Stand: 15.03.2015 13:15 Uhr

Favoritensieg in Stockholm

Der schwedische ESC-Teilnehmer Måns Zelmerlöw © Stina Stjernkvist/SVT Foto: Stina Stjernkvist/SVT
Måns Zelmerlöw ist der herausragende Sieger des Melodifestals. Er vertritt Schweden mit "Heroes" in Wien.

Schwedens ESC-Abteilung beim TV-Sender SVT hat eine kleine, aber feine Hürde für den Gewinneract seines Melodifestival eingebaut, und das seit einigen Jahren. Keine eigene Jury - Experten aus Schweden - vergibt Punkte, sondern, ehe das Publikum über die Macht seiner Telefonanrufe und SMS-Stimmen zum Zuge kommt, ein internationales Gremium. Die nichtschwedische Jury soll faktisch prüfen, ob ein Titel international taugt, nicht nur bei den Einheimischen. Denn die stimmen ja später in Wien nicht über das "eigene" Lied ab. Elf TV-Sender ließen ihre Experten abstimmen - auch Österreichs ORF war eingeladen, für diesen wertete Conchita Wurst. Neun von ihnen - auch die Siegerin des Vorjahres - werteten auf den ersten Platz den späteren Sieger: Måns Zelmerlöw mit seinem Titel "Heroes".

Aber es war eine einmütige Wahl: Denn Måns Zelmerlöw, dieses Jahr zum vierten Mal beim wichtigsten Popwettbewerb Schwedens seit vielen Jahrzehnten, hatte am Ende auch das Publikum auf seiner Seite. 18,6 Prozent des Televotings stimmten für ihn und seinen Popschlager "Heroes". Dennoch gab es Differenzen zwischen internationaler Jury und den schwedischen Wählern. Hasse Andersson und sein klassischer Achtzigerjahreschlager "Guld och gröna skogar", eine Hymne auf das alte Schweden der Tanzkapellen im Sommer, der schunkelnden Eintracht, belegte bei den elf Juroren den letzten Platz, bei den schwedischen ESC-Wählern hingegen den dritten Rang. Und Jon Hendrik Fjällgren und sein Ethno-Pop-Stück "Jag är fri" (Ich bin frei) mit dem Appeal von Sami-Kultur, mit Anklängen an andere Weltmusikstücke beim ESC, landete bei den Gästen aus dem Ausland im Mittelfeld, in Schweden selbst jedoch auf dem zweiten Platz.

VIDEO: Måns Zelmerlöw: "Heroes" (3 Min)

Song mit Hitpotenzial

Eric Saade für Schweden © NDR Foto: Rolf Klatt
Eric Saade landete 2011 in Düsseldorf mit seinem Popsong "Popular" auf dem dritten Platz.

Zelmerlöw, Spross aus einer Akademikerfamilie, geboren in Lund (und damit der dritte ESC-Vertreter des Landes hintereinander, der aus dieser südöstliche Ecke des Landes stammt), hat mit seinem Titel "Heroes" alles richtig gemacht: Es klingt vom aufgedonnerten Arrangement her wie eine Fortsetzung von Eric Saades "Popular", Robin Stjernbergs "You" oder auch Charlotte Perrellis "Hero": ein einfaches Poplied, das extrem einzunehmen weiß und auf Anhieb ins Ohr geht.

Der Rest des Feldes spielte an diesem Abend eine belanglose Rolle. Allein Mariette und ihr "Don't Stop Believing", das bei den internationalen Gästen auf dem zweiten Rang landete,  setzte noch eigene Akzente: Allerdings erntete sie beim schwedischen Publikum lediglich 5,8 Prozent Zustimmung. Linus Svenning, der wie voriges Jahr über die "Zweite Chance" ins Finale gelangte, erhielt diesmal 3,8 Prozentpunkte des Televotings: Niemand guckte so enttäuscht bei der Punktevergabe wie er. Das Melodifestival selbst war einmal mehr ein Entertainment aus der Kategorie "Big Show" - das schwedische Fernsehen kann in Szene setzen, was für das Popgewerbe im Lande ungefähr so wichtig ist wie die Oscar-Verleihung für das Filmgeschäft in den USA (und nicht nur dort).

Schwede wird schon als Favoirt gehandelt

Ob Måns Zelmerlöw in Wien am 21. Mai (beim zweiten Halbfinale), dann, wenn die Qualifikation hinhaut, am 23. Mai beim Grand Final, einen ähnlichen Erfolg wie im vorigen Jahr Sanna Nielsen verbuchen kann, ist natürlich offen. Ich schätze aber, dass er vorne landen wird. "Heroes" ist eingängig, stört nicht durch experimentelle Geschichtchen wie etwa eine überdimensionierte Windmaschine, bleibt in gewisser Hinsicht geheimnislos - gleichwohl der Sänger selbst ausgesprochen sympathisch wirkt.

Erste Reaktionen auf den Sieg Zelmerlöws beim Melodifestival deuten eine starke Verbundenheit der ESC-Fan-Szene mit diesem Performer und seinem Lied an: "Wenn Australien nicht noch Besseres nach Wien schickt, wird es dieser Schwede", heißt es in einem Post - stellvertretend für viele andere, die den Schweden nun als Favoriten rangieren. Möglich, dass diese in Österreichs Lied "I Am Yours" von The Makemakes verkennen, was voriges Jahr The Common Linnets hatten: Coolness.

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Eurovision Song Contest | 23.05.2015 | 21:00 Uhr

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