ESC-Juroren 2019: Bekannte Namen für Tel Aviv
Über die Hälfte aller Punkte, die beim ESC in Tel Aviv vergeben werden, entscheiden 205 Menschen. Die European Broadcasting Union (EBU) hat alle Mitglieder der nationalen Jurys auf einen Schlag veröffentlicht: Für 41 Länder stimmen jeweils fünf Juroren ab. 50 Prozent der Punkte vergeben die Jurys, die anderen 50 Prozent das Publikum. Seit dem ESC in Stockholm 2016 vergeben beide Gruppen ihre Punkte getrennt voneinander. Die Jurypunkte werden pro Land vorgelesen, die Publikumspunkte kommen am Ende aufaddiert dazu. Für Deutschland sitzen Jurypräsident Michael Schulte und außerdem Nico Santos, Annett Louisan, Nicola Rost und Joe Chialo in der Jury. Abgesehen von Labelchef Chialo sind die Jury-Mitglieder selbst Sänger. So eine hohe Quote an Musikern in der Jury haben sonst nur Albanien, Litauen und Weißrussland. Die Juroren kommen meistens aus dem Musikbusiness, sind Choreografen, Komponisten, Filmer oder Journalisten. Ein Großteil von ihnen ist - wenn überhaupt - nur im eigenen Land bekannt, aber ein paar international interessante Namen sind 2019 auch dabei.
Schulte erfolgreichster ESC-Teilnehmer unter Jurys
Einige der internationalen Juroren standen selbst schon einmal auf der ESC-Bühne. Damals wurden sie bewertet - jetzt sind sie selbst an der Reihe. Keiner der ehemaligen Teilnehmer unter den Juroren war dabei so erfolgreich beim ESC wie Michael Schulte - Platz vier für Deutschland in Lissabon 2018. Einige sind sogar schon im Halbfinale ausgeschieden: Franka erreichte vergangenes Jahr für Kroatien nicht das Finale, genauso wie Marko Pešić als Teil der Gruppe Highway aus Montenegro in Stockholm 2016, María Ólafsdóttir für Island in Wien 2015 und Geta Burlacu für Moldau in Belgrad 2008.
Erfolgreicher war dagegen der Litauer Andrius Mamontovas, der mit der Band LT United 2006 in Athen Sechster wurde. Monica Anghel holte in Tallinn 2002 für Rumänien Platz neun, Sopo Toroshelidze wurde als Sängerin der georgischen Band Eldrine in Düsseldorf 2011 ebenfalls Neunte. Im gleichen Jahr kam Kati Wolf aus Ungarn auf Rang 22. Sanja Ilić aus Serbien stand bei seiner Band Balkanika 2018 gar nicht selbst auf der Bühne, weil die Gruppe sonst die Regel verletzt hätte, dass nur sechs Personen auftreten dürfen. Nun ist er, als Kopf der Gruppe, Serbiens Jurypräsident. Die Gruppe El Sueño de Morfeo rund um den jetzigen spanischen Juror David Feito wurde 2013 in Malmö Vorletzte. Für Russland traten in Kopenhagen 2014 die Zwillinge Anastasia und Maria Tolmachevy an und wurden Siebte. Nun dürfen sie beide als jeweils ein Jury-Mitglied für Russland voten. 20 Prozent der gesamten russischen Stimmen stammen 2019 also aus der Familie Tolmachevy.
Trostrunde für Vorentscheids-Kandidaten
28 Länder setzten im Jahr 2019 auf einen Vorentscheid, um ihren ESC-Kandidaten zu ermitteln. Klar, dass dabei viele Künstler auf der Strecke blieben. Einige von ihnen dürfen nun zumindest in der Jury ihres Heimatlandes Platz nehmen. Die Dänin Julie Berthelsen etwa, die als Teil eines Duos zum ersten Mal einen Song teils in grönländischer Sprache zum ESC schicken wollte - und hinter Leonora Zweite wurde. Ebenfalls mit dabei: Matay, der Drittplatzierte in Portugal, Ula Ložar aus Slowenien und Adriana Miglane, die in der lettischen "Supernova" den Finaleinzug verpasste. Die maltesische Drittplatzierte von "X Factor", Nicole Frendo, ist mit 16 Jahren die jüngste Jurorin von allen.
Drei Juroren über 70, vier unter 20
Von den zehn jüngsten Juroren arbeiten neun als Sänger. Der älteste Juror ist der Kroate Silvestar Glojnarić, selbst Jazzmusiker, Komponist und Dirigent. Im Durchschnitt sind die Juroren 41,3 Jahre alt, drei von ihnen sind älter als 70, vier jünger als 20 Jahre. Die jüngsten Jurys kommen aus Malta (Durchschnittsalter: 33) und der Schweiz (33,2). Aber auch Deutschland (35,8) und Österreich (36) haben überdurchschnittlich junge Jurys. Die ältesten Jurymitglieder stellen Griechenland (50,8) und Serbien (51,0). Die Jurys bestehen aus 96 Frauen und 109 Männern. Kein Land hat seine Jury aber nur mit Männern oder nur mit Frauen besetzt.
Schwedische Erfolgskomponistin in der Jury
Komponisten aus Schweden sind beim ESC beliebt - und das nicht nur in ihrem Heimatland. Eine von ihnen ist Linnea Deb, die dieses Jahr mit über die schwedischen Punkte entscheidet. Sie schrieb sowohl am Siegertitel "Heroes" von Måns Zelmerlöw (Wien 2015) mit, als auch am schwedischen Titel "You" von Robin Stjernberg (Malmö 2013) und an Saara Aaltos "Monsters" (Lissabon 2018). Seit 2012 nahm sie mit 19 Titeln am schwedischen Vorentscheid Melodifestivalen teil. Ebenfalls unter den Juroren: Vytautas Bykus. Er schrieb an den litauischen Titeln von 2015, "This Time" von Monika Linkytė und Vaidas Baumila, und 2018 an Ieva Zasimauskaitės' "When We're Old" mit. Auch Raúl Gómez García hatte 2018 einen Titel im Rennen: Alfred & Amaia kamen mit seinem "Tu canción" für Spanien auf Rang 23.
Österreich und Schweiz mit Chartstürmern
Frankreichs ehemaliger Delegationsleiter Bruno Berberes ist als einziger der ESC-Juroren bereits Juror im deutschen Vorentscheid "Unser Lied für Israel" gewesen. Damals gab er den S!sters, Deutschlands späteren ESC-Vertreterinnen, zwölf Punkte. In Tel Aviv könnte er dies nun wiederholen. Unter den fünf Juroren aus Österreich und der Schweiz sind, wie auch in Deutschland, erfolgreiche nationale Musiker zu finden. Mathea aus Österreich etwa hatte in ihrem Land bereits mit ihrem Debüt einen Nummer-Eins-Hit. Sie wurde auch in Deutschland durch "The Voice of Germany" bekannt. Ähnliches gilt für Eliane aus der Schweiz. Auch sie nahm an einer Castingshow teil und erreichte Rang eins der Charts.