Österreich: The Makemakes
Bärtig und ziemlich lässig: The Makemakes setzen 2015 in Wien nicht die Bühne, dafür aber ihr Klavier in Brand. Doch sie können nicht begeistern. Null Punkte für Österreich.
Sie haben tolle Frisuren, tragen so enge Jeans, dass diese wie aufgemalt aussehen, und sie sind "for real": Nach eigener Aussage sind das die drei beeindruckendsten Fakten über The Makemakes. Dabei lässt sich zu der österreichischen Rockgruppe noch so viel mehr sagen. Zum Beispiel, dass die drei Musiker mit ihrer ersten Single direkt einen Top-Ten-Erfolg landen. Hinzu kommen Auftritte als Vorband von Bon Jovi. Nun können die Makemakes einen Haken hinter einen weiteren Punkt auf der Liste beeindruckender Erlebnisse setzen: Österreich im eigenen Land beim Song Contest vertreten. Doch obwohl die drei Musiker in Wien einen guten Auftritt hinlegen, bekommen sie keine Punkte.
Kein Castingprodukt
Wer eine glattpolierte Boygroup möchte, wird bei den Makemakes nicht fündig. Weder handelt es sich bei der Band um ein Casting-Produkt, noch scheinen die drei Männer Mitte 20 allzu viel Energie damit zu verschwenden, unbedingt gefallen zu wollen. Sänger Dodo (Dominic) Muhrer, Bassist Max (Markus) Christ und Schlagzeuger Flo Meindl ziehen einfach ihr Ding durch. Während andere Formationen sich eigens für den Song Contest zusammentun, gibt es die Band der drei jungen Männer aus Flachgau und Vöcklabruck bereits seit 2012. Seitdem machen sie gemeinsam Musik. Zwei der Bandmitglieder kennen sich sogar noch aus Kindertagen und sind schon mit neun Jahren zusammen aufgetreten.
Ein Zwergplanet mit Charterfolgen
Zumindest einer der drei Musiker dürfte sich entweder für Himmelskörper oder Gottheiten interessieren. Anders wäre es kaum zu erklären, dass sich die Österreicher für den Bandnamen The Makemakes entscheiden.
Makemake ist ein Zwergplanet, der wiederum nach der Schöpfer- und Fruchtbarkeitsgottheit der Kultur der Osterinsel benannt ist. Doch ganz egal, wie der Bandname zustande gekommen ist, die Musik der drei kommt an: Gerade mal einen Monat nach Gründung schafft es die Band mit der ersten Single "The Lovercall" bis auf Platz sechs in den österreichischen Charts. Die Single "Million Euro Smile" rückt 2014 sogar auf Platz zwei vor. Doch nicht nur mit ihrer eigenen Musik sorgt die Gruppe für Aufsehen. Die drei Österreicher covern "Ur So Gay" von Popstar Katy Perry und landen damit einen Klick-Erfolg. Eine Millionen Mal wird das Video dazu auf YouTube angeguckt.
Flammender Flügel und Kerzenromantik
So ganz aus dem Nichts kommen The Makemakes also nicht, als sie beim österreichischen Vorentscheid "Wer singt für Österreich?" antreten. Als sie ihre Rockballade "I Am Yours" spielen, zeigen sich die drei jungen Männer überraschend romantisch - mit Kerzenschein und einem brennenden Flügel auf der Bühne. Über die Eintrittskarte zum Song Contest freuen sie sich dann aber wieder in gewohnt lässiger Makemakes-Manier: "Wir werden das Ganze jetzt mit ein paar Bier verarbeiten."
Ihr Gewinnersong, mit dem sie auch in Wien auftreten, weckt allerdings schon im Vorfeld des Wettbewerbs bei vielen Zuhörern Erinnerungen an Coldplays "The Scientist". Die Makemakes wären aber nicht sie selbst, wenn sie dieser Kritik nicht gelassen gegenüberstehen würden. "Es hat jede Melodie schon 100 Mal gegeben. Du kannst das Rad nicht neu erfinden, du kannst aber weiter daran drehen. Wenn man das Gefühl hat, dass einem das Lied bekannt vorkommt, ist das nur ein Zeichen dafür, dass es eingängig ist. Und es gibt Schlimmeres, als mit Coldplay verglichen zu werden", sagt Frontmann Dominic Muhrer dem Magazin TV Media.
Und noch ein Gerücht rankt um die ESC-Kandidaten aus Österreich. Man munkelt, dass Oscar-Preisträger Christoph Waltz der Vater von Muhrer ist - einige Menschen sehen eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen dem Sänger und dem Schauspieler. Zu diesem Gerücht äußert sich Muhrer bisher allerdings nicht und so brodelt es weiterhin vor sich hin - und beschert der Band noch zusätzliche Aufmerksamkeit. Doch egal, ob der Frontmann tatsächlich ein unehelicher Waltz-Sohn ist oder nicht, eins steht schon mal fest: Langweilig wird es um diese Band - trotz der Null-Punkte-Schlappe in Wien - in Zukunft auf keinen Fall.