ESC-Stars spielen bei Stockholm Pride
Neben den zahlreichen ESC-Events rund um die heiße Phase des Wettbewerbs gibt es auch welche, um die lange Durststrecke bis zum nächsten Eurovision Song Contest zu überbrücken - so etwa das ESC-Wochenende in Berlin oder sogar eine ESC-Kreuzfahrt mitsamt Kandidaten von Helsinki nach Tallinn. Ein besonderes und nicht sehr bekanntes Event ist alljährlich der "Schlager Evening" in Stockholm, wobei das Wort "Schlager" in Schweden nicht so altbacken besetzt ist wie in Deutschland. Der Abend findet im Rahmen des größten skandinavischen LGBTQ-Festivals "Stockholm Pride" statt und bringt jedes Jahr zahlreiche ESC-Stars und Künstler aus dem schwedischen Vorentscheid "Melodifestivalen" auf die Bühne im Stadion Östermalms IP. Die ESC-Party in diesem Jahr war sehr gut besucht und die Stimmung super, was insbesondere auch an den spaßigen Gastgeberinnen Sofia Wistam und Pernilla Wahlgren lag. Letztere nahm schon mehrfach selbst am Melodifestivalen teil und ist die Mutter von Schwedens ESC-Kandidaten in Lissabon 2018, Benjamin Ingrosso.
Ein sehr schwedischer Abend
Unter den Künstlern waren viele ehemalige schwedische Kandidaten. Einer hat den Song Contest sogar gewonnen: Richard Herrey tanzte zu "Diggi-Loo, Diggi-Ley", dem Siegersong in Luxemburg im Jahr 1984, über die Bühne. Robin Bengtsson, Kandidat in Kiew 2017, sang seinen Wettbewerbssong "I Can't Go On" ebenso wie den Titel seines ersten Versuchs beim Vorentscheid ein Jahr zuvor, "Constellation Prize". Auch mit dabei waren Robin Stjernberg, der in Malmö 2013 auf Platz 14 landete, und Nanne und Peter Grönvall, die 1996 in Oslo als Teil der Gruppe One More Time Dritte wurden. Besonders ergreifend wurde es, als die Veranstalter Bilder der im April verstorbenen ESC-Kandidatin Lill-Babs einspielten. Ihre Tochter, Moderatorin Kristin Kaspersen, erinnerte in einer zehnminütigen Rede an ihre Mutter und rührte das Publikum damit zu Tränen. Lill-Babs sei immer gerne Teil der Eurovisions-Familie gewesen, sagte sie.
ESC-Hits von gestern und vorgestern
"Manche Künstler sind gut bekannt - manche mögen längst vergessen sein", so bewarb der Veranstalter selbst den ESC-Abend von Stockholm und vielleicht ist mit Letzterem auch Lindsay Dracass gemeint. Die heute 33-Jährige trat 2001 in Kopenhagen für Großbritannien an und erreichte mit "No Dream Impossible" Platz 15. Die Fans haben sie aber nicht vergessen und können genauso mitsingen wie bei "What About My Dreams" von Kati Wolf aus Ungarn, eine der Fan-Favoritinnen von Düsseldorf im Jahr 2011. Selbst Kejsi Tola, Kandidatin in Moskau 2009, hat den langen Weg aus Albanien nach Stockholm auf sich genommen für die drei Minuten von "Carry Me In Your Dreams". Lena Katina hatte schon einen Nummer-Eins-Hit in Deutschland - allerdings noch als Teil des russischen Duos t.A.T.u. Eben diesen Song "All The Things She Said" performte sie auf der Bühne, genauso wie "Ne Ver, Ne Boisja, Ne Prosi". Mit diesem Lied erreichten t.A.T.u. 2003 den dritten Platz - und schrammten nur knapp am Sieg vorbei. In Stockholm sang Lena Katina das Lied etwas weniger schräg als beim ESC in Riga.
Jahrgang 2018 prominent vertreten
Zwei Künstlerinnen des ESC in Lissabon 2018 rundeten das Line-up des Abends ab. Saara Aalto aus Finnland brachte ihre "Monsters" in Form von zwei halbnackten Tänzern und zwei Tänzerinnen gleich mit. Eleni Foureira aus Zypern kam als Letzte auf die Bühne. Sie war schon im Vorfeld der beworbene Hauptact, auf den die Fans sich freuten. Mit "Fuego" und wilden Tanzbewegungen entließ sie Stockholm in die Nacht. Das Finale wurde aber dann doch wieder sehr schwedisch. Die beiden Moderatorinnen sangen zusammen "Piccadilly Circus", Pernilla Wahlgrens Song vom Melodifestivalen 1985. Obwohl sie damit nur Vierte wurde, ist das Lied heute ein klassischer Schweden-Schlager. Und nach mehr als zweieinhalb Stunden an diesem Abend fühlt man sich auch als Nicht-Schwede in dieser bunten Schlager-Welt willkommen.