Hyäne Fischer: Im Lodenmantel für Österreich?
Wer wird Österreich beim Eurovision Song Contest 2019 in Tel Aviv vertreten? "Der nächste Act aus Österreich wird im neuen Jahr bekannt gegeben, nicht vorher", heißt es beim ORF in Wien. Tatsächlich hat der Sender auch noch bis 14. März Zeit, der European Broadcasting Union (EBU) in Genf und dem israelischen Gastgebersender KAN, den Kandidaten mit seinem Lied mitzuteilen. Einen Vorentscheid wird es in der Alpenrepublik erneut nicht geben. Nach den Erfahrungen der vergangenen zwei ESC-Jahre hat dies nicht einmal zur Diskussion gestanden. "Zweimal standen wir nach einer internen Auswahl im Finale. Das gibt uns das Gefühl, mit diesem Verfahren gut zu liegen", heißt es seitens des ORF.
Im vergangenen Jahr belegte Cesár Sampson mit "Nobody But You" in Lissabon den dritten Platz. Dabei bekam er in der Jurywertung sogar die meisten Punkte. Nathan Trent schaffte es mit "Running On Air" 2017 in Kiew auf den 16. Platz im Finale.
Scouting nach dem Beitrag für Tel Aviv
Wie der ORF gegenüber eurovision.de mitteilte, wurde auch in dieser ESC-Saison wieder Eberhard Forcher vom Radiosender Ö3 mit dem Scouting der möglichen Acts beauftragt. Er stellt die Shortlist der potentiellen ESC-Acts Österreichs zusammen. Auf dieser Liste steht bereits ein in den sozialen Medien stark beachteter Act: Hyäne Fischer. Der anspielungsreiche Name wird zumindest in den Ländern, in denen Helene Fischer populär ist, verstanden. Sogar die vornehme Neue Zürcher Zeitung hat nun über sie berichtet:
"Hyäne Fischer heisst das Medienphänomen mit dunkelblonder Perücke und Silberblick, das Österreich gerade in popkulturelle Angstlust versetzt. Ein bisschen Obersalzberg-Ästhetik, ein bisschen Radiotauglichkeit und ein großer Wunsch: Man möchte für Österreich beim Eurovision Song Contest (ESC) im nächsten Frühjahr an den Start gehen. Nach dem Sieg von Conchita Wurst 2014 wäre das der zweite Anschlag auf die Sitten einer Branche, die in Helene Fischer ihre stählerne Heldin hat." Neue Zürcher Zeitung
Eine Mixtur aus Marianne Rosenberg und Pet Shop Boys?
Scout Eberhard Forcher bezeichnet die Gruppe auf seinem Youtube-Musikkanal "AUSTROZONE" als "musikalisch krude Mischung aus Marianne Rosenberg und den Pet Shop Boys." Das Musikvideo weist Hyäne Fischer als Kritikerin politischer Dumpfbackenkultur aus, indem sie diese absichtlich ästhetisch überhöht. "Das könnte durchaus auch missverstanden werden, das Zielpublikum wird es wohl richtig verstehen", glaubt Forcher.
Die Sängerin ist also jetzt schon umstritten. Sie scheint politisch rechts zu sein und ist doch in Wahrheit liberal und links. So schreibt Tobias Krone auf puls.de:
"Muss man Angst haben, dass die falschen Leute Hyäne Fischer feiern? Bestimmt nicht. Dafür macht alleine der Name schon genug klar, was das Projekt ist: Satire. Und wer es versteht, entdeckt im Video ziemlich viele Details. Aber dass er dann noch drauf tanzen will - unwahrscheinlich." Puls, Jugendradio des Bayerischen Rundfunks
Guildo Horn: Großes Vorbild der ESC-Kreuzzügler
Es könnte indes auch sein, dass Hyäne Fischer einen Humor repräsentiert, der so schrill und schräg ist, dass er sich nur mitteleuropäischen Hörern und Zuschauern erschließt. Andererseits gibt es ein Vorbild dafür, wie man sich ins ESC-Geschehen einklinkt und mit leisen Provokationen um Aufmerksamkeit buhlt: Vor 21 Jahren führte an Guildo Horn am Ende auch kein Weg vorbei - und dessen Performance reichte später in Birmingham immerhin für einen siebten Platz.
Hyäne Fischer macht als Pop-Act insofern aktuell alles richtig: Sie ist Teil des Auswahlreigens und sie beherrscht das erste Gesetz der Entertainmentbranche: Klappern gehört zum Handwerk.