Nathan Trent: Vom "Kiddy Contest" zum ESC
Der Österreicher Nathan Trent ist ein routinierter Tänzer. Er scheint sogar kein Problem damit zu haben, auf zwei Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. In seiner Heimat Österreich wird er 2016 gefragt, ob er an dem Auswahlverfahren zum Eurovision Song Contest teilnehmen will, zusätzlich bewirbt er sich eigeninitiativ in Deutschland um den Startplatz beim ESC 2017 in Kiew. Bei dem deutschen Castingmodell "Eurovision Song Contest - Unser Song 2017" schafft er es unter die Top 33, was ihm auch ein Speed-Dating mit Bürger Lars Dietrich beschert. Bevor allerdings feststeht, wer in die engere Auswahl kommt und beim deutschen Vorentscheid teilnehmen darf, gibt Österreich seinen Kandidaten bekannt. Und siehe da, der Tanz auf zwei Partys zahlt sich aus: Die Wahl fällt auf Nathan Trent.
Früh übt sich
Der geborene Innsbrucker heißt eigentlich Nathanaele Koll. Dass sein Weg ihn mal auf eine Bühne führt, überrascht kaum. Der Österreicher wächst in einer musikalischen Familie auf. Sein Vater spielt Violine am Tiroler Landestheater. Die Violine ist es dann auch, die der kleine Nathanaele im Alter von gerade mal drei Jahren zum ersten Mal in die Hand nimmt und darauf spielen lernt. Damit nicht genug, denn der musikalische Junge bekommt im gleichen Alter außerdem Privatunterricht auf dem Klavier.
Aber nicht nur die Instrumente entdeckt der Nachwuchsmusiker schon früh für sich, sondern auch den Gesang. Bereits im Kindesalter steht er in verschiedenen Musicals auf der Bühne und mit elf Jahren schreibt der Wunderknabe seine ersten eigenen Songs. Doch auch Abseits der Musik wächst Nathanaele vielfältig auf. Seine Mutter ist Italienerin und deshalb spricht der Österreicher neben Deutsch auch fließend Italienisch.
Debütsingle bringt ihn nach Kiew
Der weitere Werdegang des talentierten Österreichers ist nur konsequent. Nach der Schule besucht er die Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, an der er Musikalisches Unterhaltungstheater studiert. Im Jahr 2016 schließt er die Ausbildung ab. Nebenher arbeitet Trent weiter an seiner Karriere als Solokünstler. Seine Musikrichtungen: Pop und R'n'B. Und wie es sich für ein derart musikalisches Talent gehört, schreibt, komponiert und produziert er seine Songs selbst. Im Juni 2016 erscheint Trents Debütsingle "Like It Is". Der Dancepop-Song kommt genau zur richtigen Zeit, denn diese Single ist es, die die österreichischen Song-Contest-Talentsucher auf den Nachwuchsmusiker aufmerksam macht.
Erfahrungen als Kandidat bei Musikwettbewerben hat Trent bereits. 2003 nimmt er am österreichischen "Kiddy Contest" teil. Acht Jahre später tritt er als Mitglied der Gruppe Boyz II Hot bei der deutschen Ausgabe der Casting-Show "X Factor" an und belegt den elften Platz. Und auch auf der Theaterbühne zu stehen, ist der Österreicher gewohnt. Neben seinem Studium in Wien tritt er in mehreren Theatern auf. Gesang, Tanz und Schauspiel sind drei Talente, die Österreichs Kandidat miteinander vereint.
In 20 Minuten zum ESC-Song
Die Nominierung für den ESC 2017 belohnt schließlich Trents jahrelange harte Arbeit. "Ich habe lange Zeit auf einen Moment wie diesen hingearbeitet. Jetzt habe ich die Ehre, auf dieser großen Bühne aufzutreten und das ist ein überwältigendes Gefühl", sagt er. Sein Titel soll in Zusammenarbeit mit einem Freund in nur 20 Minuten entstanden sein. "Running On Air" heißt das fröhliche, leichte Popstück. Mit dem Lied arbeitet Trent die Zeit nach seinem Studium auf, in der er nicht wusste, wie es für ihn weitergehen soll. Die Aussage des Songs: Auch wenn es mal schwierige Zeiten gibt, wird man gestärkt aus ihnen hervorgehen. "I'm sure there'll be good times, there'll be bad times, but I don't care 'cause I'm running on air", lautet eine Textzeile.
Anstatt mit dem komplett auf Französisch intonierten Chanson wie "Loin d'ici" von Zoë, die 2016 in Stockholm einen respektablen 13. Platz erreicht, setzt Österreich 2017 in Kiew auf Pop. Eine Rockballade dürfte auch niemand erwartet haben, denn damit war Österreich 2015 beim ESC im eigenen Land mit den Makemakes kläglich gescheitert.