Rapper Olly gewinnt Sanremo-Festival
Mit der Walzer-Ballade "Balorda nostalgia" ("Bescheuerte Sehnsucht") hat der Rapper Olly überraschend das Sanremo-Festival für sich entschieden. Nun darf er am Eurovision Song Contest teilnehmen.
Der 23-Jährige hatte 2022 die Nachwuchssektion Sanremo Giovani gewonnen und im Jahr darauf schon einmal am großen Wettbewerb teilgenommen. Seinen Sieg verdankt Olly, der im wirklichen Leben Federico Olivieri heißt, einer gefühlvollen Komposition, die er gemeinsam mit Julien Boverod (aka JVLI) und Pierfrancesco Pasini geschrieben hat.
In dem Song geht es um die Sehnsucht nach dem gemeinsamen Alltag am Ende einer langjährigen Beziehung. Olly veröffentlicht seit 2016 Musik, zunächst als Teil eines selbstgegründeten Kollektivs, später auch solo. Er hat bereits Songs mit Emma Marrone und Vorjahressiegerin Angelina Mango aufgenommen.
Entschleunigter Wettbewerb bei Sanremo
Der Wechsel der künstlerischen Leitung von Amadeus zu Carlo Conti, der schon von 2015 bis 2017 die Federführung des Festivals innehatte, ging mit einer gewissen Entschleunigung des Wettbewerbs einher. Zwar war wieder jede Menge italienischer Musikprominenz am Start - unter anderem Francesca Michielin, Massimo Ranieri und Francesco Gabbani, deren Songs sich allerdings keine Hoffnungen auf einen Festivalsieg machen brauchten -, doch von der musikalischen Aufbruchstimmung der vergangenen Jahre war kaum noch etwas zu spüren.
Polarisierende Auftritte suchte man weit und breit vergebens. Selbst ansonsten schillernde Künstler wie Fedez, Achille Lauro oder Gaststar Mahmood warfen sich für ihre Auftritte in dunkle Anzüge.
Konsensfähiges Lied von Olly trägt den Sieg davon
Einziger Skandal blieb der Rückzug von Rapper Emis Killa aus dem Wettbewerb, nachdem wegen Verwicklungen in den organisierten Drogenhandel polizeiliche Ermittlungen gegen ihn aufgenommen worden waren. Im Gegenzug eröffnete die Show am ersten Abend mit einem Grußwort von Papst Franziskus, der die völkerverbindende Kraft der Musik beschwor. Außerdem erhielt das Festival mit "Tutta l’Italia" von Gabry Ponte eine neue Erkennungsmelodie.
Entgegen aller anfänglichen Prognosen gelang es weder der stimmgewaltigen Giorgia noch dem Barden Simone Cristicchi den für sie jeweils zweiten Sanremo-Sieg zu holen, was das Publikum mit lautstarken Buhrufen kommentierte. Am Ende trug ein durch und durch konsensfähiges Lied den Sieg davon. Allerdings könnten Olly noch seine homophoben und frauenfeindlichen Texte aus den Anfangsjahren seiner Karriere auf die Füße fallen.
In einer früheren Version des Artikels haben wir statt Carlo Conti versehentlich Paolo Conti geschrieben. Wir haben das korrigiert und bitten diesen Fehler zu entschuldigen.