Frankreich: Twin Twin
Mit dem quietschbunten Sommer-Disco-Stampfer "Moustache" liefern die Franzosen Twin Twin eine schräge Hommage an ein vergessen geglaubtes Gesichtsaccessoire: den Schnurrbart.
Früher trug ihn fast jeder Fußballer, auch Wolfgang Petry oder Schimanski schätzten den Schnauzbart als bequemen Oberlippenwärmer. Selbst ESC-Kommentator Peter Urban trug ihn Ende der 70er-Jahre mit einem gewissen Stolz. Heute scheint die horizontale Gesichtsbehaarung ein wenig aus der Mode gekommen zu sein. Oder? Unsere stets modebewussten Nachbarn, die Franzosen, haben dem Moustache jedenfalls ein Lied gewidmet.
80er-Jahre mit Bart
"Moustache", das Lied mit dem Bart, stammt von Twin Twin. In dem seit Langem mal wieder ausgetragenen französischen ESC-Vorentscheid konnte sich die Band gegen die Konkurrenz durchsetzen. Begleitet wird das überwiegend glatt rasierte Männertrio - Gitarre, Bass und Gesang - von drei sehr bunt, dafür eher leicht bekleideten Frauen. Letztere verstärken den Eindruck, Twin Twin wollten auch optisch an die Hochphase des Schnauzers, die 80er-Jahre, anknüpfen. Der Song selbst ist ein Sommer-Disco-Stomper alter Schule, wie man ihn in der Urlaubszeit überall zwischen Biarritz und Nizza gerne hört. Der ohrwurmstichige "Comme ci, comme ça"-Song gipfelt in der anglophonen Zeile "I want to have a moustache".
Lang, lang ist's her
Ob das für eine vordere Platzierung reichen wird? Ganze 37 Jahre sind vergangen, seit Frankreich das letzte Mal einen Eurovision Song Contest für sich entscheiden konnte. Marie Myriam ging 1977 in London als krasse Außenseiterin ins Rennen, und ihr gefühliges Chanson "L'oiseau et l'enfant" klang zu damaligen Punk- und Discozeiten genauso anachronistisch wie heute "Moustache". Doch bedarf es wohl mehr als solcher Parallelen, um den diesjährigen Beitrag ein Wunder wie das von Marie Myriam wiederholen zu lassen.
Mögen die Moden sich ändern
Lediglich drei einstellige Platzierungen in den vergangenen 15 Jahren haben die Hoffnungen der Grande Nation auf ein realistisches Maß reduziert. In Baku landete Angguns "Echo (You And I)" auf Platz 22, das rockige "L'enfer et moi" von Amandine Bourgeois ein Jahr später in Malmö sogar einen Platz dahinter. Wären sie durch die Top-Five-Regelung nicht automatisch fürs Finale qualifiziert, müssten sich die Franzosen wohl auch in Kopenhagen Sorgen um eine Endrundenteilnahme machen. Im Finale schneidet das Trio dann tatsächlich alles andere als gut ab. Twin Twin werden Letzte.