Anke Engelke: Die Königin der Comedians
Ein Schulchor kann der Anfang einer ganz großen Karriere im Showgeschäft sein. Wenn sich das bei den Schülern und Kandidaten der Castingshows herumspräche, würden sich sicher auch mehr Kinder für das Singen im Chor entscheiden.
Für Anke Engelke jedenfalls fing alles mit dem Schulchor "Die Sonntagskinder" an. Nachdem ihre Familie Anfang der Siebziger Jahre aus dem kanadischen Montreal nach Rösrath bei Köln gezogen war, trat sie dem Chor bei, der Udo Jürgens 1977 bei einer Tournee begleiten durfte.
In Reih und Glied stehen und in einer Menge anderer Sänger untergehen war aber offenbar auch schon damals nicht das Richtige für Engelke und so sang sie auf der Tournee mit Jürgens ein Duett. Prompt wurde die Elfjährige von Radio Luxemburg entdeckt und moderierte ein Jahr später gemeinsam mit der ein Jahr älteren Désirée Nosbusch als jüngste Reporterin des Senders ihre erste Radiosendung.
Harte Schule in der Männerdomäne
Engelke begann Anglistik, Romanistik und Pädagogik in Köln zu studieren. Doch sie brach das Studium bald ab, um sich beim damaligen SWF in Baden-Baden zur Redakteurin ausbilden zu lassen. Ab 1993 gehörte sie zu den aktiven Mitgliedern des hauseigenen Comedy-Ensembles "Gagtory", das durch Live-Auftritte im ganzen Sendegebiet bekannt wurde.
Es lief wie am Schnürchen, wäre da nicht dieses eine Problem: Engelke ist eine Frau. Schon beim männerdominierten SWF übernahm sie eher unfreiwillig die Rolle als weibliche Vorreiterin und spricht heute von der "vielleicht härtesten Schule meines Lebens".
Mit ihrem komödiantischen Talent und ihrem Willen war sie es auch, die den Frauen das Comedy-Feld bereitete. Bevor Anke Engelke als Nachrichtensprecherin und einzige Frau neben Ingolf Lück, Bastian Pastewka und Marco Rima bei der satirischen "Wochenshow" anheuerte und als lispelnde Blondinen-Wetteransagerin, lesbische Radikalfeministin, lebenstüchtige Bordellköchin oder als Klatschreporterin Nina Rüde überzeugte, war die Kategorie "Comedian" nicht für Frauen vorgesehen. Dabei bewies sie mit ihren Auftritten, dass Frauen mindestens ebenso witzig sein können: Ihre Paraderolle war Ricky von "Tic Tac Toe" als Teenie-Moderatorin auf dem Pop-Sofa.
Keine Karriere ohne Rückschläge
Das Durchsetzen in der Männerdomäne klappte jedoch nicht immer. Wieder mal als erste Frau übernahm Engelke, die Mutter einer Tochter und zweier Söhne ist, 2004 den nächtlichen Sendeplatz von Harald Schmidt, als der sich in eine kreative Pause verabschiedete.
Schon vor der ersten Show musste sie Hohn und Spott über sich ergehen lassen. "Wer will sich schon von einer Frau abends die Welt erklären lassen", fragte die "Süddeutsche Zeitung" großväterlich und die "Welt" prophezeite: "Sie wird untergehen." Die Skeptiker sollten in diesem Fall recht behalten - schon nach fünf Monaten kam für Engelke und ihre Late-Night-Show das Aus.
Haufenweise Preise
Doch das tut der Begeisterung von Zuschauern und Kritik für das komödiantische Multitalent keinen Abbruch: Das größte Lob der Kritiker und den Grimme-Preis brachte ihr die Improvisationsreihe "Blind Date" gemeinsam mit Kollege Olli Dittrich ein. Aber die Liste der Auszeichnungen für die umtriebige Engelke ist lang und reicht vom Grimme-Preis, der Goldenen Kamera und dem Bambi über den Deutschen Comedy-Preis, den Bayerischen Fernsehpreis, den Silbernen Otto der Zeitschrift Bravo bis zur Goldenen Rose von Luzern.
Gefragte Moderatorin
Anke Engelke hat 1.000 Talente und ist als Moderatorin gefragt und beliebt. Sie ist bekennender Fan des Eurovision Song Contests - und immer wieder gerne dabei. Gemeinsam mit Stefan Raab und Judith Rakers hatte sie 2011 charmant den ESC in Deutschland moderiert. Im vergangenen Jahr war sie Vorsitzende der deutschen Jury - und bekam für ihr klares und mutiges Statement zur politischen Situation in Aserbaidschan viel Anerkennung.