Guy Sebastian: "Ich gebe 100 Prozent"
Der Australier Guy Sebastian genießt in vollen Zügen, dass sein Land ausnahmsweise beim ESC dabei sein darf. Der Sänger nutzt jede Gelegenheit, seinen Song-Contest-Beitrag "Tonight Again" vorzustellen. Er war bei Eurovision in Concert in Amsterdam dabei, stattete der London Eurovison Party einen Besuch ab und machte auch Station in Hamburg. NDR 2 Redakteur Thomas Mohr hat die Gelegenheit ergriffen und den Favoriten vieler ESC-Fans für ein Interview getroffen.
Der Eurovision Song Contest ist in Australien sehr beliebt. Wie bist du persönlich mit dem Song Contest verbunden?
Guy Sebastian: Schon als kleiner Junge hab ich den ESC zusammen mit meinen Eltern geguckt, weil die Show immer so überraschend ist. Du hast verrückte Künstler, tolle Stimmen und du lachst so oft - auf eine gute Art. Und gerade in den letzten Jahren bringt der Contest die Leute dazu, auch kulturelle Unterschiede wahrzunehmen. Wenn die Musik stimmt, kann eine Hard-Rock-Band gewinnen - genauso wie ein Mann mit Bart in Frauenkleidern.
Du hast viel Promotion für "Tonight Again" in Europa gemacht. Wie reagieren die Menschen darauf, dass Australien am ESC teilnimmt?
Sebastian: Ich dachte, die Leute wären verwirrt oder würden es ablehnen. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Die Reaktionen sind sehr positiv. Viele Menschen sind überrascht, dass der ESC in Australien so beliebt ist.
Kannst du auch diejenigen verstehen, die sagen: Australien liegt auf der anderen Seite der Welt, deswegen sollten die Aussis nicht am ESC teilnehmen?
Sebastian: Auf jeden Fall. Ich brauche 28 Stunden, um hierher zu kommen. Also offensichtlich sind wir sehr weit weg von Europa. Aber ich denke, die Leute verstehen, dass unsere Teilnahme eine einmalige Geschichte zum 60. Jubiläum ist.
Du bist jetzt der offizieller Botschafter deines Landes. Wie schwer ist diese Aufgabe für dich?
Sebastian: Das ist eine Ehre, aber auch ein ganze schöner Druck. Denn wenn ich verliere, war's das für Australien. Dann werden wir nie wieder teilnehmen können. Und nur wenn ich gewinne, hat Australien eine zweite Chance.
Wie bist du eigentlich zu deiner ESC-Teilnahme gekommen?
Sebastian: Ganz einfach - per Telefon. Als ich den Anruf bekam und gefragt wurde, ob ich Australien repräsentieren möchte, war ich total überrascht. Was? Wir beim Eurovision Song Contest? Was? Ich beim ESC? Ich hätte mir nie träumen lassen, jemals da auftreten zu können. Aber jetzt bin ich hier!
Du bist in den USA und in Australien ein Megastar. Hast du nicht auch etwas zu verlieren?
Sebastian: Das glaube ich nicht. Für uns ist es vor allem Spaß und eine tolle Möglichkeit, dabei zu sein. Ich hab schon so lange Erfolg in Australien. Um meine Karriere zu ruinieren, muss mir mehr passieren, als den ESC zu verlieren. Aber ich kann mir vorstellen, dass europäische Sänger das nicht so locker sehen. Aber für uns ist das alles ja nur eine einmalige Sache.
Warum warst du während deiner Promo-Tour durch Europa besonders lange in Deutschland?
Sebastian: Ich bin so gern hier. Letztes Jahr habe ich in Deutschland Fotos für meine Wohltätigkeitsorganisation "The Sebastian Foundation" gemacht. In München, Augsburg, Neuschwanstein und Berlin. Ich wollte einfach wiederkommen, weil ich mich in Deutschland verliebt habe - in die Architektur, die Menschen, die Mode, die Kultur. Deswegen möchte ich hier meine Musik rausbringen und hier auftreten!
Sprichst du auch deutsch?
Sebastian: Nein. Nur ein paar absurde Wörter wie (auf deutsch) Erdgeschoss, Obergeschoss und guten Tag! Danke! Bitte!
Wenn du so ein Deutschland-Fan bist: Findet der ESC 2016 dann auch bei uns statt, wenn du gewinnst?
Sebastian (lacht): Das wäre lustig. Aber dafür muss ich erst einmal gewinnen und erst danach entscheiden wir.
Du bist in dem Jahr geboren, in dem Nicole zum ersten Mal für Deutschland den ESC gewann. Erinnerst du dich noch an andere deutsche Beiträge?
Sebastian: Nicht an so viele, um ehrlich zu sein. Aber ich erinnere mich sehr gut an Lena. Aber sie macht heute ja auch noch Musik.
Du kennst ja auch unsere deutsche Teilnehmerin. Wie gefallen dir Ann Sophie und ihr Song "Black Smoke"?
Sebastian: Sie ist wundervoll. Eine tolle Sängerin. Und obwohl sie so klein ist, hat sie eine so große Stimme. Fantastisch. Generell sind viele gute Sänger dabei diesmal. Allerdings auch viele Balladen. Ursprünglich wollte ich auch eine Ballade singen, und zwar "The Pause" von meinem aktuellen Album. Aber das ist ein wirklich trauriger Song. Deshalb dachte ich: Wir haben nur eine Chance beim ESC. Lass uns etwas präsentieren, das Spaß macht. Deswegen hab ich spontan "Tonight Again" in nur drei Tagen geschrieben und produziert.
Respekt! Du hättest ja auch nur irgendeinen Song von deinem Album "Madness" nehmen können. Aber die Tatsache, dass du extra "Tonight Again" komponiert hast, beweist, dass du den ESC gewinnen willst. Oder?
Sebastian: Wenn ich etwas mache, dann gebe ich 100 Prozent. Ich weiß, dass der ESC eine große Show ist und ich nehme das sehr ernst. Ich weiß nicht, ob ich gewinne. Nur letzter möchte ich nicht werden, das wäre schon etwas peinlich.
Was kannst du über deine Performance auf der ESC-Bühne in Wien verraten?
Sebastian: Wir haben eine Choreographie einstudiert - zusammen mit den Background-Sängern, die auch sehr gut tanzen können. Auch für das Licht gibt‘s einige Ideen, aber ich darf jetzt wirklich nicht zu viel verraten. Es muss ja noch Überraschungen geben.