Stefan Raab und der ESC - Ein Rückblick
Song Contest und Stefan Raab, das passt. Seit Guildo Horns Auftritt 1998 war Raab mehrmals an der Auswahl des deutschen ESC-Acts beteiligt. Unvergessen sein eigener Auftritt 2000 und Lenas Sieg 2010. Doch das war noch nicht alles.
2025 kehrt Stefan Raab zurück ins deutsche Team des Eurovision Song Contest. Zusammen mit der ARD und RTL richtet er den deutschen Vorentscheid aus. Seine ersten Spuren beim Wettbewerb hat er aber schon vor langer Zeit hinterlassen.
1998: Stefan "Alf Igel" Raab
Angefangen hat Raabs ESC-Reise vor über 25 Jahren. Unter dem Pseudonym "Alf Igel" komponierte er Guildo Horns Beitrag "Guildo hat euch lieb". Der Name "Alf Igel" war dabei eine Anspielung auf Ralph Siegel, den legendären deutschen ESC-Komponisten, der bis dahin schon an elf deutschen Beiträgen beteiligt war - auch an Nicoles Gewinnerlied "Ein bisschen Frieden". Später betonte Raab in einem Interview, dass die Anspielung nicht als Kritik, sondern eher als humorvolle Hommage an Siegel gedacht war.
Beim Vorentscheid in Bremen setzte sich Guildo Horns eingängiger Ohrwurm souverän und mit großem Abstand vor den anderen Titeln durch - darunter auch drei Songs von Ralph Siegel. Damit trat Guildo Horn 1998 für Deutschland beim ESC an. Und auch Stefan Raab ließ es sich nicht nehmen, in Birmingham dabei zu sein. Wie damals üblich, leitete er als Dirigent das Orchester. Doch während andere Dirigenten seriös in die Kamera blickten, grinste Raab verschmitzt in die Kamera und gab dem Orchester mit seiner gewohnt lockeren Art den Einsatz. Guildo Horn erreichte schließlich einen respektablen siebten Platz - die beste Platzierung für Deutschland seit 1994. Und Raab packte das ESC-Fieber.
2000: Was hatte er denn da?
Nur zwei Jahre später komponierte und textete Raab seinen zweiten ESC-Song. Dieses Mal jedoch für sich selbst. Mit "Wadde hadde dudde da?" trat Raab beim deutschen Vorentscheid "Countdown Grand Prix 2000" an. Erneut gab es das Duell Raab gegen Siegel. Erneut gewann Raab. Die alteingesessene Grand-Prix-Fangemeinde wähnte darin bereits den Untergang des deutschen Schlagers. Denn "Wadde hadde dudde da?" war nun wirklich alles - außer Schlager. Doch die Zuschauer waren begeistert und Raab setzte sich mit großem Abstand durch.
So ging es für Stefan Raab zum ESC 2000 nach Stockholm. Und auch dort sorgte er für Euphorie. Im gold-weißen Siebziger-Anzug und überdimensionierter Sonnenbrille tanzte und performte er sich bis auf den fünften Platz. Raab zeigte sich darüber jedoch etwas enttäuscht und kommentierte: "Ich wollte entweder Erster oder Letzter werden!"
2004: Komponist, Texter, Entdecker
Vier Jahre nach seinem Aufritt auf der großen ESC-Bühne juckte es Stefan Raab wieder in den Fingern. Doch anstatt erneut selbst zu singen, suchte er diesmal neue Wege und initiierte kurzerhand die Castingshow "Stefan sucht den Super-Grand-Prix-Star" (SSDSGPS). Die Abkürzung und der Name sind ein kleiner Seitenhieb auf eine andere bekannte Castingshow. Raab suchte mit seiner Show einen Kandidaten für den deutschen Vorentscheid zum ESC 2004 und fand: Max Mutzke. Doch geschrieben hat den Song "Can't Wait Until Tonight" wieder mal Raab selbst. Mutzke galt bereits im Vorfeld des Vorentscheids als großer Favorit und gewann diesen dann auch.
Daraufhin fuhr er zum ESC 2004 nach Istanbul. Begleitet - natürlich - von Stefan Raab, der damit bereits zum dritten Mal als Komponist einen Song für den Wettbewerb ins Rennen schickte und als Mutzkes Gitarrist dabei war. Zum dritten Mal landete dabei ein von ihm komponierter Song unter den Top 10: Max Mutzke sang sich auf Platz acht.
2010: Lena gewinnt mit Raab den ESC
Nach zwei, vier und sechs Jahren Pause zwischen Raabs ESC-Ausflügen war es 2010 wieder so weit: Stefan Raab und der Song Contest fanden ein weiteres Mal zueinander. Das Ende vom Lied ist längst bekannt: Lena gewann nicht nur die Castingshow "Unser Star für Oslo", sondern mit "Satellite" auch den Eurovision Song Contest. Deutschland siegte damit zum zweiten Mal nach 1982 beim ESC.
Die Idee für die Castingshow kam dabei von Stefan Raab selbst. So kam es zu einer neuartigen Kooperation zwischen Raabs damaligem Haussender ProSieben und der ARD - mit Raab als Jury-Präsidenten der neu geschaffenen Sendung. Der Entertainer komponierte dieses Mal zwar nicht den ESC-Song, war aber als Initiator und Ideengeber der Sendung maßgeblich am späteren Erfolg von Lena beteiligt.
2011: Als Moderator zurück auf der ESC-Bühne
Noch bevor der ESC 2010 überhaupt stattfand, gaben ARD und ProSieben schon bekannt, auch im nächsten Jahr zusammen mit Stefan Raab einen ESC-Act zu suchen. Doch während man noch über Titel wie "Unser Star für Berlin" munkelte, wurde sich dazu entschlossen, Lena ein zweites Mal zum Song Contest zu schicken, um den Titel zu verteidigen. "Unser Song für Deutschland" wurde geboren. In drei Shows präsentierte Lena zwölf Lieder. Stefan Raab war in diesem Jahr wieder nicht nur als Juror dabei, sondern auch an der Entstehung von möglichen ESC-Songs beteiligt. Am Ende entschieden sich die Zuschauer für "Taken By A Stranger", was jedoch keiner der drei Songs aus Raabs Feder war.
Der ESC 2011 in Düsseldorf vor heimischem Publikum war für Raab dann seine eurovisionäre Krönung: Zusammen mit Anke Engelke und Judith Rakers moderierte er den Eurovision Song Contest. Mehr noch: Weil Vorjahressiegerin Lena durch ihre wiederholte Teilnahme vermeintlich nicht ihren Gewinnersong zu Beginn des Finales performen konnte, stimmten kurzerhand Engelke und Raab "Satellite" an. Nach 1998, 2000 und 2004 war Raab damit musikalisch zurück auf der großen ESC-Bühne, spielte Gitarre und Schlagzeug und sang natürlich. Bis Lena dann doch noch auftauchte und das Lied mit Raab zu Ende performte - ein Show-Opening, welches noch lange im Gedächtnis blieb. "Taken By A Stranger" wurde am Ende Zehnter und Stefan Raab gab nach dem Finale bekannt, dass er einen Schlussstrich unter das Kapitel ESC ziehen wolle.
2012: Abschied auf Raten
Ein Jahr später übernahmen ARD und ProSieben wieder den Modus der 2010er-Vorentscheidung. Dieses Mal unter dem Namen "Unser Star für Baku". Weil Stefan Raab nach den Vorjahren eigentlich Abstand vom ESC nehmen wollte, nahm Thomas D von den Fantastischen Vier den Posten des Jury-Präsidenten ein. Trotzdem saß Raab dann, neben Thomas D und Frida-Gold-Sängerin Alina Süggeler, in der Jury für den deutschen Vorentscheid. Roman Lob sang sich mit "Standing Still" beim ESC in Baku auf Platz acht. Danach endete Stefan Raabs Reise beim ESC on air. Bis zum Vorentscheid 2017, "Unser Song", war er noch über die Produktionsfirmen Brainpool beziehungsweise Raab TV im Hintergrund beteiligt. Danach zog er sich vom ESC zurück.
2025 erklärt Raab ESC zur Chefsache
Ende Oktober 2024 meldet sich Stefan Raab beim ESC zurück. ARD, RTL und Raab kooperieren bei der Suche nach einem Act für den Eurovision Song Contest 2025 in der Schweiz. "Chefsache ESC 2025 - Wer singt für Deutschland?" heißt die nationale Aufgabe, an der Raab beteiligt ist.