare über die Beiträge sind aufschlussreich, kenntnisreich, trocken, auf den Punkt - und Kult. Ihm gelingt es, kein Blatt vor den Mund zu nehmen und zugleich wohlwollend und respektvoll zu kommentieren. Seine Begleitung über eine ganze Generation hinweg hat den ESC geprägt. Wir werden ihn vermissen!"
Leben für die Musik
Peter Urban, 1948 in Bramsche geboren, studierte in Hamburg Anglistik und Geschichte, bevor er 1977 promovierte. Sein Thema: die Texte der anglo-amerikanischen Populärmusik. Seine Dissertation erschien unter dem Titel "Rollende Worte - Die Poesie des Rock". Beim Norddeutschen Rundfunk in Hamburg begann er schon während seines Studiums zu arbeiten. Als Autor und Moderator stand er ab 1974 bei "Musik für junge Leute" oder auch für die legendäre Sendung "Der Club" im NDR 2 Studio. Seit 1988 gehörte der im niedersächsischen Quakenbrück aufgewachsene Urban zur Musikredaktion der Popwelle. Bei NDR Info verantwortete er als Redakteur auch die Sendungen "Nachtclub" und "Nightlounge" und moderierte weiterhin Musik-Specials bei NDR 2. Seit seinem Ruhestand 2013 war er neben dem ESC auch weiterhin auf NDR 2 mit der "Peter Urban Show" und seinem erfolgreichen Musik-Podcast "Urban Pop" zu hören.
Am 14. April feiert Peter Urban seinen 75. Geburtstag. Im gleichen Monat erscheinen seine Memoiren - Erinnerungen an seinen Weg zur Musik, zum Radio und Fernsehen, an Erlebnisse wie den ersten Auftritt von Jimi Hendrix 1966, an spannende Zeiten als Musiker im Hamburger Onkel Pö, an seine Begegnungen mit Weltstars wie Bruce Springsteen, David Bowie, Elton John, Joni Mitchell oder Keith Richards und natürlich an die vielen Jahre beim größten Musikwettbewerb der Welt.