Robin Bengtsson: Die Bühne ist sein Laufsteg
Anzug-Model, Versicherungsvertreter, James-Bond-Darsteller: Robin Bengtsson würde in vielen Rollen eine gute Figur machen. Und so schafft er es bei seinem Auftritt beim schwedischen Vorentscheid auf einem Laufband gehend, gleichzeitig singend und eine Choreografie tanzend so auszusehen, als wäre es ein entspannter Sonntagsspaziergang. Zum lockeren Spaziergang wird das Melodifestivalen für ihn zwar nicht, aber am Ende darf Bengtsson sich freuen: Er holt die meisten Punkte und darf sein Heimatland Schweden beim Eurovision Song Contest 2017 in Kiew mit dem Popsong "I Can't Go On" vertreten.
Erst Trompete, dann Gitarre
Robin Bengtsson wird 1990 in einem Ort mit etwa 3.500 Einwohnern im Westen Schwedens geboren. Sein erstes Instrument ist eher ungewöhnlich - anstatt Flöte oder Klavier zu lernen, greift der kleine Robin zur Trompete. Mit 13 Jahren kommt ein weiteres Instrument dazu, diesmal ein Klassiker: die Gitarre. Das eröffnet ihm vollkommen neue Möglichkeiten, denn nun kann er gleichzeitig singen und musizieren. Mit 17 Jahren nimmt er schließlich an der Castingshow "Idol" teil und wird Dritter. Er erhält einen Plattenvertrag und noch im selben Jahr kommen fünf Singles von ihm auf den Markt. 2009 erscheint außerdem sein Song "Another Lover's Gone", mit dem Bengtsson es auf den achten Platz der schwedischen Charts schafft.
Bis zum ersten Album vergeht danach viel Zeit. "Under My Skin" erscheint 2014. Der Sänger selbst sieht die Veröffentlichung nach der längeren Pause als Neustart und nennt sich nun B Robin. Allerdings scheint er mit dieser neuen Künstleridentität auf Dauer doch nicht glücklich zu sein. 2016 meldet er sich unter seinem bürgerlichen Namen Robin Bengtsson wieder zurück - ein Neustart nach dem Neustart sozusagen. Die richtige Entscheidung, denn seine Karriere als Sänger nimmt nun wieder Fahrt auf.
Melodifestivalen als Karriere-Kick
Die Song-Contest-Welt ist auf den schwedischen Kandidaten jedes Jahr immer besonders gespannt. Das Melodifestivalen gilt für viele als Höhepunkt der Vorentscheid-Saison und ist fast schon selbst wie ein kleiner ESC. 2016 versucht Robin Bengtsson dort zum ersten Mal sein Glück und wird Fünfter. Das ESC-Ticket nach Stockholm löst Frans. Für Bengtsson lohnt sich die Teilnahme trotzdem: Sein Vorentscheid-Song "Constellation Price" bringt den Sänger auf Platz zwei der schwedischen Charts.
Entscheidende Jury-Punkte
Die Hoffnung auf den Song Contest gibt der Schwede nicht auf. 2017 nimmt er erneut am nationalen Vorentscheid teil. Insgesamt 28 Kandidaten treten über einen Zeitraum von sechs Wochen in mehreren Runden gegeneinander an. Die meisten Publikums-Stimmen erhält Bengtsson zwar nicht, doch die internationale Experten-Jury will ihn anscheinend unbedingt in Kiew sehen und gibt ihm mit Abstand die meisten Punkte. Und so gewinnt ausnahmsweise jemand das Melodifestivalen, der in der Zuschauergunst nicht ganz vorne liegt.
Mit Uptempo-Titel nach Kiew
Verantwortlich für den schwedischen ESC-Beitrag "I Can't Go On" sind David Kreuger, Hamed "K-One" Pirouzpanah und Robin Stjernberg, Schwedens ESC-Kandidat aus 2013 in Malmö. Mit dem Titel "You" singt er sich damals auf den 14. Platz. 2017 präsentiert sich das Abba-Land mit einer Uptempo-Nummer, in der es um eine hübsche Frau und zwischenmenschliche Anziehung geht. "I just can't go on no more, when you look this freakin' beautiful", lautet eine Textzeile. Viele ESC-Fans dürften dasselbe über Robin Bengtsson denken.
Ein Paar Punkte für gutes Aussehen sind also nicht ausgeschlossen. Aber natürlich ist das kein Garant auf Erfolg beim Song Contest - und sollte es auch nicht sein. Doch Robin Bengtsson hat auch einen Traum abseits der Musikkarriere. Es handelt sich dabei aber weder ums Modeln, Moderieren oder andere Tätigkeiten im Rampenlicht - er würde gerne ein Autohaus für spezielle Fahrzeuge betreiben. Ein ungewöhnlicher Plan B.