Timebelle: Schweizer Hommage an den Gott der Musik
Aussehen und Auftreten eines Popstars hat sie bereits - nur die Trefferquote der Töne sollte Sängerin Miruna Manescu noch erhöhen. Dann hätte die Band Timebelle in Kiew die Chance gehabt, die Schweiz nach zwei vergeblichen Anläufen wieder ins ESC-Finale zu singen. Beim Schweizer Vorentscheid schaut das Publikum noch großzügig über gesangliche Unsicherheiten hinweg und wählt die Powerballade "Apollo" mit einem 30-prozentigen Vorsprung vor der zweitplatzierten Nadya auf das Siegerpodest. Fast hätten Timebelle schon 2015 dort gestanden. Auch beim Vorentscheid für den ESC in Wien liegen Timebelle in der Gunst des Publikums vorn, doch damals wird die Entscheidung noch vom Publikum und einer Jury gefällt. Letztere sorgt dafür, dass Mélanie René die Schweiz in Wien vertritt. Die landet im Halbfinale auf dem letzten Platz und muss vorzeitig abreisen.
Schweizer-Rumänisches Trio
Eigentlich bestehen Timebelle aus sechs Bandmitgliedern, doch bei "Apollo" sind nur Sängerin Miruna Manescu, Pianist Emanuel Daniel Andriescu und Drummer Samuel Forster auf der Bühne. Anstelle der restlichen Crew wurden drei Backgroundsänger verpflichtet, die den Refrain des Songs kraftvoll unterstützen. Doch im Zentrum der Performance steht eindeutig Sängerin Miruna Manescu. Die brünette Schönheit aus Rumänien lebt hauptsächlich in Bukarest, wo sie auch Emanuel und Samuel kennenlernte. Emanuel ist ebenfalls Rumäne, Samuel kommt aus Bischofszell im Schweizer Kanton Thurgau. Beide sind klassisch ausgebildete Musiker. Miruna hingegen kommt aus der Popkultur. Zwar studiert sie zunächst Journalismus, verfolgt dann aber ihre eigentliche Leidenschaft, die Musik, und macht eine Musicalausbildung. Seit sie bei Timebelle singt, ist Miruna viel in Bern, dem Lebensmittelpunkt ihrer Bandkollegen. Neben Timebelle hat die überzeugte Vegetarierin das Soloprojekt Runa und ist glücklich darüber, mittlerweile von der Musik leben zu können.
ESC-erprobte Songschreiberin
Dass sich Timebelle für den ESC in Kiew qualifizieren konnten, hat die Band in gewisser Weise Aserbaidschan zu verdanken. Die "Apollo"-Komponisten Elias Näslin, Alessandra und Nicolas Günthardt, letztere Kinder des früheren Schweizer Tennis-Stars Heinz Günthardt, bewerben sich 2015 mit dem Song in der Kaukasusrepublik. Doch bei der internen Auswahl entscheiden sich die Verantwortlichen für das Lied "Hour Of The Wolf", mit dem Elnur Huseynov in Wien den zwölften Platz erreicht. 2014 hatte Komponistin Alessandra Günthardt beim aserbaidschanischen Auswahlverfahren mehr Glück. Ihr Song "Start A Fire", geschrieben zusammen mit Stefan Örn und Johan Kronlund, macht damals das Rennen und Interpretin Dilara Kazimova landet im Finale in Kopenhagen damit auf Platz 22. 2017 in Kiew hat Günthardt also bereits ihren zweiten ESC-Auftritt, diesmal mit "Apollo".
Manescu: "Ich liebe Bern"
"Apollo" hat nichts mit Raketen zu tun, sondern mit dem antiken Gott der Musik, Dichtkunst und des Gesangs. "Unser Lied ist eine Hommage an Apollo", sagt Sängerin Miruna Manescu. Es solle motivieren, in sich selbst Vertrauen zu haben. Eine Hommage ist auch der Bandname Timebelle. Er würdigt das Berner Wahrzeichen Zytglogge - ein mittelalterlicher Turm mit astronomischer Uhr und Glockenspiel. Die schöne Schweizer Hauptstadt, in der er steht, hat es der Frontfrau aus Rumänien angetan: "Ich liebe Bern. Hier ist alles ruhig und gemütlich", erzählt sie. "Kein stressiger Verkehr, die Leute lächeln einen auf der Straße an und grüßen obwohl man sich nicht kennt."