Thomas Anders: "Moskau wird gigantisch"
Seit Jahrzehnten ist Thomas Anders erfolgreich im Musikgeschäft. Auch mit dem Eurovision Song Contest kennt er sich bestens aus: sowohl als Künstler als auch als Moderator. In dieser Funktion wird er auch in diesem Jahr zu sehen sein, er moderiert mit Katja Wunderlich die Sendung "Countdown für Moskau" live von der Hamburger Reeperbahn.
eurovision.de: Guten Tag Herr Anders, freuen Sie sich auf den 16. Mai? Sie haben ja bereits in unterschiedlichen Funktionen am ESC teilgenommen - sowohl als Künstler als auch als Moderator. In diesem Jahr stehen sie wieder als Moderator auf der Hamburger Reeperbahn.
Thomas Anders: Ich freue mich sehr auf den Abend auf der Reeperbahn. Das ist eine Herausforderung, aber es wird auch sehr viel Spaß machen, mitten zwischen den Leuten zu stehen und die Sendung zu moderieren. Vor einigen Jahren habe ich schon mal diese Sendung moderiert. Damals war es meine erste Samstagabend-Show als Moderator. Da hofft man, dass alles klappt, alle Leitungen stehen und die Liveschalten funktionieren.
eurovision.de: Sie moderieren zusammen mit Katja Wunderlich. Katja Wunderlich hat wenig Fernseherfahrung, für sie ist es das erste Mal am Samstagabend vor der Kamera zu stehen. Haben Sie ein paar Tipps für sie?
Thomas Anders: Wir werden uns hoffentlich bald kennenlernen und dann werden wir gemeinsam besprechen, wie wir die Moderation gestalten. Ich bin der Meinung - und das mag etwas Nervosität nehmen - dass nicht alles perfekt sein muss. Wir machen eine Unterhaltungssendung. Die Hauptsache ist, dass das Publikum merkt, dass wir Spaß daran haben und das wir nicht alles eingeübt vom Blatt ablesen. Ich möchte mit den Gästen die Freude an der Sendung und der Arbeit vermitteln.
eurovision.de: Sie kennen Russland, haben dort viele Fans und sind dort ein gefeierter Musiker. Erst kürzlich waren sie in Moskau. Was war ihr Eindruck, spielt der ESC schon eine Rolle bei den Menschen, wie bereitet sich die Stadt auf das Ereignis vor?
Thomas Anders: Es gibt in den Medien kein anderes Thema. Was dort gerade passiert, ist unglaublich. Der Eurovision Song Contest wird eine Show der Superlative werden. Seit 14 Tagen wird bereits in der Olympiahalle gearbeitet und alles für die Finalshow vorbereitet. Die Licht- und Tontechnik kommt von einer Hamburger Firma – die sind allein mit 80 Lkw nach Moskau gefahren! Die Statik der Hallendecke ist verstärkt worden: Von 90 Tonnen auf 130 Tonnen. Ich bin sicher, das wird eine gigantische Show werden. Das Land, das in diesem Jahr gewinnt, wird es nicht leicht haben, die Show im nächsten Jahr auszurichten.
eurovision.de: Wie bereiten Sie sich denn auf den Abend auf der Reeperbahn vor?
Thomas Anders: Ich habe mir schon alle Songs angehört. Nun kommen die ganzen Absprachen mit der Redaktion. Es muss geklärt werden, wie oft wir nach Moskau schalten, wen wir interviewen und wie wir die Show letztendlich gestalten. Ich freue mich sehr auf diese Arbeit.
eurovision.de: Was halten Sie denn von dem deutschen Beitrag?
Mit gefällt der Song sehr gut. Er erinnert an "Mambo No. 5" von Lou Bega, das war auch ein Titel der ins Ohr ging und gute Laune machte – genauso wie "Miss Kiss Kiss Bang". Mit gefallen diese Swingelemente, das macht den Song interessant. Am Ende kommt es aber nicht nur auf den Gesang an, sondern auf die ganze Show. Osteuropäer lieben tolle Effekte, damit der deutsche Song gut ankommt, brauchen wir auch eine tolle Show.
eurovision.de: Und was halten sie von der Konkurrenz?
Thomas Anders: Es gibt sehr schöne Titel, aber natürlich auch einige, die weniger gut sind und es bestimmt nicht ins Finale schaffen. Chiara aus Malta zum Beispiel singt eine tolle Ballade. Die Frau hat eine wunderbare Stimme und wird mit "What If We" sicherlich gut abschneiden. Auch Schwedens Beitrag mag ich. Spanien ist ebenso eine positive Überraschung. Sorayas Titel ist kein spanischer Klischee-Song. Sie hat eine tolle Stimme, in dem Song sind orientalische Rhythmen drin, das kommt bestimmt gut an.
Respekt habe ich vor Patricia Kaas und ihrer Entscheidung, am ESC teilzunehmen. Ohne Frage, sie ist eine großartige Künstlerin und ihr Song ist schön, aber sie macht singendes Feuilleton. Das ist aber nichts für den Eurovision Song Contest.
eurovision.de: Was ist denn ihr persönlicher Bezug zum Grand Prix? Gibt es Kindheitserinnerungen?
Thomas Anders: Ja, natürlich! Ich war schon immer musikbegeistert und der Grand Prix Abend war für mich ein musikalischer Feiertag. Als ich sieben, acht Jahre alt war, hab ich es nie bis zum Ende ausgehalten, ich bin immer vorher eingeschlafen. Am nächsten Morgen habe ich dann sofort meine Mutter geweckt und wollte wissen, wer gewonnen hat. Dann erinnere ich mich an die Siege von Vicky Leandros 1972 mit "Après toi" und, ganz klar: Abbas "Waterloo".
In den 1980er Jahren habe ich den Grand Prix weniger verfolgt, da war ich mit Modern Talking zu sehr eingebunden. Nach ein paar Jahren hatte sich das auch wieder geändert und ich habe den Contest immer gerne mit Freunden geschaut.