Zoë - Österreicherin mit französischer Seele
50 Jahre ist es her, da gewann Udo Jürgens mit dem Titel "Merci, Chérie" für Österreich den Grand Prix in Luxemburg. Auch wenn der Siegertitel von 1966 auf den ersten Blick französisch klingt, es ist ein gut gemachter deutscher Schlager, dem ein Hauch Chanson das Zeug zum Ohrwurm verleiht. Warum also das Erfolgsrezept von einst nicht noch besser machen? Nichts leichter als das: Die 19-jährige Wienerin Zoë Straub lässt neun Konkurrenten mit ihrem komplett auf Französisch intonierten Chanson "Loin d'ici" bei der österreichischen ESC-Vorentscheidung am 12. Februar 2016 hinter sich.
Die Optik der jungen Frau ist perfekt abgestimmt auf das Image einer Chansonette: weißes Spitzenkleid und Kopfschmuck im Stil der 1920er-Jahre, dazu langes blondes Haar, tiefgründig blickende blaue Augen und schmollende Lippen. Statt Alpenland-Folklore verkörpert die Newcomerin eher die französische Nationalheldin Marianne. Sie ist eine Österreicherin mit französischer Seele.
Im zweiten Anlauf ESC-Ticket gelöst
Bereits im Jahr 2015 bewirbt sich Zoë mit dem Song "Quel Filou" für das Ticket zum ESC. Damals hätte sie ein Heimspiel in ihrer Heimat Wien gehabt, doch die Makemakes machen das Rennen als Erben von Conchita Wurst - und blamieren die Alpenrepublik als Gastgeberin mit null Punkten im Finale. Immerhin darf Zoë zum Trost als Drittplazierte beim Public Viewing auf dem Wiener Rathausplatz auftreten. Nun ist sie endlich selbst dabei und ist mächtig stolz: "Österreich beim Song Contest zu vertreten, ist für mich nicht nur die allergrößte Ehre, sondern auch eine Möglichkeit, ganz Europa mit meiner Musik zu erreichen." Damit schließt sich der Kreis, denn schon als Kind war Zoë ein glühender ESC-Fan: "Ich schätze, ich war fünf Jahre alt und meine Eltern haben sich im Schlafzimmer den Song Contest angesehen. Ich hätte eigentlich schon schlafen sollen, aber ich habe vor der Tür gelauscht."
Erfolgreiches Jahr als Schauspielerin und Sängerin
Die Message ihres selbst geschriebenen Chansons ist zumindest Balsam für geschundene Seelen: "'Loin d'ici' erzählt von der Suche nach dem Paradies. Das Paradies ist dabei kein physischer Ort sondern ein inneres Bild, das jeder für sich selbst finden kann. Der Song soll den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und sie ganz einfach gut fühlen lassen", verspricht Zoë.
Gut fühlen darf sich Zoë allemal, denn die Tochter des in Österreich bekannten Musikers Christof Straub, Gründer des Folk-Pop-Duos Papermoon und an der Produktion von "Loin d’ici" beteiligt, kann auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurückblicken: Neben ihrer ersten ESC-Bewerbung veröffentlicht sie 2015 ihr Album "Debut", das auf Platz fünf der österreichischen Charts landet. Als Schauspielerin ist sie außerdem in den ORF-TV-Serien "Vorstadtweiber" und "Pregau" zu sehen. Bei Österreichs wichtigstem Musikpreis, dem Amadeus 2016, ist Zoë zudem in den Kategorien "Beste Künstlerin" und "Bester Song" nominiert, kann aber am Ende keine Trophäe mit nach Hause nehmen.
Wenige Auftritte bis zum ESC-Finale
Nach einer kleinen Tournee im Februar und März hatte Zoë vor der ESC-Finalwoche nur wenige Auftritte, unter anderem am 9. April bei Eurovision in Concert in Amsterdam. War das Zeit genug, um ausreichend Bühnenerfahrung vor großem Publikum zu sammeln? Sicher! Wer sich als Zehnjährige bei der TV-Casting-Show "Kiddy Contest" ins Finale singt, ist ganz gewiss eine Rampensau. Ihr erstes ESC-Halbfinale am 10. Mai bestand sie mit Bravour. Und auch Texthänger sind kein Problem: Französisch spricht Zoë schließlich fließend, sie machte auf dem "Lycée Francais de Vienne" ihre Matura (österreichische Bezeichnung für Abitur). Für den Wohlfühlsound ihres Songs verdiente Zoë schon vorab ein dickes "Merci, Chérie", jetzt aber ganz sicher: Sie landet beim ESC-Finale auf einem soliden Platz 13.