Streit zwischen Israel und EBU geht weiter
So richtig rund laufen die Beziehungen zwischen ESC-Gastgeberland Israel und der Europäischen Rundfunkunion (EBU) noch immer nicht. Nachdem die Streitigkeiten um die Finanzierung des 64. Eurovision Song Contest beigelegt sind, braut sich ein neuer Konflikt zusammen. Medienberichten zufolge fordert die EBU die Vergabe von Einreise-Visa unabhängig von politischen Ansichten. Mit Blick auf die ESC-Regeln, die nach dem Einreiseverbot für die russische Teilnehmerin Julia Samoylova 2017 nach Kiew modifiziert wurden, ist das nur konsequent. Darin heißt es unter anderem: "Der ESC ist eine unpolitische Veranstaltung. Alle teilnehmenden Rundfunkanstalten einschließlich der ausrichtenden Rundfunkanstalt haben dafür Sorge zu tragen, dass innerhalb ihrer jeweiligen Delegationen und Teams alle erforderlichen Schritte unternommen werden, um sicherzustellen, dass der ESC in keinem Fall politisiert und/oder instrumentalisiert wird."
Minister wirft EBU Dreistigkeit vor
"Ich verstehe nicht, woher die EBU die Dreistigkeit nimmt, diese verrückten Forderungen zu stellen", sagte der Minister für innere Sicherheit, Gilad Erdan, am Dienstag dem Armeeradio. "Jeder demokratische Staat hat das Recht zu entscheiden, welche Ausländer einreisen werden." Die Einreisebestimmungen wurden in Israel Anfang des Jahres verschärft. Aktivisten bestimmter Organisationen wird seitdem die Einreise verweigert. Dazu gehören vor allem Mitglieder der BDS (Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen)-Bewegung, die sich gegen die Palästinenserpolitik der israelischen Regierung wenden. Dieses neuerliche Säbelrasseln der israelischen Regierung, die nach der Debatte um den Austragungsort Mitte Juni verkündet hatte, auf jegliche weitere politische Einmischung zu verzichten, trägt sicherlich nicht dazu bei, die angespannte Situation zu entschärfen.
Legt Sabbatruhe das ESC-Prozedere lahm?
Ein weiterer Reibungspunkt zwischen EBU und Israel ist der Sabbat, der jüdische Ruhetag, an dem von Freitagabend bis Samstagabend das öffentliche Leben nahezu lahmgelegt ist. Das Finale selbst wäre davon zwar nicht betroffen, die Proben sowie das Juryfinale fallen jedoch in die Sabbat-Zeit, in der es religiösen Juden verboten ist, zu arbeiten. Jakov Litzman, ehemaliger israelischer Gesundheitsminister, forderte bereits, dass die Sabbatruhe durch die ESC-Vorbereitungen nicht verletzt werden dürfe. Der ultraorthodoxe Litzman war Ende 2017 als Minister zurückgetreten, weil die israelische Bahn an einem Samstag dringende Reparaturarbeiten durchgeführt hatte. Die EBU hingegen erwartet, dass es keine Beschränkungen im Ablauf des Wettbewerbs durch die religiösen Vorschriften gibt. Weiterer Zündstoff also, der die Debatte um Israel als Austragungsland für den ESC 2019 weiter anheizt.