Oceana: "Stevie Wonder tanzt zu meiner Musik"
Du hast für Bands wie Seeed und Fettes Brot choreographiert und bist von klein auf mit dem Funk-Künstler Maceo Parker aufgetreten. Was hast du von diesen Musikern für deine Musik mitgenommen?
Oceana: Was ich bei diesen großen Leuten gelernt habe, ist, dass sie immer ganz genau wissen, was sie machen und wirklich in alles involviert sind. Damals habe ich bei Maceo auf der Bühne gesungen, und er hat mir Solos gegeben. Zu der Zeit habe ich viel für andere Bands gemacht. Maceo hat mir gesagt: "Jetzt hör endlich auf, mach einfach nur deine eigenen Sachen." Ich war damals sehr jung und fragte, wie soll ich das denn machen? Ich hatte keine eigene Plattenfirma. Will ich ein hartes Künstlerleben, wo man immer nicht weiß, wovon zahlt man die nächste Miete? Aber er hat mich gelehrt: Nimm die Sachen in die Hand und mach einfach das, was unmöglich erscheint.
Für die große Bühne bist du bestens vorbereitet: Du hast beim Fußballfinale der Europameisterschaft in Kiew vor einem Millionen-Publikum gesungen.
Oceana: Ja, stimmt, da haben so viele zugeguckt. Es ist teilweise so, dass intime Shows im kleinen Jazzclub, wo nur 20 Leute sind, aufregender sind. Weil du jede einzelne Person siehst, wie sie dich gerade anguckt. Deshalb ist es viel aufregender, vor kleinem Publikum zu spielen. Bei der EM habe ich das gar nicht so realisiert, weil so viel los war. An dem Tag hatte ich fünf verschiedene Auftritte und alles ging so schnell, dass ich erst im Nachhinhein gemerkt habe, wow, was das für eine große Veranstaltung war. Ich merke das heute noch, wenn ich unterwegs bin, dass ich immer angesprochen werde, egal in welchem Land.
Du hast 2012 vor Eurovisionspublikum gesungen, auf dem Hamburger Spielbudenplatz vor der Liveübertragung aus Baku. Folgst du dem Song Contest seitdem?
Oceana: Ich muss sagen, ich bin in meinem Künstlerdasein in meine eigene Welt vertieft. Aber ich fand große Musikshows schon immer gut. Auch als Kind haben mich Shows und Entertainment beeindruckt. Als Deutschland mitLenagewonnen hat, war das in den Medien so groß - das hat das ganze Image vom ESC verändert. Er war auf einmal jung und cool und frisch und weg von diesem Schlagerding. Ich bin immer Fan von Veranstaltungen, die die Leute glücklich machen. Auf jeden Fall gehört der ESC dazu. Er macht die Leute glücklich und entertained sie, deshalb freue ich mich, dabei zu sein.
Wobei schaltest du gerne ab, wenn du nicht gerade komponierst, singst, tanzt, moderierst?
Oceana: Wenn ich zum Beispiel in Jamaica mit meinem Sohn am Strand bin. Aber ich habe gar nicht so das Bedürfnis, abzuschalten, weil ich das, was ich mache, so gerne mache. Das fühlt sich für mich nicht an wie Arbeit. Ich bin dankbar, dass ich Musik machen kann. Sonst reise ich gerne und verbringe Zeit mit meiner Familie.
Darf dein kleiner Sohn in Köln zuschauen?
Oceana: Er darf auf jeden Fall zugucken, aber ich glaube, er will lieber zu seinem Fußballtraining und in den Kindergarten. Er war vier Wochen mit mir auf Jamaica unterwegs. Jetzt ist er froh, mal wieder Papa und Fußball zu haben. Er macht sein Ding und Mama ist auf der Bühne und macht Musik. Das kennt er ja alles.
Kennst du die Songs der anderen Kandidaten für Köln?
Oceana: Ich kenne die Kandidaten, aber die Songs habe ich mir noch nicht angehört, ich lasse mich am liebsten überraschen.
Warum ist Kopenhagen dein Ziel?
Oceana: Ich würde da wahnsinnig gerne auftreten. Ich bin in den vergangenen Jahren so viel in den osteuropäischen Ländern getourt, wo der ESC so groß ist. Da sind die alle Megafans. Das wäre cool, wenn ich mit "Thank You" auftreten würde und mich bei meinen Fans im Ausland bedanken könnte, dass sie mich von Tag eins an supported haben. Jetzt mache ich aber erst einmal beim Vorentscheid mit.
Du bist zwischen den Welten aufgewachsen - USA, Jamaica, Wedel, Hamburg. Wer tritt beim Vorentscheid auf?
Oceana: Oceana! Ich bin Hamburgerin, Hanseatin und Kreolin. Ich zähle auf den Support von Hamburg und Norddeutschland.
Das Interview führte Patricia Batlle
- Teil 1: "All Night ist ein absoluter Partysong"
- Teil 2: Es ist aufregender, vor kleinem Publikum zu spielen