Julia Samoylova: Kämpfen für den Traum
Es ist ein großer und lang gehegter Traum von Julia Samoylova: die Teilnahme am Eurovision Song Contest. Bereits als kleines Mädchen interessiert sich die Sängerin, Komponistin und Songschreiberin für die Show - und schmiedet schon mal Pläne. "I watched Eurovision with my parents and thought that someday I would be on this stage", sagt sie einmal in einem Interview. Im Mai 2017 in Kiew soll dieser Traum in Erfüllung gehen. Doch die Ukraine verhängt gegen Julia Samoylova ein Einreiseverbot. Der Grund ist ein Auftritt der Sängerin auf der Krim 2015. Damals ist sie über Russland auf die Krim gereist und hat damit gegen ukrainisches Gesetz verstoßen. Trotz Einschreitens seitens der European Broadcasting Union (EBU) hält die Ukraine am Verbot fest. Das führt dazu, dass sich Russland entschloss, dem Wettbewerb fernzubleiben.
Julia Samoylova bekommt zweite Chance
Nun bekommt Julia Samoylova doch noch ihre große Chance: Im Januar bestätigt der Sender Channel One Russia, dass Julia Samoylova beim ESC 2018 in Lissabon für Russland antritt. Sie wird den Titel "I Won't Break!" singen. "Es ist ein Song über mich", sagt die 29-Jährige. Erneut zeichnet das erfahrene, internationale Team um Leonid Gutkin, Netta Nimrodi und Arie Burshtein für den Song verantwortlich, aus ihrer Feder stammt auch der Vorgänger-Beitrag "Flame Is Burning". Gutkin hat schon ESC-Lieder für Dina Garipova und Polina Gagarina geschrieben. Der Song beschreibe Julia Samoylovas Stärken, erläutert der Songwriter. Er lasse sich am besten mit einer Burg aus Sand vergleichen, die fragil erscheint. In Wahrheit aber verberge sich dahinter ein starker Fels, so Gutkin weiter.
Nimmt früh an Gesangswettbewerben teil
Julia wächst in Ukhta auf, einer Kleinstadt im Nordwesten Russlands, mit rund 13.000 Einwohnern. Seit ihrer Kindheit sitzt sie im Rollstuhl: Im Alter von 13 Jahren wird bei ihr eine seltene Erkrankung des Rückenmarks diagnostiziert, die zunehmend zu einer Muskelschwäche führt. Damals fängt sie auch schon an zu singen. Als Kind tritt sie mit einer russischen Popsängerin auf einer Veranstaltung auf - und bekommt dafür am Ende eine große Puppe in die Hand gedrückt. Immer wieder nimmt sie an russischen Gesangs-Wettbewerben teil und singt auch auf Charity-Veranstaltungen. Im Alter von 12 bis 15 nimmt sie Gesangsunterricht.
Emotionaler Auftritt bei den Paralympics
2013 ist Julia Kandidatin von "Factor A", der russischen Variante von "The X Factor". Sie kommt ins Finale und wird am Ende Zweite. Im Jahr darauf darf sie bei der bombastischen Eröffnungsfeier der Paralympischen Winterspiele in Sotschi auftreten. Neben einer riesigen Eisfläche singt sie den Titel "Together" - und sieht dabei selbst aus wie eine Eisprinzessin, der am Ende Tränen der Rührung über die Wangen laufen.
Die Zeit in Portugal genießen
In Portugal ist Julia Samoylova keinesfalls allein auf der Bühne. Regisseur und Produzent Alexey Golubev, der Mann hinter Polina Gagarina’s Auftritt mit "A Million Voices" im Jahr 2015, inszeniert die Performance von Julia Samoylova. Allerdings reicht es nicht für den Einzug ins Finale.
Für die 29-Jährige spielt der Platz vielleicht auch gar nicht so eine große Rolle - ihr Ziel ist es, die Zeit in Portugal zu genießen. "Ich wollte schon immer einen 'See' von Leuten haben, die mich sehen und hören, der Eurovision Song Contest bedeutet für mich ein 'ganzer Ozean'".