Tel Aviv ist bereits im ESC-Fieber
Die Vorbereitungen auf das größte Musik-Event der Welt, den 64. Eurovision Song Contest in Tel Aviv, laufen auf Hochtouren. Während der Sender Kan die Show plant und an der Technik feilt, putzt die Stadt sich heraus, um den Fans und Gästen des ESC ein außergewöhnliches Erlebnis zu bieten.
ESC-Logo im Stadtbild präsent
Bereits seit Ende Januar schmückt sich Tel Aviv mit den ESC-Farben: Das Logo des Song Contest ziert diverse Straßenschilder in der Stadtmitte. Am Strand steht ein menschengroßer Bilderrahmen mit der Aufschrift "See you at Eurovision 2019 Tel Aviv" - der perfekte Selfie-Ort. Die sonst roten Busse der Touristenlinie 100 leuchten schon in Blau, sie wurden mit dem ESC-Logo und der Aufschrift "Welcome to Tel Aviv" beklebt. In Jaffa kann ein riesiges Wandmosaik bewundert werden, auf dem ESC-Siegerin Netta abgebildet ist; die Künstlerin Rinat Look Elhik hat es aus rund 100.000 Kronkorken kreiert.
Eurovision Village als Zentrum der Fans
Das Kongresszentrum, in dem die Shows stattfinden, wird der kleinste Austragungsort seit 2005 sein - nach den erforderlichen technischen Umbauten verbleiben nur rund 7.300 Plätze. Davon sind 3.000 Tickets für die Delegationen und die Fanclubs reserviert, sodass nur rund 4.300 Tickets zum Verkauf angeboten werden. Das heißt: Es gibt relativ wenig Tickets. Und die hohen Ticketpreise, die zwischen 280 Euro und 490 Euro für das Finale liegen, können sich nur gut betuchte Fans leisten.
Damit trotzdem alle ESC-Fans vor Ort mitfeiern können, soll das Eurovision Village das Zentrum für all diejenigen sein, die kein Ticket bekommen haben. Zehn Tage lang wird das Village im Charles Clore Park direkt am Meer der Mittelpunkt der ESC-Party außerhalb des Kongresszentrums. Neben der Live-Übertragung der drei ESC-Sendungen und den Auftritten verschiedener Künstler und DJs werden die Fans dort außerdem die Gelegenheit haben, israelische Speisen zu genießen und Souvenirs zu kaufen.
1.500 Meter ESC auf der "Eurovision Alley"
Auch ansonsten sind alle Planungen voll auf den ESC ausgerichtet. Normalerweise findet seit 2003 alljährlich das White Night Tel Aviv Festival immer Ende Juni statt, wegen des ESC wurde es auf den 16. Mai vorverlegt. Auf dem Messegelände wird zudem noch die "Eurovision Alley" angelegt, die sich über 1.500 Meter erstrecken wird und unter anderem für Pressekonferenzen, Partys und sonstige Veranstaltungen dienen soll.
Hotelzimmer: 1.346 Prozent Aufschlag
Neben den Künstlern aus den 41 teilnehmenden Ländern und den Delegationsmitgliedern erwartet Tel Aviv nach eigenen Angaben in der Finalwoche wie auch in der Vorwoche mindestens 10.000 Gäste. Tel Aviv verfügt über zirka 8.000 Hotelzimmer und etwa 9.700 Airbnb‐Wohnungen, die im entsprechenden Zeitraum aber nicht alle ESC-Gäste unterbringen können. Das hat zur Folge, dass die ohnehin hohen Preise für Hotelzimmer in der beliebten Mittelmeer-Metropole für diese Zeit um mehrere Hundert Prozent gestiegen sind.
Ein Boutique Hotel an der Montefiore Straße besaß sogar die Frechheit, den Preis im besagten Zeitraum um 1.346 Prozent zu erhöhen und 14.318 Schekel (zirka 3.400 Euro) für zwei Nächte zu verlangen. Um eine preisgünstigere Alternative zu den überteuerten Hotelzimmern zu bieten, plant die Stadtverwaltung eine Zeltstadt im Ganei-Yehoshua-Park (auch als Yarkon-Park bekannt), nahe der Expo. Dort sollen 2.000 Gästen unterkommen - entweder in selbst mitgebrachten oder gemieteten Zelten. Wer mehr Geld hat, kann auch eines der luxuriösen, mit Duschen und Klimaanlagen ausgestatteten Wohnmobile beziehen.
Stadtverwaltung erwägt kostenlosen Bus-Service
Noch ungeklärt ist die Frage der Mobilität. Zwar bewegt man sich in Tel Aviv am günstigsten mit dem öffentlichen Busverkehr fort, seit Dezember 2018 ist die Bargeldzahlung beim Fahrer aber nicht mehr möglich. Einziges Zahlungsmittel ist die aufladbare Vielfahrtenkarte "Rav-Kav", die man sich im Voraus am Flughafen Ben Gurion, in Busbahnhöfen oder in etlichen Einkaufszentren besorgen muss. Da dies den Touristen zu umständlich werden könnte, überlegt die Stadtverwaltung nun, den öffentlichen Bus-Service in der Zeit vor dem ESC kostenlos anzubieten. Auch einen speziellen Shuttle-Service für die Touristen zieht die Behörde in Erwägung.
ESC ist Dauerthema in israelischen Medien
In den israelischen Medien ist der ESC seit Nettas Sieg ein Dauerthema - auch wenn die Berichterstattung größtenteils negativ geprägt ist, sich eher mit den hohen Hotelzimmer- und Ticketpreisen, den dauernden Zankereien zwischen dem austragenden Sender Kan und der israelischen Regierung oder diversen organisatorischen Problemen befasst. In Israel heißt offenbar die Devise "Gute Nachrichten sind keine Nachrichten". Erfreulich ist aber auf jeden Fall, dass der ESC in Israel in aller Munde ist.
Wir freuen uns auf den ESC in Tel Aviv, der "Stadt ohne Pause", wie sie im Volksmund gern genannt wird, und hoffen auf ein unvergessliches Erlebnis!