Stand: 04.05.2009 18:45 Uhr

Let's Rock: Die Proben zum ersten Halbfinale

Patrick Ouchène © eurovision.tv Foto: Indrek Galetin (EBU)
Der wahre Elvis? Patrick Ouchène alias Copycat

Gedrängter Zeitplan: Bei den ersten beiden Probentagen haben sich bereits 18 Teilnehmer auf der Bühne bewiesen. Echte Pannen und Zwischenfälle gab es dabei nicht - eigentlich ein bisschen schade. Lediglich der Ablauf musste kurzfristig wegen eines kleinen Fehlers geändert werden: Das Akkreditierungsbüro hatte den belgischen Teilnehmer Patrick Ouchène alias Copycat offenbar in seinem Ablaufplan übersehen. Das Elvis-Double bekommt aber natürlich trotzdem die Chance zu seinem Probeauftritt - eben nur nicht an dritter, sondern an vierter Stelle. Der Tollen-Träger nimmt's gelassen, einen echten - oder nachgemachten - King of Rock'n'Roll bringt so eine Lappalie nicht aus der Ruhe.

Alles startklar!

Hadise © eurovision.tv Foto: Indrek Galetin (EBU)
Probe im Freizeit-Look: die türkische Sängerin Hadise

Die meisten Kandidaten sind inzwischen perfekt auf die Show vorbereitet. Die Schritte sitzen und die meisten Kostüme auch. Bei der türkischen Teilnehmerin Hadise bleibt letzteres vorerst jedoch noch ein kleines Geheimnis, bei der Probe trägt sie eine Art Jogginganzug. Für ihre sportlichen Einlagen ist das sicher auch viel bequemer - ein Finale gewinnt man so aber heutzutage nicht. Das muss man der gebürtigen Belgierin aber sicher nicht extra sagen, sie geizt sonst ja auch nicht mit erotischer Ausstrahlung.

Auch andere kommen am ersten Probentag eher verhüllt daher, etwa die Tänzerin, die den weißrussischen Sänger Petr Elfimov unterstützt. Bis zum Schluss ist nicht sicher, ob unter den weißen wallenden Tüchern eine Frau oder ein Mann steckt. Doch dann ist klar: Es ist eine weibliche Tänzerin - wenn auch mit relativ maskulinem Körper. Ein wenig raumgreifend wirken am zweiten Probentag auch die Kleider der israelischen Sängerinnen Noa & Mira Awad. Sie sind so lang, dass Noa sich am Ende lieber Hosen anzieht, um nicht ständig auf ihre Garderobe zu treten. Nachsitzen also nicht für die Sängerinnen, sondern die Schneiderin muss noch mal ran.

Lodernde Flammen und Zahnräder

Der bulgarische Countertenor Krassimir Avramov und sein Backgroundteam präsentieren den opulenten Song "Illusion" in bunten Kostümen, die an die Zeit mittelalterlicher Ritterburgen erinnern sollen. Die Kulisse im Hintergrund besteht vornehmlich aus Industriedesign und Flammenmeer - optische Elemente, auf die auch in diesem Jahr wieder mehrere Künstler setzen.

Waldo's People bei der ersten Probe in Moskau © eurovision.tv
HipHop ist nicht nur was für Jugendliche: der Finne Waldo

So auch - wie sollte es anders sein - der Beitrag aus Finnland. Waldo's People haben ein Zahnrad und ein paar Gaukler mit Flammen mitgebracht. Aber weil die Finnen ja auf das Unerwartete stehen und wir die Brachial-Optik bereits von Lordi kennen, überraschen sie in diesem Jahr mit einem neuen Musikstil: HipHop. Der bereits 42-jährige Marko Reijonen alias Waldo rappt sich tapfer durch den ansonsten eher dancelastigen Song "Lose Control". Mal sehen, ob's reicht.

Noch bodenständiger wird es, als die wuschelköpfigen Zwillinge Martin und Stefan Filipovski aus Mazedonien die Bühne betreten. Unter dem Namen Next Time liefert das Duo klassischen, unprätentiösen Rock à la Bon Jovi - allerdings singen sie den Song "Nešto što ke ostane" in ihrer Landessprache.

Großes Kino auf den Leinwänden

Gipsy.cz
Superman ist ein Tscheche: Gipsy.cz fliegt durch Moskau

Einige Kandidaten setzen in diesem Jahr stark auf grafische Unterstützung im Hintergrund. Die tschechische Band Gipsy.cz lässt auf den Screens riesige Comic-Figuren über die Bühne fliegen. Dazu tanzt ihr Sänger in einem knallroten, körperbetonten "Super Gipsy"-Kostüm über die Bühne. Anders als der Held auf den Screens kann er allerdings nicht fliegen - und weicht sogar ängstlich dem Bogen der Geigerin aus. Nicht ganz Superhelden-like, aber der bunte Auftritt von Gipsy.cz bekommt trotzdem viel Applaus.

Die Lovebugs füllen die Screens bei ihrem Auftritt mit riesigen Wolkenkratzern und verschneiten Dreitausendern - ohne Berge scheinen sich die Schweizer in Moskau nicht so richtig wohlzufühlen. Für die Rumänin Elena gibt es auf den Screens einen riesigen Baum, für die Portugiesen Flor-de-Lis Frühlingsblumen und Regenbögen.

Island und Malta bringen Erfahrung mit

Chiara bei der ersten Probe in Moskau © eurovision.tv
Schon zum dritten Mal für Malta beim ESC: Chiara

Die Isländerin Yohanna dagegen setzt eher auf gesangliche Unterstützung. Sie holt sich für ihren Auftritt ESC-erfahrene Verstärkung. Unter ihren Background-Sängern befindet sich Friðrik Ómar, der Island im letzten Jahr zusammen mit Regína Ósk als Euroband vertreten hat. Ob die beiden damit jedoch Chancen gegen die erfahrene maltesische Sängerin Chiara haben? Die nimmt - wie treue ESC-Fans sicher wissen - schon zum dritten Mal am Grand Prix teil. 1998 machte sie den dritten Platz, 2005 wurde sie sogar Zweite. Sollte sich die Reihe weiterhin so fortsetzen, dürfte sie in diesem Jahr sehr gute Chancen haben.

80er-Girlgroup und Opernpop

Auf gute Chancen hofft auch Susanne Georgi. Die Sängerin aus dem kleinen Dänemark tritt mit "La Teva Decisió" (Get A Life) für das noch kleinere Andorra an. Bei der ersten Probe zeigen sie und ihre Tänzerinnen gleich, in welchem Jahrzehnt sie sich zu Hause fühlen: Hier ein 80er-Seiden-Blouson mit Glitzer-Applikation und ein Minirock über Leggings, dort die umgehängten Gitarren - nur als Accessoire natürlich.

Malena Ernman
Operndiva mit Hang zu Discopop: Malena Ernman

Malena Ernman kommt aus einer ganz anderen musikalischen Ecke: Die Schwedin ist eine international gefeierte Opernsängerin - allerdings eine mit einem Faible für Dancebeats, wie ihr Song Song "La voix" beweist. Ganz in Weiß erscheint sie zur Probe, unterstützt von schwarzgekleideten Tänzerinnen mit Glitzermasken.

Etwas weniger glamourös die Probe des armenischen Duos Inga & Anush: Sie singen ihre energetische Ethno-Tanznummer "Jan Jan" in übergroßen T-shirts und Trainingshosen - das orientalische Flair, das der Song versprüht, bleibt optisch etwas auf der Strecke. Aber vielleicht ziehen sich die Schwestern Arshakyan vor dem Semifinale ja noch mal um.

Nur winzige Pännchen

Die optimale Mischung aus moderner Populärmusik und Folklore hat offenbar die Rockband Regina aus Bosnien-Herzegowina gesucht. Die Probe zeigt: Sie haben sie gefunden. Dazu eine Prise Sowjet-Ästhetik - Regina sind trotz kleiner Pannen bei der Probe gut gerüstet für das Halbfinale.

Andrea Demirovic
Mit Ralph Siegels Hilfe ins Finale? Andrea Demirovic

Andrea Demirovićs Probe verläuft für die Zuschauer absolut reibungslos. Die 70er-Jahre-Show der Frau aus Montenegro gemeinsam mit ihrem komplett in weiß gekleideten Tänzer sitzt perfekt. Nur Andrea selbst bemängelt, dass sie den Chor erst gar nicht, dann plötzlich total laut hört. Die Zuschauer bekommen davon jedoch nichts mit. Unter ihnen ist auch Andreas Komponist Ralph Siegel. Er ist am Ende des Auftritts voller Stolz für die diesjährige Repräsentantin seines Songs. Das dürften jedoch auch die anderen Komponisten, Sänger und Bands sein. Sie alle scheinen für das erste Semifinale sehr gut gerüstet.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 16.05.2009 | 21:00 Uhr

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