1972: Eurovision Song Contest in Edinburgh
Dass Grand Prix-Siege manchmal planbar sind, bewies ein deutscher Beitrag. Die in Hamburg lebende Griechin Vicky Leandros erklomm mit dem vom Deutschen Klaus Munro komponierten Titel "Après toi" bei ihrem zweiten Versuch nach 1967 den Eurovisions-Olymp. Der Triumph war generalstabsmäßig vorbereitet worden: Zunächst suchte sie sich mit Luxemburg ein Land aus, in dem sie sich im Vorfeld des Grand Prix keiner Konkurrenz stellen musste. Gleichzeitig konnte sie so auf Französisch singen, was ihrer Vorstellung von einer vornehmen und geschmackvollen Frau eher entsprach.
In Edinburg machte Vicky Leandros dank ihrer PR-Maschine Schlagzeilen. Mal wurden ihr erfundene Liebesgeschichten angedichtet, mal Bekenntnisse von ihr verbreitet, nur eine Außenseiterin mit einem wunderbaren Lied zu sein. Auf der Bühne schließlich trat sie mit aristokratischen Gesten auf wie ein echter Star, der um seine Wirkung weiß.
Beeindruckend war beim Finale auch der Auftritt der Deutschen Mary Roos, die ihren Vortrag beim Vorentscheid in Berlin noch völlig verpatzt hatte: In Edinburgh sang sie ihr Stück "Nur die Liebe lässt uns leben" überraschend selbstbewusst und entspannt. Zur Belohnung gab es den dritten Platz.