"L'amour est bleu", 1967 in Wien (Finale) (4. Platz, 17 Punkte)
Vicky Leandros: Griechin mit deutscher Seele
Millionen verkaufte Alben, ein Sieg beim Eurovision Song Contest für Luxemburg und ausgezeichnet mit Ehrungen für ihr soziales Engagement: Die bisherige Erfolgsbilanz von Vicky Leandros ist umfangreich. Am 23. August feierte die Sängerin ihren 70. Geburtstag.
Angefangen hat alles in Hamburg. 1958 kommt Vassiliki Papathanassiou, so heißt die gebürtige Griechin mit bürgerlichem Namen, mit ihrer Familie in die Hansestadt. Das musikalische Talent ist ihr in die Wiege gelegt: Papa Leandros Papathanassiou, der sich als Künstler Leo Leandros nennt, ist ein bekannter Komponist, Sänger, Texter und Musikproduzent. Früh entdeckt er, dass seine Tochter in seine Fußstapfen treten kann.
Vicky Leandros erster TV-Auftritt in der "Aktuellen Schaubude"
Sie ist erst zarte 13 Jahre alt, als 1965 ihre erste Single auf den Markt kommt. "Messer, Gabel, Schere, Licht" wird sofort ein Erfolg - ihren ersten Auftritt im TV hat sie in der NDR Kult-Sendung "Aktuelle Schaubude". Nur zwei Jahre nach ihrer Debüt-Single nimmt Vicky Leandros für Luxemburg am Grand Prix Eurovision de la Chanson in Wien teil und belegt mit "L'amour est bleu" den vierten Platz.
Leandros gewinnt mit "Après toi" den ESC 1972
1972 startet sie beim ESC in Edinburgh zum zweiten Mal für Luxemburg bei dem Wettbewerb - mit dem von ihrem Vater und Klaus Munro komponierten Titel "Après toi". Sie hat dieses Siegerinnenlächeln, als sie zu ihrem Vortrag ansetzt: Die gerade 20-jährige Vicky Leandros steht in einem schlichten dunkelbraunen Abendkleid wie eine Königin auf der Bühne und präsentiert ihren Chanson "Après toi" für Luxemburg. Sie siegt und nimmt die Trophäe zufrieden entgegen. Schließlich hatte sie sich geschworen, den vierten Platz von 1967 nicht auf sich sitzen zu lassen.
Charterfolge "Theo, wir fahr'n nach Lodz" und "Ich liebe das Leben"
Doch mit dem Sieg beim Grand Prix endet der Erfolg von "Après toi" nicht, sie landet mit dem Hit auch international in den Charts und wird zum Schlagerstar. Ein Image, das ihrem Können nicht ganz gerecht wird. Mit ihren Songs auf Deutsch, Griechisch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Japanisch und Spanisch deckt die Sängerin eigentlich eine viel größere Bandbreite ab. Doch bis heute wird sie unauslöschbar mit ihrem größten Hit "Theo, wir fahr'n nach Lodz" (1974) in Verbindung gebracht. Im Interview mit der "Bild" verrät die Sängerin: "Ich war noch nie in Lodz" - weder mit noch ohne Theo. Ein Dauerohrwurm ihrer Fans ist auch der Titel "Ich liebe das Leben" (1976). Als sie es 2006 noch einmal beim Eurovision Song Contest versucht, scheitert sie beim Vorentscheid an der Band Texas Lightning.
Höhen und Tiefen im Privatleben
Privat findet die Sängerin zunächst ihr Glück mit dem Griechen Ivan Zissiadis, mit dem sie ihren ersten Sohn Leandraki hat. Als das Paar sich trennt, entführt der Vater das Kind nach Griechenland - es braucht langwierige Verhandlungen, bis Vicky Leandros das Sorgerecht zugesprochen wird und sie ihren Sohn wieder in die Arme schließen kann. 1986 "traut" sie sich ein zweites Mal und gibt dem Gutsbesitzer und Freiherren Enno von Ruffin das Jawort. Zwei gemeinsame Töchter - Sandra und Milana - machen die Patchworkfamilie komplett.
Die Fans freuen sich über die ganz andere Seite, die ihnen die Sängerin präsentiert: Gummistiefel und Paillettenkleid wechseln sich ab. Wenn Vicky Leandros nicht gesanglich unterwegs ist, kümmert sie sich um ihr Zuhause, Gut Basthorst. Maßgeblich gestaltet sie zum Beispiel die großen Hoffeste, die auch wegen der Bekanntheit der Hausherrin viele Besucher anlocken. 19 Jahre hält die Idylle, dann trennt sich das Ehepaar 2005. Bis heute scheinen die beiden aber eng verbunden und wirken auch jetzt noch bei gemeinsamen Auftritten sehr harmonisch. Vicky Leandros zieht erst nach Berlin, kehrt aber 2012 nach Hamburg zurück.
Vicky Leandros engagiert sich ehrenamtlich
Auch eine politische Karriere hätte die Sängerin einschlagen können. 2001 bietet ihr Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust das Amt als Kultursenatorin an. Der gleiche Posten winkt ihr aus dem Berliner Schattenkabinett der CDU. Doch Vicky Leandros lehnt ab. 2006 kandidiert sie dann erstmals bei den Kommunalwahlen in Piräus für die sozialdemokratische Partei PASOK und erlangt ein Mandat. Sie wird Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Kultur und internationale Beziehungen, gibt das Amt allerdings zwei Jahre später wieder ab und kehrt zurück auf die Bühne.
2011 ehrt sie das Land Luxemburg mit dem Verdienstorden. "Sie waren und bleiben eine echte Botschafterin unseres Landes", begründet damals der luxemburgische Minister für Kommunikation und Justiz, François Biltgen, die Entscheidung. Den nächsten Orden gibt es im Dezember 2015. In Kiel erhält Leandros vom damaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Torsten Albig - stellvertretend für den Bundespräsidenten - das Bundesverdienstkreuz für ihre vielen ehrenamtlichen Projekte. Als Botschafterin unterstützt sie beispielsweise die José Carreras Stiftung im Kampf gegen Leukämie, setzt sich für unfallgeschädigte Kinder und die Drogenprävention ein und ist auch für das Kinderhilfswerk Unicef im Einsatz.